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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Corps
durch die wenigen großen Konzerne leid waren. Doch die erstrebten Reformen
in der Organisation waren von einer einzelnen Direktorin nicht zu schaffen und
obgleich sie Unterstützer im Gremium hatte, waren ihr das forsche Auftreten
und das fordernde Verhalten zum Verhängnis geworden: Als lästiges
Ärgernis hatte man sie unter fabrizierten Verdächtigungen aus dem
Direktorium entfernt und hierher abgeschoben. Doch damit hatte man sie zur Märtyrerin
gemacht, und die Unterstützung ihrer Sache im Corps war immer noch sehr
groß. Auf der anderen Seite schienen die reaktionären Kräfte
ihre Kolonnen ebenfalls besser zu organisieren – und sie hatten in jedem
Falle die stärkeren Geschütze. Dass Sally noch lebte und die zunehmend
populäre Rettungsabteilung noch existierte, war ein Dorn im Auge der Mächtigen,
der ständig größer und stachliger zu werden drohte. Ironie des
Schicksals war, dass sie seit der Rettungsaktion auf dem Planeten der Danari
einen der mächtigsten Konzernchefs – nämlich den des Explorationskonzerns
»Neue Welten« – hinter sich wusste, da ihre Abteilung seinen
lange vermissten Sohn hatte retten können.
    Doch vieles, das wusste Sally, hing von den Erfolgen der Ikarus ab. Deren
Einsatz hatte ihr die breite Sympathie gebracht – auch außerhalb
des Corps – mit der sie jetzt arbeiten konnte.
    »Das erinnert mich an die politische Situation zu der Zeit, als Sudeka
Provost verschwand«, murmelte Losian und sein Gesicht bekam einen versonnenen
Ausdruck.
    Er hatte diese Zeit nicht persönlich miterlebt, aber jeder kannte die Geschichte
der legendären Gründerin des Corps, die sich aus einfachsten Verhältnissen
hochgearbeitet, das Corps gegründet und zu seinen ersten Höhepunkten
geführt hatte und dann, als die Kamarilla sich in der Leitungsebene auszubreiten
begann, urplötzlich und unter mysteriösen Umständen verschwunden
war. Bis heute wusste niemand, ob sie einem Attentat zum Opfer gefallen war
oder einfach ihre Siebensachen gepackt hatte, um sich der zunehmend widerlich
werdenden Politik ihrer eigenen Organisation zu entziehen. Wie dem auch sei,
seit jenem Tag vor fast 200 Jahren im Jahr 256 hatte niemand mehr Sudeka Provost
gesehen oder von ihr gehört, und sicherlich war sie mittlerweile verstorben.
Losian war 40 Jahre nach ihrem Verschwinden geboren worden, und zu diesem Zeitpunkt
hatte Sudekas Ansehen längst das einer Heiligen erreicht – obgleich
jeder wusste, der sich die Mühe machte, in den historischen Dateien nachzusehen,
dass Sudekas Karriere von einem Slumgirl, einer Prostituierten, einer professionellen
Barboxerin über die Mätresse eines Raumkapitäns bis zu ihrem
ersten eigenen Schiff alles andere als ›heilig‹ gewesen war –
genauso wenig heilig wie ihre geschickte Abwehr des ersten Versuches des ewig
neidischen Galaktischen Multimperiums im Jahr 225, sie umzubringen – wobei
sie ein Auge verlor und nicht ersetzen ließ, was zur allgemeinen Legendenbildung
beigetragen hatte.
    Losian seufzte erneut. Wenn Sudeka noch hier wäre, würde sie Sally
unterstützen, dessen war er sich sicher. Sally lächelte in sich hinein.
Losian war jetzt 160 Jahre alt und hatte damit fast die durchschnittliche Lebenserwartung
der Menschen erreicht. Manchmal kam es ihr so vor, als würde nur die Erinnerung
an die besseren Zeiten den pensionierten Kapitän mit Energie erfüllen.
    Sally war amüsiert. Sie wusste um die Verehrung, die der alte Captain der
Gründerin des Raumcorps entgegenbrachte und wie leicht er ins Träumen
geriet, wenn das Gespräch auf sie kam.
    Warum auch nicht. Einen Teil von Sudekas Vision wollte schließlich auch
Sally wieder im Raumcorps verwirklichen.
    Aber dazu benötigte sie die Ikarus .
    Und die war bald überfällig.
    Ein unbestimmbares Gefühl der Sorge erfasste die Chefin der Rettungsabteilung.
Es war sicher ein guter Teil professioneller Verfolgungswahn, der sie erfüllte.
Es war aber ganz sicher auch etwas anderes, denn auf ihren Instinkt hatte sie
sich bisher immer verlassen können.
    Sally hoffte inständig, dass ihr Instinkt sie diesmal trügen würde.
Für einen Augenblick spürte sie Bedauern darüber, dass sie diese
seltsame Telepathin – wie war ihr Name gewesen ... ja, Shilla, vom Planeten
Vizia, nicht hatte anwerben können. Doch diese hatte sowohl das Angebot
Sentenzas als auch das ihre rundweg abgelehnt. Für einen Moment

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