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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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verstrichen, ohne dass mehr als das geschah, und schließlich nickte
einer der Bewaffneten fast unmerklich. Wie ein lautloses Aufseufzen brach sich
die Spannung, und es kam wieder Bewegung in die Uniformierten. Alle Blicke wandten
sich dem einen zu, der ganz vorne neben dem Hauptschott saß – die
blutfarbene Lampe spiegelte sich auf dem dunklen Sichtschild seines Helmes und
auf dem schwarzen Flammenzeichen, das darin eingeätzt war. Der Kommandant
hob die Hand und streckte die Finger, ballte sie erneut zur Faust. Seine Truppe
antwortete ihm mit einem Nicken. Damit wussten sie alles, was sie wissen mussten.
Das Transportschiff war in den kritischen Radius um ihr Ziel eingedrungen, aber
nicht bemerkt worden, was bedeuten konnte, dass der erste Teil des Invasionsplans
funktioniert hatte – dann lag ihr Opfer blind und taub vor ihnen, und in
gut 50 Minuten würden sie bei ihm sein.
     

 
4.
     
    »Noch Fragen?«
    »Keine.« Weenderveens Stimme klang etwas krächzend, und er räusperte
sich. Natürlich war er nervös, er hatte zwar einiges über die
Interface-Technologie der Cyberingenieure gelesen, aber sie noch nie ausprobiert.
Zudem hätte allein das medizinische Gerät, an das er angeschlossen
war, ausgereicht, um jeden in Angst und Schrecken zu versetzen, selbst wenn
er wusste, dass es nur seiner Sicherheit diente. Aber war dieses Ding an seinem
Arm nicht der Autoinjektor, der im Notfall ein halbes Dutzend Kanülen in
seinen Arm schießen und ihn mit Infusionslösungen voll pumpen konnte?
Und dieser Metallkragen, der seinen Hals halb einfasste, war ein Neurostimulator,
der nur eingesetzt wurde, wenn die grundlegenden Nervenfunktionen eines Patienten
zu versagen drohten. Weenderveen schluckte schwer, was gleich zum Aufleuchten
einer kleinen Kontrolllampe führte. Das alles war neue, fast perfekte Technik
– sonderbar dass er sich nicht beruhigt fühlte. Vielleicht lag es
auch an Doktor Anande, der zwar die gewohnte professionelle Gelassenheit eines
erfahrenen Arztes zur Schau trug, der aber gleichzeitig so wirkte, als würde
er einen großen Ärger oder eine herbe Enttäuschung nur schwer
verbergen können – da war eine steile Falte über der schmalen
Nase, die es sonst nie zu sehen gab. Ging er wirklich davon aus, dass er für
diese Aufgabe besser geeignet wäre? Weenderveen war versucht, das weiche
Metallnetz von seinem Gesicht zu reißen und den Platz für den Doktor
zu räumen, denn ihm erschien die Sache plötzlich alles andere als
verlockend. Stattdessen atmete er tief ein und wandte den Kopf zur Seite.
    Auf einer zweiten Liege ruhte Arthur Trooid und war, wie fast immer, die Gelassenheit
in Person. Auch er war in einen Wust von modernster Elektronik verstrickt, doch
bei ihm waren es keine medizinischen Geräte. Ihm fehlte sogar die Metallmaske,
die für Menschen das Interface zum Netzwerk darstellte – ein feuerrotes
Kabel führte direkt in den Scheitel seines Kopfes. Es war ein sonderbarer
Anblick, der Weenderveen fast für einen Moment erschreckte, obwohl er selbst
die Verbindung des Androiden mit dem Netzwerkzugang hergestellt hatte.
    ›Er wird für mich zu menschlich‹, gab der Techniker sich selbst
gegenüber im Stillen zu und fühlte eine Welle von Zuneigung und Sorge
in sich aufsteigen. ›Gerade diese Aktion sollte mich daran erinnern, was
er ist – aber es wird immer schwieriger.‹
    Das Gesicht Captain Sentenzas tauchte über ihm auf.
    »Noch Fragen?«, wiederholte er ungewollt genau die Worte von Doktor
Anande, doch diesmal war Weenderveens Stimme fest, als er antwortete.
    »Keine Fragen, Captain. Von mir aus kann es losgehen.«
    »Dann viel Glück, und kommen Sie heil wieder raus. Doktor Anande wird
mit dem medizinischen Team bei Ihnen bleiben – DiMersi, Thorpa, An'ta und
ich kehren vorläufig auf die Ikarus zurück.«
    »Vielleicht bekommen Sie schon in ein paar Minuten unsere Meldung, Captain.
Die Ingenieure haben mir gesagt, dass man im Netz schneller ist, da die Gedanken
den Körper nicht mitschleppen müssen.«
    Sentenza erwiderte das nervöse Grinsen seines Technikers und hob die Hand
zu einem Zeichen.
    Im gleichen Moment verschwand die Welt vor Weenderveens Augen. Einige Herzschläge
lang war alles dunkel, und er hörte und fühlte auch nichts, so als
hätte er gar keinen Körper. Panik flackerte in ihm auf, das Gefühl
war schlimmer, als in einem engen Raum eingesperrt zu sein.

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