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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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verankerten Code und sah zu seiner Zufriedenheit gleich darauf auch in seinem
Blickfeld die gleiche pulsierende Scheibe roten Lichtes. Er stellte sich vor,
wie er sie tief in die Wand vor ihnen schob, und tatsächlich bewegte sie
sich und verschmolz mit der großen Fläche. Gleich darauf erschien
ein grellgelb umrandetes, kreisrundes Loch – sein Zugang. Zuversichtlich
folgte er Arthur Trooid in den beschädigten Datenspeicher. Jetzt würde
die eigentliche Aufgabe beginnen.

    Die Zentrale der Ikarus II war nicht viel größer als die alte,
trotzdem wirkte sie irgendwie zu leer und weiträumig. Sentenza kannte dieses
Gefühl, das nur bei neuen Raumschiffen auftrat, die frisch aus der Werft
kamen. Er zupfte ein Stückchen Plastikfolie von seinem Sessel, das beim
Abreißen der Schutzhüllen für den Transport hängen geblieben
war. Das Schiff war noch nicht ›eingelebt‹, trotz der Stunden des
Prüfens und Ausprobierens. Erst nach ein paar wirklichen Einsätzen
würde sich der Eindruck von Fremdheit und Neuheit geben, wenn die Polster
der Sessel zerknautscht waren, der leicht chemische Geruch verflogen war, die
spiegelblanken Flächen an den Stationen ein paar Flecken bekommen hatten.
Und wenn man nicht mehr Gefahr lief, in jedem Korridor falsch abzubiegen oder
gegen Wände zu rennen, weil man dort gewohnheitsmäßig eine Tür
erwartete.
    Vor zwei Tagen hatte er Doktor Anande in der Krankenstation überrascht
– der Arzt hatte mitten im Raum gestanden, mit geschlossenen Augen, und
unablässig vor sich hingemurmelt, während seine schmalen Finger rasch
nach rechts und links zeigten, als wolle er unsichtbare Minishuttles einweisen.
Nach ein paar Sekunden hatte der verblüffte Sentenza begriffen, was Anande
dort tat – er prägte sich den Ort jedes medizinischen Gerätes
in der neuen Krankenstation ein, um es auch in großer Eile oder Aufregung
finden zu können. Der Captain war rückwärts wieder aus dem Raum
geschlichen und hatte seinen Besuch bei Anande verschoben – unwillkürlich
musste Sentenza grinsen, als er an die Szene dachte. So hatte sich jeder auf
seine Weise mit der Ikarus II vertraut gemacht.
    Auch jetzt war DiMersi wieder im Maschinenraum verschwunden, während Thorpa
noch ein paar seiner Meinung nach höchst notwendige Standardwerke der Psychologie
in den Speicher des Schiffs lud. An'ta, ihr Neuzugang, hatte sich mit Erlaubnis
des Captains in ihre Kabine zurückgezogen. Sentenza war darüber erleichtert,
obwohl er wusste, dass er eigentlich mit ihrer Integration in die Mannschaft
beginnen sollte. Aber im Moment gingen ihm zu viele andere Dinge durch den Kopf.
    Wie Sally McLennane in einer kurzen Mitteilung verlangt hatte, saß der
Captain vor den Ortungsgeräten der Ikarus und versuchte den Totalausfall
der Systeme von Vortex Outpost zu kompensieren. Er hatte den Computer so programmiert,
dass er alle Abweichungen vom bestehenden Flugplan rund um die Station melden
würde – sie konnten oder wollten den normalen Raumer- und Shuttleverkehr
nicht einstellen.
    Außer den Ingenieuren der Netzwerk-Abteilung und der Crew der Ikarus waren wohl nur wenige weitere Personen über die Ausmaße des Systemverlustes
informiert, zumindest hatte Sentenza auf seinem Weg durch Vortex Outpost zur
Shuttleschleuse keine besonderen Aktivitäten festgestellt. Es gab ein paar
mehr Bewaffnete auf den Korridoren, aber insgesamt nahm das Leben seinen geregelten
Fortgang. Vielleicht konnte sich das bei einem plötzlichen Überfall
als nachteilig erweisen, doch sollten sie bereits jetzt durch Warnungen eine
Panik auslösen, würde das keinem etwas bringen, zumal der Feind nicht
einmal in Sicht war – sofern er überhaupt existierte. Gerade Computerviren
konnten auch das Werk eines Hackers sein, der aus purem Vergnügen an Herausforderung
und Zerstörung in die am strengsten gesicherten Datensysteme eindrang.
    Andererseits war dieses Virus sehr effektiv gewesen und hielt die beiden Cyberingenieure
noch immer gefangen – mehr das Werk eines Profis als eines einfachen Computerfreaks.
Was also, wenn Trooid und Weenderveen ebenfalls keinen Erfolg haben würden?
Die technischen Fertigkeiten des Androiden waren denen eines jeden Menschen
sicherlich überlegen, aber die Retter von der Ikarus benutzten die
gleiche Technik wie die anderen Ingenieure, die gleichen Zugänge ... und
hatten dadurch vielleicht die gleichen

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