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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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gegeben. Der Weg ging von der Goldmark zur Rentenmark, zur Reichsmark und dann zur D-Mark. Auch in anderen Ländern ist es zu Währungsreformen gekommen. In Brasilien gab es in den 1980er und 1990er Jahren binnen acht Jahren die Cruzeiros, die Cruzados, die Novos Cruzados, die Cruzeiros Reais und schließlich den Real, der dann gehalten hat. In Argentinien gab es seit den 1970er Jahren den Peso Ley, dann den Peso Argentino, dann den Austral und dann den Peso.
    Die Währungsreform ist der GAU für jede Gesellschaft. Vermögen geht verloren, Altersvorsorge ist nichts mehr wert. Wer sein Leben lang gut gewirtschaftet und vorgesorgt hat, jetzt aber nicht mehr arbeiten kann, steht vor dem Nichts. Armut und Elend sowie Ungerechtigkeiten nehmen zu. Die Stabilität der staatlichen Gemeinschaft und das Vertrauen der Bürger in den Staat verschwinden.
    Manch einer fürchtet, dass das auch beim Euro passieren könnte. Die Staatsverschuldung ist so stark angestiegen, die Europäische Zentralbank hat so viel Geld in den Kreislauf gepumpt, dass einem schon angst und bange werden kann. Vor allem der Kauf von Staatsanleihen durch die EZB in der Euro-Krise hat solche Befürchtungen genährt.
    Ausschließen kann so etwas niemand. Ein vorsichtiger Anleger, der gut schlafen möchte, sollte sich auf alle Eventualitäten einstellen. Die Anlage seiner Ersparnisse in Gold ist ein Schutz, auch der Kauf von Immobilien oder die Anlage des Geldes in anderen Währungen. Beim nüchternen Abwägen der Wahrscheinlichkeiten aber relativiert sich die Gefahr wieder: Die Konjunktur (in Deutschland) ist nicht so überschäumend, dass die Unternehmen jede Preissteigerung am Markt durchsetzen können. Der Wettbewerb auf den Märkten ist – von Ausnahmen wie dem Benzinmarkt abgesehen – hoch.
    Die Sicherungen gegen zu starke Preissteigerungen sind in der Europäischen Währungsunion gut ausgeprägt. Die Notenbank ist unabhängig. Sie hat ein breites und modernes Instrumentarium zur Bekämpfung von Inflation. In ihren Gremien sitzen Frauen und Männer, die stabilitätsbewusst sind. Die öffentlichen Defizite werden – auch in den Ländern, die nicht so stark unter Druck stehen – früher abgebaut, als das etwa in den USA der Fall ist. Es gibt eine starke Verankerung des Stabilitätsziels in der Gesellschaft. Die Inflationserwartungen an den Märkten sind gering. Nur eine Minderheit rechnet in den kommenden Jahren mit einer stärkeren Geldentwertung. Die Renditen für 30-jährige Bundesanleihen liegen unter 4 Prozent. Wer mit einer größeren Preissteigerung rechnen würde, würde sich kaum solche Papiere ins Depot legen. Einige Pensionsfonds kaufen sogar 50-jährige Bonds mit einem Zins von etwas über 4 Prozent.
    Natürlich darf man niemals nie sagen. Man sollte sich auch den Fall einer stärkeren Inflation vorbereiten. Aber als akutes Problem ist sie nicht zu erkennen.
    Wenn das Vertrauen schwindet
     
    Weniger spektakulär, aber wahrscheinlicher ist der Fall, dass Geld seinen Wert verliert, weil die Menschen nicht mehr daran glauben. Geld beruht auf Vertrauen. Nur wenn die Menschen sich auf das Geld verlassen können, kann es seine Funktionen auch erfüllen. Hier lauert derzeit echte Gefahr.
    Geld hat in einer modernen Volkswirtschaft drei Funktionen. Zum einen dient es den Menschen als Zahlungsmittel, das die Arbeitsteilung in der Gesellschaft erleichtert. Man muss nicht lange suchen, was der Bäcker als Tausch gegen sein Brot akzeptieren könnte, man gibt ihm Geld, und er ist zufrieden.
    Diese Funktion des Geldes ist heute noch am wenigsten gefährdet. Sie emanzipiert sich immer mehr von dem vom Staat zur Verfügung gestellten Zahlungsmittel. Wir verwenden mehr und mehr Karten und Buchgeld, um die Zahlungen zu bewerkstelligen. Wenn es den physischen Euro nicht mehr gäbe, hätte die Finanzwirtschaft schnell einen Ersatz zur Verfügung.
    Die zweite Funktion ist Geld als Recheneinheit. Geld erleichtert es, die Güter und Dienstleistungen auf dem Markt zu bewerten und sie mit dem eigenen Einkommen zu vergleichen. Mittels der Recheneinheit weiß ich, dass Butter teurer und damit wertvoller ist als Margarine. Diese Funktion ist wichtig, muss aber nicht zwingend in einer bestimmten Währung erfüllt werden. Man kann sich leicht andere Recheneinheiten besorgen. Manche Länder, zum Beispiel in den Staaten Zentral- und Osteuropas, benutzen statt der eigenen Währung den Euro oder – vor allem früher – den US-Dollar als Recheneinheit.
    Das

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