Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettet unser Geld

Rettet unser Geld

Titel: Rettet unser Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
Vom Netzwerk:
Politikern Versagen vor, die einfach geschlafen hatten, statt Kontrolle auszuüben, wie es ihre Aufgabe gewesen wäre.
    Wie die isländische hätte auch die deutsche Öffentlichkeit ein Anrecht, auf diese Fragen eine klare Antwort zu bekommen: Warum sind ausgerechnet bei uns so viele Schrottpapiere gelandet? Wieso fanden sich die meisten davon in staatlichen Banken und Landesbanken? Welche Rolle spielten deutsche Politiker, die in diesen Banken als Aufsichtsräte fungierten? Und welchen Einfluss auf das fahrlässige Verhalten der Banken nahm die Bundesregierung, die noch kurz vor Ausbruch der Krise für den Ankauf von asset backed securities warb, die sich hinterher als Millionen Euro verschlingende Muster ohne Wert herausstellten? Einige Antworten habe ich in Die Abwracker zu geben versucht - aber noch besser wäre es, die Regierung und die betroffenen Politiker würden wie ihre isländischen Kollegen selbst zur Aufklärung beitragen.
    Nebenbei bemerkt: Für jeden Kleinkram gibt es bei uns Parlamentarische Untersuchungsausschüsse und Enquetekommissionen
- für die Aufarbeitung der größten Wirtschaftskrise seit dem Krieg reichte es nicht einmal für eine Kleine Anfrage im Bundestag. Dass unser neuer Bundespräsident hier eine Schneise in das Dickicht des Schweigens schlägt, wäre zwar wünschenswert, dürfte aber wohl utopisch sein, da dies auf einen unangenehmen Konflikt mit fast allen Parteien hinausliefe.
    Ihre Vertreter saßen nämlich in den Aufsichtsräten der Banken, die dem deutschen Steuerzahler die Milliardenverluste einbrachten - auch in der IKB. Bekanntlich war sie das erste deutsche Bankhaus, das der US-Immobilienkrise zum Opfer fiel, bevor der deutsche Steuerzahler sie zu spüren bekam. Bis 2009 kostete ihn die Sanierung der Bank rund zehn Milliarden Euro, plus weitere neun Milliarden an Staatsgarantien. Die Mitverantwortlichen aus dem von Peer Steinbrück geführten Finanzministerium konnten sich dann als Feuerwehrleute in Szene setzen. Kaum jemand kam auf die Idee, einmal nachzuforschen, inwieweit sie am Ausbruch des Brandes eine gehörige Portion Mitverantwortung tragen.
    Im April 2010 bekam der grandiose Schwindel, auf den die deutschen Banker hereingefallen waren, plötzlich ein Gesicht: Die Investmentbank Goldman Sachs, die vom Zusammenbruch ihres Konkurrenten Lehman Brothers profitiert und schon wieder neue Gewinnrekorde eingefahren hatte, sah sich mit einer Betrugsklage konfrontiert, wodurch ein Grundprinzip ihrer Geschäftsphilosophie verletzt wurde. »Man hat uns immer beigebracht«, verriet Gary Gensler - zunächst Goldman Sachs-Manager, dann stellvertretender Finanzminister und danach wichtiger Finanzkontrolleur Barack Obamas -, »dass unser Firmenname niemals in den Zeitungen auftauchen sollte«.
    Doch genau dies geschah, denn die US-Börsenaufsicht warf der Firma vor, hochriskante securities verkauft und dabei »wichtige Informationen« verschwiegen zu haben - unter anderem
die, dass die eingezahlten Beträge wegen der schon absehbaren Immobilienkrise in kürzester Zeit verloren gehen würden. Einer der eifrigen Kunden, die das Zeichen an der Wand nicht erkennen wollten, war die IKB mit dem hohen Beamten Jörg Asmussen aus dem Finanzministerium im Aufsichtsrat.
    Wie der Betrug eingefädelt wurde, der die Düsseldorfer Bank um 150 Millionen Euro erleichterte, ist so spannend, dass es nicht unerwähnt bleiben darf. Der Hauptakteur, Börsenspekulant John Paulson, hatte Goldman Sachs dazu animiert, ein Verbriefungspaket zusammenzuschnüren - die berühmten asset backed securities -, das, salopp gesagt, »in die Hose gehen« musste, und zwar garantiert. Es war die Investment-Gurke par excellence, und mich wundert nicht, dass die IKB zugegriffen hat.
    Allerdings wundert mich, wie Goldman Sachs den Nerv haben konnte, ihren Stammkunden Paulson - Chef des drittgrößten Hedgefonds der Welt - gleichzeitig auf den Untergang der Gurke wetten zu lassen. Das heißt, sie jubelten den Banken ein Papier unter, von dem sie nicht nur wussten, dass es scheitern musste, sondern auch, dass Paulson durch den Verlust Gewinne einstreichen würde, so wie sie selbst ihre Provision. Das Spiel war todsicher: Kein halbes Jahr später verlor die Anlage 99 Prozent ihres Wertes, und Paulson gewann eine schlappe Milliarde.
    Goldman Sachs, in diesem Fall auf frischer Tat ertappt, bekam einen Deal: Gegen Zahlung von 550 Millionen Dollar sah die Börsenaufsicht von einer Zivilklage ab. Von den 13,4 Milliarden Dollar, die

Weitere Kostenlose Bücher