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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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verringern. Es könnte für saubere Luft und klares Wasser streiten und mehr Frieden durchsetzen. Es könnte die Menschen durch Kraft und Leistung begeistern. Bei der Fußballweltmeisterschaft kamen von den letzten vier Mannschaften drei aus Europa. Bei den Olympischen Spielen erringen Europäer regelmäßig die meisten Medaillen. Wir wissen das nur nicht, weil wir immer in Nationen denken.
    Für meine Generation, die am Ende des Zweiten Weltkriegs Geborenen, war und ist Europa ein Ziel und die Erfüllung vieler Wünsche.
    Ein zweites Argument: Die politische Union steht nicht unmittelbar vor der Tür. Sie muss nicht heute oder morgen verwirklicht werden. Sie ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Es reicht, wenn Europa in 30 oder 40 Jahren eine politische Union ist. Das aber ist noch eine lange Zeit. Da kann noch viel passieren. Da wird sich auch im Bewusstsein der Menschen noch einiges tun.
    Schauen wir nur, wie Europa vor 40 Jahren aussah. Damals gab es noch kein Europäisches Parlament. Damals mussten wir an den Grenzen noch zur Passkontrolle. Damals gehörten Länder wie Österreich oder Spanien und Portugal noch nicht zur Union, von Großbritannien ganz zu schweigen. Es reicht für die politische Union, wenn sich die Entwicklung der letzten 40 Jahre im gleichen Tempo fortsetzt.
    Ein drittes Argument: Nationalstaaten in ihrer jetzigen Form sind bereits heute ein Auslaufmodell. Sie waren vor 200 Jahren in Europa die großen Innovationen, die den Sprung aus der Provinzialität in die Neuzeit möglich machten sowie die Industrialisierung und den Wohlstand der Menschen. Sie waren die Basis für den Zusammenhalt in den modernen Gesellschaften.
    Heute nähert sich die Zeit der Nationalstaaten dem Ende. Sie entsprechen nicht mehr den Erfordernissen einer globalen, zusammenwachsenden Welt. Sie können ihre eigenen Geschicke bei offenen Grenzen und einer Mobilität von Arbeit und Kapital immer weniger beeinflussen. Was nutzt es, wenn Deutschland seine Kernkraftwerke abschaltet und auf regenerative Energien setzt, wenn auf der anderen Seite der Grenze in Frankreich oder in Tschechien weiter Kernkraftwerke stehen (von denen wir auch Strom beziehen)? Bei einem Atomunfall wären auch die Deutschen betroffen.
    Nationalstaaten haben auch auf weltpolitischer Ebene immer weniger zu sagen. Dort geben neue große und einflussreiche Spieler den Ton an. Entweder muss sich die Weltwirtschaft wieder auseinanderentwickeln, was angesichts der wachsenden Bevölkerung, der zunehmend dichteren Besiedlung der Erde und der Produktivitätsvorteile größerer Produktionseinheiten auf lange Sicht aber kaum denkbar ist. Oder aber die alten Nationalstaaten müssen sich zu größeren Einheiten verbinden.
    Der Zusammenschluss der Nationalstaaten ist es, der die Welt noch einmal ein Sprung nach vorne bringen wird. Er bietet für die Menschen und die Welt als Ganzes eine neue Qualität. Insofern liegt die politische Union in der Logik der Geschichte: Sie kommt, ob wir es wollen oder nicht. Wichtig ist nur, dass sie für die Währungsunion nicht zu spät kommt.
    Merkel for President
     
    Der vierte Grund, weshalb eine politische Union gar nicht so undenkbar ist, ist vielleicht der wichtigste: Auch Politiker sind Menschen. Sie sind ehrgeizig, sie wollen gestalten, und sie brauchen dazu Macht. Ein Europa-Parlamentarier der Slowakei erzählte mir einmal: »Wenn ich als Politiker meines Landes in die USA oder nach Asien reise, dann werde ich kaum wahrgenommen. Niemand kennt die Slowakei, niemand weiß, wo sie liegt, welche Sprache man dort spricht und welche Probleme man dort hat. Niemand interessiert sich dafür. Wenn ich aber sagen kann, dass ich Europäer bin und dem Parlament in Brüssel angehöre, dann ist es etwas ganz anderes. Dann werde ich sofort wahrgenommen, dann redet man mich im Kongress in Washington mit ›Herr Kollege‹ an, und man nimmt mich ernst. Für uns Slowaken ist es deshalb schon aus Gründen des Selbstbewusstseins und der Selbstachtung wichtig, in der Europäischen Union zu sein.«
    Ein Deutscher oder ein Franzose würde das so offen nicht sagen. De facto verhält es sich für ihn aber nicht viel anders. Wenn Frau Merkel zu wählen hätte zwischen dem Posten der deutschen Bundeskanzlerin und dem der Präsidentin des Europäischen Rats, würde sie sich, vermute ich, im Hinblick auf die Gestaltungsmöglichkeiten sicher für den Brüsseler Job entscheiden. Dort stünde sie über den nationalen Regierungsschefs und befände

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