Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
oder gleichartige Lebensverhältnisse geben, wie das im deutschen Grundgesetz vorgesehen ist.
Die drei reichsten Länder haben ein 3,5-mal so großes Pro-Kopf-Einkommen wie die ärmsten drei. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik stehen die drei Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen (Hessen, Bayern und Baden-Württemberg) gerade 1,5-mal so gut da wie die drei ärmsten (Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-Anhalt). Und schon in Deutschland stößt der Finanzausgleich auf erhebliche Widerstände. Bei einer solchen Transferunion in Europa müssten die Zahler so tief in die Tasche greifen, dass sie sich selbst strangulieren würden.
Schließlich: Die Transfers sollten nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern genutzt werden. Sie sollten besser für sinnvolle Projekte ausgegeben werden. Es kann nicht sein, dass die Gemeinschaft die Rente jenes berühmt gewordenen Griechen zahlt, der mit 55 Jahren pensioniert wurde. Es wäre viel gewonnen, wenn die Zahlungen an bestimmte Investitionen gebunden würden. Damit würde man dazu beitragen, dass die Wirtschaft produktiver und wettbewerbsfähiger wird. Sie kann die Kredite dann auch leichter zurückzahlen. Freilich kann sich bei einem solchen Modell eine Überschneidung mit den Krediten der Europäischen Investitionsbank ergeben.
Bisher ist die Kritik an der Transferunion also übertrieben. Man muss aber schon besorgt sein. Das Problem ist, dass hier eine Tür aufgestoßen werden könnte. Es muss verhindert werden, dass diese Hilfen perpetuiert oder zu anderen Zwecken genutzt werden und der Euro dadurch zu einer anderen Währungsunion mutieren würde. Grundsätzlich ist immer wieder daran zu erinnern: Eine Währungsunion ist von Natur aus keine Solidarunion. Wer Transfers gibt, sollte das nicht unter dem Deckmantel der Währungsunion tun.
VIII. Was passiert, wenn nichts passiert?
2. Mai 2011 Als Osama bin Laden im fernen Abbottabad in Pakistan von den Amerikanern heute Nacht erschossen wurde, fand man 500 Euro in seinen Kleidern eingenäht. Das war das Notgeld für den Fall seiner Flucht und wurde von den Europäern etwas verschämt aufgenommen. Mit einem Terroristen sollte die gemeinsame Währung nichts zu tun haben.
Dass der größte Feind der USA keine US-Dollar bei sich haben wollte, ist einerseits auf Anhieb verständlich. Andererseits hätte es für ihn einen Reiz haben können, dass er seine Flucht vor den Amerikanern mit eben der Währung der USA finanzieren würde. Aber warum war kein Gold in seiner Kleidung, das angeblich sicherste Zahlungsmittel in der Welt? Warum keine Pakistan Rupie oder chinesische Yuan? Offenbar ging Osama bin Laden davon aus, dass er mit der europäischen Gemeinschaftswährung selbst in Pakistan am besten aufgehoben wäre. Ich fand das bemerkenswert.
1. Wie geht eine Währung kaputt?
Wie kann eine Währung eigentlich kaputtgehen? Währungen sind keine Autos, die plötzlich stehen bleiben. Es raucht aus dem Motorraum. Die Reifen sind platt. Oder die Elektronik rührt sich nicht mehr. Man kann Währungen nicht einfach an den Straßenrand fahren, den ADAC rufen oder sich selbst die Handschuhe anziehen, um den Schaden zu beheben.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine Währung zugrunde gehen kann. Die eine ist der Crash, der Big Bang. Zu dem kommt es, wenn die Inflation immer schneller wird. Zunächst beträgt sie 2 Prozent, damit kann man leben. Das akzeptieren sogar die Zentralbanken noch als Stabilität. Dann sind es 5 oder 6 Prozent, da wird es schon kritischer. Es fällt den Menschen immer schwerer, sich den steigenden Preisen anzupassen. Sie befürchten, dass die Entwicklung eine Eigendynamik bekommt, die dann nicht mehr aufzuhalten ist.
Aber auch bei solchen Raten kann man die Währung noch retten, es braucht nur eine stärkere Restriktionspolitik. Wenn die Inflation auf 15 oder 20 Prozent steigt, wird es immer schwerer, sie aufzuhalten. Selbst dann kann man jedoch noch die Notbremse ziehen. Die Amerikaner taten das, als sie unter dem legendären Notenbankchef Paul Volcker die Zinsen bis auf 15 oder 20 Prozent hievten. Aussichtslos ist es, wenn die Entwicklung in eine Hyperinflation übergeht mit Preissteigerungen um 100 oder 1000 oder noch mehr Prozent – und zwar nicht nur im Jahr, sondern im Monat und am Ende auch in einer Woche oder an einem Tag. Dann ist die Währung kaputt und muss ersetzt werden. Es kommt zur Währungsreform.
Das hat es in Deutschland nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg
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