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Rettet unser Geld

Rettet unser Geld

Titel: Rettet unser Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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stiegen rasant, zugleich senkten die amerikanischen Ratingagenturen Moody’s, Standard and Poor’s und Fitch die Bewertungen des überschuldeten Landes. Und noch etwas geschah, das in allen europäischen Hauptstädten die Alarmglocken läuten ließ: Der Euro sank. Innerhalb von nur zwei Monaten stürzte er von knapp 1,60 Dollar auf 1,45 Dollar ab.
    Wie im Fall der Immobilien- securities wirkten die vermeintlich allmächtigen Ratingagenturen der Wall Street auch diesmal wieder schlecht informiert. Weit besser unterrichtet zeigte sich die Investmentbank Goldman Sachs. Denn dank ihres hervorragenden Rufes als regierungsnahes Institut hatte sie, wie das Handelsblatt am 24. Februar 2010 schrieb, die ehrenvolle Aufgabe übertragen bekommen, »Griechenland den Weg zum Euro-Beitritt zu ebnen. 1999 hatte das Land die Kriterien für den Beitritt zur Euro-Zone noch nicht erfüllt. 2001 schafften die Griechen es schließlich« - allerdings, wie man nun weiß, dank gefälschter Defizitzahlen.
    Und wie gelang dem kleinen Land der große Betrug, der sich auch in den nächsten Jahren fortsetzte? »Von 1998 bis 2000«, so berichtete das Handelsblatt weiter, »arrangierte Goldman Sachs zwölf Währungsswaps für Athen«, mit denen Schulden kaschiert wurden. Dafür soll die Investmentfirma »nach Informationen aus Finanzkreisen Gebühren von rund
300 Millionen Dollar kassiert haben«. Mit anderen Worten: Die Griechen haben sich ihren Euro-Beitritt etwas kosten lassen. Der »Finanzvorteil« wiederum, den sie dadurch gegenüber Brüssel geltend machen konnten, lag laut Handelsblatt bei »zwölf Milliarden Euro«. Zweifellos in Bezug auf diese allgegenwärtige Investmentbank sagte Kanzlerin Merkel beim Politischen Aschermittwoch am 17. Februar 2010: »Es ist eine Schande, wenn Banken, die uns schon an den Abgrund gebracht haben, auch noch beim Fälschen von Statistiken in Griechenland dabei waren.«
    Die Beratungstätigkeit von Goldman Sachs dauert bis in die Gegenwart an. Ebenfalls im Februar 2010 wies der ehemalige Hedgefonds-Manager James Rickards in der Financial Times darauf hin, wie Griechenlands Schwäche von Finanzspezialisten ausgenutzt würde. Auf Nachfrage der Neuen Zürcher Zeitung Online betonte er, dass Goldman Sachs dabei »eine besondere Rolle« zukäme. Während die »einflussreichste Investmentbank der Welt«, so die NZZ , der griechischen Nationalbank Ende Januar 2010 dabei half, eine Staatsanleihe in Höhe von 8 Milliarden Euro aufzulegen, die dank hoher Verzinsung von 6 Prozent mehrfach überzeichnet wurde, empfahlen Investmentbanker ihren Kunden, »für die griechischen Schulden Kreditausfallversicherungen« zu verkaufen, wofür sie hohe Prämien kassierten - völlig gefahrlos, so versicherten sie, denn es werde für das angeschlagene Griechenland »im Notfall einen Rettungsplan geben«, weshalb man auch »keinen Schadensfall« befürchten müsse.
    Das heißt, die einen verdienen am Niedergang der griechischen Bonität, indem sie den Besitzern von Anleihen billig erworbene Kreditausfallversicherungen teuer verkaufen. Die anderen verdienen an der Rettung Griechenlands, indem sie den Besitzern von Anleihen Kreditausfallversicherungen anbieten,
von denen sie wissen, dass sie nie fällig werden. Alles eine Frage des Know-hows.
    Alles auch eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung: Die einen streuten Gerüchte, wonach die EU niemals zulassen würde, dass Griechenland bankrottginge und die Staatsanleihen ihren Wert verlören. Die anderen setzten alle Hebel in Bewegung, um durch die Medien ausposaunen zu lassen, dass es nun mit dem Euro rapide abwärts gehe.
    Besondere Verdienste - im wahrsten Sinn des Wortes - um dieses Untergangsgerücht erwarb sich eine Gruppe milliardenschwerer Hedgefonds-Manager. Was ich von ihnen berichten werde, klingt wie eine Verschwörungstheorie, aber es folgt den veröffentlichten Recherchen von Wall Street Journal, Spiegel, FAZ und NZZ . Auf Einladung der New Yorker Maklerfirma Monness, Crespi, Hardt traf sich am Abend des 8. Februar in Manhattan eine Gruppe prominenter Hedgefonds-Manager zum Abendessen, um eine gemeinsame Strategie zu besprechen. Anwesend waren auch Vertreter der Firma jenes Zockers John Paulson, der gerade Anleger von Goldman Sachs um eine Milliarde erleichtert hatte, sowie des berühmtesten aller Börsenspekulanten, George Soros, der 1992 einen erfolgreichen Großangriff auf das Englische Pfund gestartet hatte.
    An diesem Abend besprach man einen Großangriff auf den Euro -

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