Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
sagte Sally, ehe der Kommandant sich ihr vorstellen
konnte. »Sie haben ihre Befehle bereits verschlüsselt erhalten. Gibt
es hierzu Fragen?«
LeWine räusperte sich. Er war durch Sallys Direktheit offensichtlich irritiert,
und insgeheim fragte er sich, ob jene Frau dort drüben ihn durchschaute
und erkannte. Aber das war völlig unmöglich. Sie waren sich nie zuvor
begegnet.
»Nur eine, Ma'am«, meinte der Captain dann. »Zwei Leichte Kreuzer
als Begleitschutz für die beiden Trägerschiffe dürften ausreichend
sein. Es ist nicht anzunehmen, dass wir in Kampfhandlungen verwickelt werden.
Sparen Sie sich den Einsatz des Lazarettschiffs und lassen Sie es lieber im
Bereich der Station, damit es für andere Rettungseinsätze in Bereitschaft
bleibt.«
Sallys verkniffene Lippen deuteten ein feines, eher boshaftes Lächeln an,
und ihr Blick sagte LeWine sofort, dass sie ihm nicht traute, sondern ausschließlich
der Mannschaft ihrer Rettungsabteilung. Dennoch erwiderte sie: »Sie haben
Ihre Befehle, Captain.«
Eine, vielleicht zwei Sekunden hielt LeWine dem stummen Duell ihrer Blicke stand,
dann blinzelte er und senkte leicht die Lider.
»Aye, Ma'am.«
Der Schirm erlosch und zeigte erneut die große Raumstation, die jedoch
im Vergleich zu anderen Raumbasen des Corps eher winzig anmutete. Sie waren
in der Zwischenzeit viel näher herangerückt und konnten von hier aus
den regen Schiffsverkehr sehen, der im Umfeld herrschte. Fähren flitzten
durch den Raum, transportierten Material, Versorgungsgüter und Personal
von der Station zu den im Orbit befindlichen Frachtern, Tankern und Handelsschiffen.
Dazwischen befanden sich einige Personenkreuzer, die jedoch nicht Touristen
beförderten – jedenfalls nicht solange Vortex Outpost in einer eher
unerschlossenen Region blieb.
»Kreuzer Camelot an Backbord, zwanzigtausend Kilometer voraus«,
meldete Lieutenant Ash, als er eine Peilung auf seine Armaturen bekam.
»Die Camelot also«, murmelte LeWine und rieb sich das Kinn.
»Haben Sie eine Ortung von ...«
»Da sind sie!«, rief der Waffenoffizier plötzlich aus, als er
eingehende Daten auf seinem Display ablas. »Großer ... sie sind riesig!«
Ash schaltete auf den Hauptschirm um, und dann sahen sie sie . Riesig
war dabei nicht einmal der richtige Ausdruck. Was da auf sie zukam, erschien
wie der Hammer Gottes in doppelter Form, und neben den beiden gigantischen Trägerschiffen
wirkte selbst die Raumstation wie ein lästiges Insekt.
Die komplette Mannschaft der früheren Ikarus war im großen
Besprechungsraum der Paracelsus , der auch gleichzeitig als Offiziersmesse
fungierte, zusammengekommen und hatte sich auf den Plätzen am langen Tisch
verteilt.
»Status?«, fragte Sentenza in die Runde.
»Triebwerke und Antrieb bei hundert Prozent«, bestätigte Chief
DiMersi.
»Der Computerkern und alle Datenbanken sind in Ordnung«, ergänzte
Weenderveen.
»Medizinische Stationen sind in tadellosem Zustand«, berichtete Anande.
Sentenza nickte kurz und sah dann zu Trooid. Der Droide gab ebenfalls einen
Bericht ab, der allerdings mehr für die anderen bestimmt war, da der Captain
die Lage auf der Brücke bereits kannte.
»Steuerung arbeitet innerhalb der erforderlichen Parameter. Asteroidenabwehrschirme
haben volle Auslastung, und das Gravitationsgeschütz ist einsatzbereit.
Wir haben drei zusätzliche Maschinisten angefordert, die in der nächsten
halben Stunde an Bord kommen werden.«
Sentenza faltete die Hände ineinander und sah jeden einzelnen seiner Mannschaft
an. Sein Blick blieb an Sonja DiMersi haften. Er räusperte sich und holte
tief Luft.
»Die Ikarus II befindet sich noch im Raumdock von Neue Welten. Sobald
sie fertig gestellt ist, wird sie uns auf der Jungfernfahrt überstellt.
Die Paracelsus wird übergangsweise unser Rettungsschiff sein, wenn
wir mit ihm auch nicht so effektiv wie mit der Ikarus arbeiten können.
Unser erster Einsatz ist dementsprechend auch eher nur ein Formauftrag.«
»Worum geht es dabei?«, fragte Anande dazwischen.
Sentenza nickte mit dem Kinn in Trooids Richtung. Der Android erhob sich von
seinem Sessel und betätigte einen Wandschalter, der einen Holoprojektor
aus der Decke des Besprechungsraumes fahren ließ. Sofort bauten feine
Lichtpartikel ein farbiges Bild über dem Konferenztisch auf. Es zeigte
das Sprungtor, das in der Nähe von Vortex Outpost lag.
»Chief DiMersi dürfte der
Weitere Kostenlose Bücher