Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
sind die Beiden ausgebildet genug. Wenn Sie mich
und Shilla in ihrer Mannschaft haben wollen, dann brauche ich Leute, die ich
kenne und auf die ich mich verlassen kann. Falls die beiden mitmachen möchten,
erwarte ich, sie im Einsatzteam zu finden. Wollen sie nicht teilnehmen, dann
ist das ihr Entschluss, und ich akzeptiere das.«
»Na, schön. Man wird Ihre Freunde einweisen.« Alix Sinj nickte
ihm zu und verließ das Labor.
Jason konzentrierte sich wieder auf Shilla, die die Tests klaglos über
sich ergehen ließ. Ein wenig wunderte er sich über sich selbst, dass
er Sesshas und Taisho Teilnahme wünschte. Er schluckte. Und wenn er sie
dadurch in den Tod schickte? Es gab eigentlich keinen logischen Grund, sie für
die Mission anzufordern. Für alle Rebellen war das Kapern eines Schiffs
Neuland, doch irgendwie fühlte sich Jason den Beiden verpflichtet. Wenn
sie bei Ansarek nicht glücklich waren, wollte er sich für alles, was
sie für ihn und Shilla getan hatten, revanchieren, indem er ihnen –
fiel das Hierarchieschiff in seine Hände würde er nicht eine Sekunde
länger bei dieser Gruppe bleiben – ein besseres Versteck zu finden
half.
Oder er würde Sessha und Taisho in die Milchstraße mitnahm.
Was er nun brauchte, war ein guter Plan …
Die Vorbereitungen nahmen allmählich konkrete Formen an.
Jason hatte einige Male an den Erkundungsflügen teilgenommen, um die Umgebung
kennen zu lernen und ihre Möglichkeiten für einen Überraschungsangriff
besser abschätzen zu können. Zu seinem blanken Entsetzen hatte er
feststellen müssen, dass der Plan von Alix Sinj ein reines Selbstmordkommando
war, denn er steckte voller logistischer Fehler und Lücken. Tatsächlich
gab es nicht einen fähigen Strategen in der Gruppe, und falls Prabst einmal
ein fähiger Taktiker gewesen war, dann waren all seine hervorragenden Fähigkeiten
der fortschreitenden Senilität zum Opfer gefallen. Es grenzte an ein Wunder,
dass Ansarek noch immer existierte und sich die Rebellen nicht versehentlich
selbst in die Luft gesprengt hatten.
Wie Jason erwartet hatte, schlossen sich Taisho und Sessha dem Unternehmen an,
wenngleich sie nicht mit ihrer Meinung zurück hielten, dass das Vorhaben
auch nach gründlicher Überarbeitung reiner Irrsinn war.
»Das kann niemals funktionieren«, stellte Taisho fest. »Ich kann
nicht begreifen, dass du das durchziehen willst. Du bist doch sonst erheblich
vernünftiger.«
»Ganz richtig«, pflichtete Sessha ihm bei. »Was willst du damit
erreichen? Nachdem du dir die Gruppe und ihre Ausrüstung angesehen hattest,
war ich sicher, du würdest es dir noch mal überlegen. Ich bin kein
kampferprobter Raumfahrer, doch selbst ich erkenne, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit
ist.«
Jason starrte die Decke der Kabine an. Er war bisher sehr vorsichtig mit seinen
Äußerungen gewesen, da er nicht sicher war, ob man sie belauschen
würde. Vor allem wenn er sich mit seinen Freunden traf, mochte das –
berechtigte – Zweifel an ihrer Integrität wecken, schließlich
waren sie immer noch Fremde in einer Gruppe, deren Mitglieder sich seit Jahren,
seit Jahrzehnten kannten. Das kleine Gerät, das Abhöranlagen anzeigte,
hatte bedauerlicherweise vor einer Weile seinen Geist aufgegeben.
Er musste es riskieren, seine Beweggründe offen zu legen, um keinen Keil
zwischen ihre kleine Allianz zu treiben. Man hatte Shillas Zimmer gewählt
für diese Besprechung, denn die misstrauische Vizianerin hatte ihren Raum
noch gründlicher durchsucht als Jason den seinen. Wieder einmal war sie
nicht dabei, sondern überließ das Pläneschmieden den anderen.
Was sie in dieser Zeit unternahm, wusste Jason nicht. Er hatte auch nicht gefragt,
da er keine Antwort erhalten würde. Wahrscheinlich war sie mit der Datenbank
beschäftigt oder weilte in den Laboratorien.
»Hört zu, ich will es euch erklären. Wir Vier sind hier nur geduldet.
Wenn Ihr beide Euch in die Organisation einfügt, werdet Ihr mit der Zeit
akzeptiert. Shilla und ich hingegen sind und bleiben Fremde. Dies ist nicht
unser Kampf, und wenn wir eine Möglichkeit bekommen, von hier zu verschwinden,
werden wir sie nutzen. Das wissen Prabst und seine Leute. Man hat uns aufgenommen,
weil man unser Wissen haben möchte. Sobald sie merken, dass wir nichts
mehr zu bieten haben, sind wir wertlos, unser Anliegen – das praktisch
undurchführbar ist – wird kein Thema
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