Rettungskreuzer Ikarus Band 004 - Die Spielhölle
Shillas Gesicht wurde sanfter. »Ich weiß, Sie sind fasziniert von
meiner Fremdartigkeit und würden es nicht ablehnen, wenn ich Sie in meine
Kabine einlade.«
Unbehaglich rutschte Sentenza auf seinem Stuhl hin und her. Das Gespräch
hatte eine Richtung genommen, die einerseits reizvoll war, andererseits ihm
zu entgleiten drohte. Kurz blitzte die Vorstellung von zarter blauer Haut zwischen
seidenen Laken in seiner Phantasie auf. Ihm wurde unerträglich heiß,
und seine Kehle brannte vor Trockenheit. Das hastig getrunkene Wasser verschaffte
ihm keine Linderung.
Krampfhaft suchte Sentenza nach der richtigen Entgegnung. Was sollte er erwidern?
Vor allem, wie hatte sie wissen können, was in ihm vorging, wenn sie seine
Gedanken wirklich nicht gelesen hatte? Sie war so attraktiv, dass man zwangsläufig
solche Vorstellungen haben musste. Das war doch normal ... Und das erregende
Bild erschien erneut.
»Ich habe Augen und Ohren. Ihr Atem geht sehr schnell, Ihre Bewegungen
sind fahrig, sie stottern. Würde ich meine Hand auf Ihre Brust legen, könnte
ich bestimmt Ihr Herz rasen fühlen.«
Sentenza kam sich vor wie das Kaninchen, das hypnotisiert vor der Schlange kauerte
und auf ihren Biss wartete. Shilla war eine atemberaubende Schlange, und dieses
enge Kleid, das fast dieselbe hellblaue Tönung wie ihre Haut hatte, ließ
sie auf den ersten flüchtigen Blick hin nackt erscheinen. Am liebsten hätte
er es von ihrem Körper gefetzt, hier, jetzt, sofort ...
Er streckte die Hand nach ihrer aus. »Was ist mit Ihrem ... Freund?«»Ich
bin nicht Jasons Eigentum.« Shilla zog ihre Rechte zurück, so dass
sich ihre und Sentenzas Finger knapp verfehlten. »Aber eigentlich wollen
Sie es gar nicht, da Sie lieber von jemand anderem in die Kabine mitgenommen
werden möchten.«
»Shilla –«
Der Bann brach, als sie ihm verschmitzt zuzwinkerte. »Nachdem wir diesen
Punkt hinreichend erörtert haben, sollten Sie mir endlich verraten, was
Ihnen noch am Herzen liegt.«
Ein über ihm entleerter Kübel Eiswasser hätte keinen größeren
Schock auslösen können. Was sollte das? Hatte sie ihn nur gereizt,
um ihn dann zurückzustoßen?
»Ich wollte Ihnen einen Job anbieten«. Mühsam fing sich Sentenza.
»Auf der Ikarus . Jemanden wie Sie können wir gut gebrauchen
bei unserer Arbeit.«
Diesmal antwortete Shilla nicht gleich. Zumindest ließ sie sich sein Angebot
durch den Kopf gehen.
Nebenbei, diesen Gedanken versuchte Sentenza, vor ihr zu verbergen, hätte
er sie nicht nur aus persönlichen Gründen gern im Auge behalten. Fiel
eine Telepathin von dieser Kapazität in die Hände der falschen Leute,
konnte sie zu einer großen Bedrohung werden. Dieser egozentrische Trisolum-Spieler würde sie nicht beschützen können. Wie Sentenza mit seinen Hormonen
zurechtkommen sollte, falls sie die Offerte akzeptierte, würde er sich
zu gegebener Zeit überlegen.
Schließlich strich Shilla die langen Locken aus ihrem Gesicht. »Ich
bedanke mich für Ihr freundliches Angebot, aber meine Antwort lautet: Nein.«
»Das habe ich erwartet. Liegt es an ... ihm ?«
»Auch.«
»Schade. Sollten Sie eines Tages Ihre Meinung ändern –«
Ein Schatten fiel auf sie beide.
Jason beugte sich herab und stützte sich mit beiden Händen schwer
auf den kleinen Tisch. »Ich störe doch nicht?« Und nur an Shilla
gerichtet: »Was findest du bloß an diesem arroganten Lackaffen?«
»Nein«, sagte Sentenza, doch seine Gedanken lauteten: »Ja.«
»Was gibt es?«, fragte Shilla, für beide Männer verständlich,
und nur für Jason hörbar: »Worüber ärgerst du dich?
Jason blickte den Captain an. »Ihre Leute demontieren mein Schiff, Roddy.
Erst wurde meine Ladung beschlagnahmt, nun nimmt man auch noch die Celestine auseinander bis zur letzten Schraube. Ich hatte gehofft, da Sie hier ein größeres
Tier sind, könnten Sie dem Einhalt gebieten.« Und zu Shilla: »Wenn ich mit dir ausgehe, setzt du ein Gesicht auf, als hätte ich dich
mit Gewalt verschleppt. Und mit dem da amüsierst du dich offenbar
königlich. Was will der Kerl?«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Knight .« Sentenza hasste
den Spitznamen ›Roddy‹ und die plumpe Vertraulichkeit des Händlers,
so dass er die formelle Anrede überbetonte. »Man ist hier nur sehr
gründlich und möchte nichts übersehen. Wenn wir ganz sicher sind,
dass sich keine weiteren verbotenen Güter mehr in den Zwischenwänden
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