Rettungskreuzer Ikarus Band 004 - Die Spielhölle
einigen spitzen
Metallstücken festgenagelt worden war. Er schlüpfte aus den Ärmeln,
hielt einen Moment überlegend inne, dann zog er weitere Ausrüstungsgegenstände
aus den Taschen und verstaute sie in seinem Anzug; vielleicht brauchte er diese
Dinge noch.
Wo war Shilla gewesen, als ihm der Schlag auf den Kopf das Bewusstsein geraubt
hatte? Es fiel Jason schwer, sich in diesem Chaos aus Verstrebungen, Platten,
abgerissenen Beleuchtungskörpern, Kabeln und offenen Leitungen zu orientieren,
doch wenn er sich nicht allzu sehr irrte, dann musste sie sich irgendwo links
von ihm befinden.
Zwei Schritte links gähnte ein riesiges Loch.
Jason schluckte.
Er ging am gezackten Rand der Öffnung in die Hocke. Einige Streben hatten
nachgegeben. Dadurch hatten sich zwei oder drei Bodenplatten gelöst und
waren mit anderen Teilen in den darunter befindlichen Raum gestürzt. Falls
Shilla dort unten lag, konnte sie unmöglich noch am Leben sein. Der Lichtkegel
wanderte über die bizarre Trümmerlandschaft – kein Laut drang
nach oben, nirgends konnte er den Körper der Vizianerin entdecken.
Es gab also noch Hoffnung.
Zu Jasons Utensilien gehörte ein Handdetektor, mit dem er bei Einkäufen
die Waren überprüfte und sicherstellte, dass er auch tatsächlich
bekam, wofür er teuer zahlte. Dieser lieferte nicht nur oberflächliche
Substanzanalysen, sondern zeigte auch das Vorhandensein organischer Verbindungen
an.
Es war die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber eine
bessere Idee hatte Jason nicht. Mit dem Gerät ließen sich Personen
aufspüren, die unter den Trümmern lagen – und Shilla.
Er richtete sich auf und stieg vorsichtig über die scharfkantigen Bruchstücke.
Der Detektor hatte bereits etwas entdeckt.
Der Wenxi hielt den krokodilähnlichen Kopf gesenkt. Dies war der Moment,
den er die ganze Zeit gefürchtet hatte. Er stand dem Chef gegenüber
und musste seinen jüngsten Misserfolg erklären.
Um seine Furcht nicht zu offenkundig zu zeigen, starrte er auf den farblosen
Teppich. Nicht ein Krümel störte die makellose Reinheit des zweckmäßig
eingerichteten Konferenzraumes. Zwischen ihm und seinem Vorgesetzten stand ein
wuchtiger Schreibtisch, leer, bis auf den in die Oberfläche eingelassenen
Monitor und die daneben befindlichen Schalter. Es gab keinerlei persönliche
Einrichtungsgegenstände, die Aufschluss über den Charakter des hier
arbeitenden Mannes oder die Natur der Gespräche hätten geben können.
»Du hast erneut versagt.« Eine unverhüllte Drohung schwang in
den wenigen Worten.
Der Wenxi duckte sich und wäre am liebsten unter den Teppich gekrochen,
hätte das für ihn Sicherheit bedeutet. Die Schuppen neben seinen Augen
schimmerten blass und straften damit seine vorgebliche Gelassenheit lügen.
Er hatte Angst, große Angst und war der Panik nahe.
»Und du weißt, was ich dir für den Fall deines erneuten Versagens
versprochen habe«, fuhr die tiefe, schleppende Stimme nach einer kurzen
Pause fort.
»Ich habe Ihren Auftrag ausgeführt«, wagte der Wenxi einzuwenden.
»Die Bombe befindet sich an Bord der Ikarus . Es blieb nur keine
Zeit, den Zünder zu aktivieren, denn ich wäre beinahe entdeckt worden.
Um die Mission nicht zu gefährden, musste ich das Schiff verlassen.«
Als sein Gegenüber schwieg, wurde der Wenxi mutiger. »Die Ikarus ist nach einem Einsatz nach Vortex Outpost zurückgekehrt. Hätten Sie
mich nicht zurückbeordert, hätte ich meinen Auftrag zu Ende führen
können. Die Bombe ist scharf, und nur ein kleiner Handgriff ist notwendig,
um den Zünder zu aktivieren.«
Er wusste nicht, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen war, dass das Schweigen
anhielt. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen, während er
nach dem unglaublich dicken Mann schielte, der reglos zu überlegen schien.
Schließlich bewegte sich der Fette. Seine wulstigen Finger berührten
unerwartet flink einen Knopf auf dem Schaltpult im Schreibtisch.
Dem Wenxi blieb keine Zeit für eine Reaktion. Er sah nicht einmal den grünen
Strahl, der auf ihn herabzuckte und ihn desintegrierte. Die Luftumwälzungsanlage
absorbierte die trüben Gasschwaden und den üblen Geruch. Einige Krümel
verunzierten den Teppich an der Stelle, an der der Wenxi gerade noch gestanden
hatte. Schnurrend fuhr ein kleiner Reinigungsroboter aus seinem Gelass in der
Wand und saugte die Asche ein.
Der dünne Lauf des
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