Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
bereithalten.«
»Muss ich dir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?«
Taisho seufzte. »Mehr gibt es nicht.«
»Was?«
»Ansarek ist, soweit mir bekannt, nur eine kleine Gruppe, die das Risiko
so gering wie möglich halten will. Sie vertrauen den Leuten auf Imasen,
aber nicht uns. Daher habe ich keinerlei Details erfahren. Das Einzige, was
sicher ist, ist dass morgen etwas passieren wird. Das war das Beste, was ich
aushandeln konnte. Wenn es klappt, werden wir Imasen anschließend verlassen.«
In Jason waren die Gedanken in Aufruhr. Offensichtlich kannte Taisho nur seine
Kontaktperson auf Imasen und dessen Leute wollten sich der Flüchtlinge
schnellstens wieder entledigen, indem man sie mit Verbündeten, die sich
Ansarek nannten, zusammen brachte.
»Und … ist Ansarek vertrauenswürdig?«
»So vertrauenswürdig wie alle Widerstandsgruppen. Du brauchst dir
keine Sorgen zu machen.«
»Ich finde es merkwürdig, dass du Leuten, die du nicht kennst, mehr
Vertrauen entgegen bringst als uns, mit denen du bereits seit einer geraumen
Weile unterwegs bist.«
Taishos dunkle Augen funkelten, und seine Stimme war voller Leidenschaft. »Uns
vom Widerstand verbindet ein gemeinsames Ziel: das Ende des Nexus'. Ihr hingegen
seid Partner auf Zeit. Ich rechne damit, dass ihr uns fallen lasst, in dem Moment,
indem wir euch nicht mehr weiterhelfen können und sich euch eine bessere
Chance bietet. Ist es nicht so?«
»Genau.« Jason reagierte nicht minder heftig. »Wir haben nur
einen Wunsch: zurück nach Hause. Um das zu erreichen, sind wir zu allem
bereit. Im Gegenzug für eure Unterstützung helfen wir euch im Rahmen
unserer Möglichkeiten, aber wir haben keine Lust, mit euch für eine
aussichtslose Sache zu sterben.«
Taisho lächelte unvermittelt sanft. »Womit alles geklärt ist.«
Jason hasste dieses Grinsen, das zu den unpassendsten Momenten auf dem Gesicht
seines Gegenübers erschien. Warum machte dieser ihm keine Vorwürfe,
dass für die Gefahren, die der Widerstand für die Fremden einzugehen
bereit war, nur minimale Gegenleistungen offeriert wurden? Weshalb zeigte sich
Taisho nicht wütend über die offensichtlich undankbaren Fremden, die
ihn ausnutzten? Gab es irgendetwas, das Jason nicht wusste? Konnte es etwa sein,
dass man ihm und Shilla nicht nur wegen ihrer Kenntnisse half, sondern …
auch aus Sympathie? Um seine Unsicherheit zu überspielen, griff Jason nach
dem Glas und trank. Diesmal brannte es kaum noch in seiner Kehle.
»Um noch mal auf das Stichwort Vertrauen zurück zu kommen: Wer garantiert,
dass es bei Ansarek keine Verräter wie Crii-Logan gibt?«
»Absolut sicher können wir nie sein«, gab Taisho bitter zu. »Aber
wenn wir einander nicht einmal mehr vertrauen können, was bleibt uns dann
noch?«
»Hast du es Shilla und Sessha bereits mitgeteilt?«
»Nur Sessha, damit sie alles Notwendige mitnehmen kann. Shilla sollten
wir besser erst kurz vor der Aktion einweihen.«
Jasons Augen wurden schmal. »Was soll das? Glaubst du, sie würde und
verraten?«
»Der Einfluss des Nexus'«, erinnerte Taisho ihn. »Wie sicher
können wir uns ihrer im Moment sein? Wir werden sie von hier fort bringen
und versuchen, etwas zu finden, das sie vor den Manipulationen schützt.
Erst wenn uns das gelungen ist, werden wir alle wieder ruhiger schlafen können.«
»Dann auf ein gutes Gelingen«, prostete Jason ihm zu und ließ
sich auf dem zweiten Stuhl nieder. Langsam wurde er lockerer. »Wie heißt
das grüne Gift?« Es schmeckte eigentlich gar nicht so übel, wenn
man sich daran gewöhnt hatte, und man gewöhnte sich schnell daran,
ganz wie Taisho gesagt hatte … Vielleicht war er doch kein so übler
Kerl.
Der Syridianer beugte sich vertraulich vor. »Diesen Namen kann man nur
ins Ohr flüstern …«
Jason brauchte eine Sekunde, um zu begreifen. Röte schoss in seine Wangen,
während warmer Atem seine Haut streifte. Mit der flachen Hand stieß
er Taishos Gesicht zurück.
»Nicht in mein Ohr!«
Jason zwang sich, nicht schon wieder auf die Uhr zu schauen. Sein Zeitgefühl
war gut ausgeprägt und verriet ihm, dass seit dem letzten unverdächtigen
Blick auf die Anzeige nur wenige Minuten vergangen waren. Er konnte schließlich
nicht ständig auf die Ziffern starren; jemand mochte seine Unruhe erkennen
und die richtigen Schlüsse ziehen.
In einer guten halben Stunde würde er den Müll in Shillas Labor einsammeln.
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