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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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die Schwellenländer konkurrenzlos hervor. Die USA sind in den vergangenen zehn Jahren nicht sehr viel rascher expandiert als die Europäer. Ihre reale Wachstumsrate betrug von 2001 bis 2010 jährlich 1,7 Prozent. Die der Europäischen Union lag dagegen nur bei 1,5 Prozent und die von Euro-Land nur bei 1,1 Prozent. Hier muss man freilich berücksichtigen, dass in den USA die Bevölkerung schneller gewachsen ist als in Europa. Beim Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens unterscheiden sich die USA nicht sehr viel von Europa.
    Man darf bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit aber nicht nur auf makroökonomische Daten schauen. Was ein Powerhouse Europa auszeichnet ist, dass es zum Beispiel bei der Lebenserwartung besser abschneidet als die USA. Oder im Umweltschutz. Die CO 2 -Emissionen sind in Europa wesentlich niedriger als in den USA oder in China. Der städtische Müllabfall ist in Amerika größer als in Europa. Allerdings liegen die USA in Forschung und Entwicklung sowie bei Information und Kommunikation weiter vorne.
    Interessant ist die Position Europas bei den Direktinvestitionen. Eigentlich würde man erwarten, dass der Großteil der weltweiten Direktinvestitionen in den Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien anfällt. Das ist aber nicht der Fall. Nach einer Statistik der Welthandelsorganisation entfallen von den gesamten weltweiten Direktinvestitionen rund 32 Prozent auf Europa, aber nur 12 Prozent auf die USA und lediglich 9 Prozent auf China (jeweils 2009). Natürlich spielt hier auch eine Rolle, dass alle innereuropäischen Direktinvestitionen mit erfasst sind. Trotzdem ist es ein Zeichen, wie attraktiv die europäischen Unternehmen und die europäischen Märkte für internationale Investoren aus der Welt sind.
    Der Papst sitzt in Rom
     
    Nicht nur wirtschaftlich, auch kulturell ist Europa ein Zentrum der Welt. Der Kontinent zählt zu den ältesten Zivilisationen der Welt, hier liegt der Ursprung einer der großen Weltreligionen. Außerdem kann Europa auf eine lange und ruhmreiche Tradition in Literatur, Musik, den bildenden Künsten und Philosophie und Wissenschaft zurückblicken. Viele Japaner bewundern die deutsche Musik und Literatur. Wie viele Gemälde europäischer Künstler hängen in den weltweiten Museen! Gerade in den USA spielen europäische Künstler eine große Rolle. Amerika hat erst in den letzten Jahrzehnten aufgeholt und wichtige Maler, Dichter, Musiker und Philosophen hervorgebracht.
    Europa ist nicht nur eine Agglomeration von Menschen, es ist eine Wertegemeinschaft, eine Gesellschaft, die auf gemeinsamen Weltanschauungen basiert und auf vielen Gebieten innovative gesellschaftliche Lösungen hervorgebracht hat. Siehe etwa das Subsidiaritätsprinzip, nach dem in Gesellschaften eine höhere Organisationsebene immer nur das steuern und erledigen soll, was auf der unteren Stufe nicht ordentlich gemacht werden kann. Das ist weltweit zu einem Grundprinzip guter politischer Organisation geworden.
    Oder das Prinzip der Solidarität, nach dem eine Gemeinschaft auch für ihre schwächeren und benachteiligten Mitglieder einstehen soll. Die soziale Marktwirtschaft versucht die Prinzipien Solidarität und Freiheit in der wirtschaftlichen Organisation miteinander zu verbinden. Sie gewinnt in den letzten Jahren zunehmend auch international an Attraktivität. Es hat sich gezeigt, dass zu große Ungleichheiten in der Gesellschaft zu Spannungen und Ungleichgewichten führen können.
    Man kann zu den zivilisatorischen Vorzügen Europas noch eine ganze Reihe anderer Punkte hinzufügen:
    Europa ist ein Hort des langfristigen Denkens. Es gibt sich nicht so schnell mit kurzfristigen Lösungen zufrieden, sondern orientiert sich am Dauerhaften – gemäß dem griechischen Fabeldichter Äsop, von dem der Ausspruch stammen soll: »Quidquid agis, prudenter agas et respice finem« – Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen.
    Europäer achten bei ihren Produkten mehr auf Qualität und in der Produktion und ihrer Lebensweise mehr auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Energieeinsparung, Energieeffizienz, saubere Luft, saubere Gewässer spielen eine viel größere Rolle als in anderen Regionen der Welt. 90 Prozent der weltweiten Gesetzgebung zu Umweltfragen sollen aus Europa stammen.
    Die Europäer sind im Ganzen toleranter gegenüber anderen Religionen oder anderen Anschauungen. Sie sind weniger getrieben von Sendungsbewusstsein als etwa die Amerikaner, aber auch manche Asiaten.

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