Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
Tests zu machen, die sie plausibel erklären können. Aber ich
bin nicht bereit, für sie mein Innerstes nach Außen zu stülpen.«
»Das verlangt auch keiner.« Sanft rieb Jason ihre Schultern.
»Bringen wir es hinter uns.« Abrupt erhob sie sich und schritt zur
Tür, ohne sich noch einmal umzublicken.
Das war nicht gut, stellte Jason fest. Shilla wanderte auf einem schmalen Grat
zwischen Vernunft und Kontrollverlust, und im Moment neigte sie leider mehr
zur falschen Seite. Er folgte ihr ins Labor.
Während er an der Wand lehnte und beobachtete, wie sich Shilla auf Anweisung
eines Forschers auf einer Liege niederließ und man Elektroden an ihrem
Kopf befestigte, betrat Alix Sinj den Raum und gesellte sich zu ihm. Sie überragte
Jason um ein gutes Stück, aber er besaß genug Selbstbewusstsein,
um sich nicht unterlegen zu fühlen, auch wenn er zu ihr aufblicken musste.
»Ich habe gehört, es gibt Schwierigkeiten.«
»Sie konnten bereinigt werden. Allerdings wäre es besser, wenn ihre
Leute schnell eine Lösung fänden.«
»Ja, die Zeit arbeitet jedoch gegen uns.«
»Wie meinen Sie das?« Jasons Augen wurden schmal.
Niemand belauschte ihr Gespräch. Die Wissenschaftler waren mit Shilla beschäftigt
und umschwärmten sie emsig. Dank der Pheromone hielten sich Furcht und
Anziehung die Waage.
»Wir müssen das Unternehmen wesentlich schneller durchziehen, als
ursprünglich vorgesehen war. Ich glaube nicht, dass es unsere Leute bis
dahin geschafft haben, Ihrer Begleiterin zu helfen.«
»Warum? Was ist passiert?«
Prabsts Adjutantin lachte freudlos. »Sie haben doch nicht etwa meinen idealistischen
Worten Glauben geschenkt – letztes Mal, im Empfangszimmer? Die Rede war
nur für Thormin. Er hat sein Feuer längst verloren und wartet nur
noch auf sein Ende. Den Traum, als Held in die Geschichte einzugehen, hat er
nicht realisieren können, und das hat ihn bitter werden lassen. Er stirbt
immer schneller, verstehen Sie? Wir haben keine Zeit mehr.«
Jason strich sich über sein inzwischen kinnlanges Haar. »Ich halte
Sie für realistisch genug, um solche Träume von einer großen
Revolution als frommen Wunsch abzutun. Was sind Ihre wahren Motive, zu einem
Angriff auf ein Hierarchieschiff zu drängen? Und was hat das alles mit
Prabst zu tun?«
»Eine spektakuläre Aktion bringt immer neue Sympathisanten und Mitglieder.
In den vergangenen Jahren mussten wir nach einigen Fehlschlägen sehr vorsichtig
sein und in Folge einen Schwund an Helfern hinnehmen. Unsere Ressourcen sind
knapp, und es wird nicht mehr lange dauern, bis Ansarek handlungsunfähig
ist. Bevor das geschieht, müssen wir alles tun, um unsere Lage zu verbessern,
bevor wir selbst dazu nicht mehr imstande sind. Bath beispielsweise und sein
Partner sind unsere letzten Verbindungsglieder nach Außen. Stößt
ihnen ein Unglück zu, sind wir völlig abgeschnitten. Früher hatten
wir vierzehn solcher Schiffe.«
»Ich dachte, sie verfügen über eine kleine Flotte …«
»Das tun wir, aber das sind kleine Kampfschiffe. Ich werde sie Ihnen später
zeigen. Können Sie sich vorstellen, wie lange es dauert, jemanden wie Bath
und seinen Doppelgänger einzuschleusen? Man muss viele Niederlagen und
Opfer hinnehmen, bis es funktioniert, und immer weniger sind gewillt, das Risiko
auf sich zu nehmen. Daher müssen wir den Widerstand erneut in aller Munde
bringen. Gibt es keinen Widerstand mehr – was wird dann aus all den Völkern
des Nexoversums? Was, wenn es keine Hoffnung mehr gibt?«
»Hoffen die Milliarden und Abermilliarden Wesen wirklich noch?«, gab
Jason nüchtern zurück. Seine Augen ruhten wieder auf Shilla. »Sie
haben für sich und ihre Leute eine Enklave geschaffen. Hier leben Sie in
relativer Sicherheit, und werden Sie entdeckt, suchen Sie sich ein neues Versteck.
Gruppen wie Ansarek gibt es gewiss überall. Auch andere finden Wege, um
für sich das Bestmögliche herauszuholen, selbst wenn es verwerflich
ist – die Kollaborateure, um ein Beispiel zu nennen. Warum geben Sie sich
nicht mit dem, was Sie aufgebaut haben, zufrieden? Irgendwie kann ich mir nicht
recht vorstellen, dass Sie das hier alles riskieren wollen für etwas, an
das Sie selber doch gar nicht glauben.«
Alix Sinj schnaubte verächtlich. »Haben Sie mir nicht richtig zugehört?
Ich sagte, Ansarek wird bald handlungsunfähig sein. Wir können uns
nur im beschränkten Maße selbst versorgen,
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