Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
fliegen? Niemand weiß,
von was für Wesen es gesteuert wird und ob wir zu viert überhaupt
dazu in der Lage sind.«
»Dafür ist Shilla zuständig. Sie findet sich sehr schnell mit
jeder fremden Technologie zurecht, und wenn es einer schafft, den Kahn in Sicherheit
zu bringen, dann ist sie es.«
»Will sie überhaupt noch zurück?«, erkundigte sich Taisho
behutsam. »Sie scheint immer stärker unter den Bann der Exekutoren
zu geraten. Ich habe den Eindruck, es liegt nicht allein an der Nähe des
Feindes, sondern auch daran, dass sie schon so lange dem Einfluss ausgesetzt
ist, dass sie sich immer stärker verändert.«
Jason erhob sich und drehte den Beiden den Rücken zu. »Ich hoffe,
die hiesigen Wissenschaftler finden eine Lösung. Ohne Shilla werde ich
niemals in die Milchstraße zurückkehren.«
4.
Obwohl es keine genauen technischen Angaben zu den Hierarchieschiffen gab, ließ
Jason die Mitglieder von Ansarek simulierte Kämpfe, Rettungsaktionen, das
Aufbrechen von Schiffswandungen und das Anbringen von Sprengladungen üben.
Die Leute waren relativ gut gedrillt, aber es fehlte ihnen die praktische Erfahrung.
Vier Raumer würden an dem Angriff teilnehmen – allein ein fünftes
blieb zurück. Falls der Stützpunkt evakuiert werden musste, konnte
es die übrigen Rebellen an Bord nehmen. Dieses Boot verfügte noch
nicht über die Bewaffnung und die verbesserten Schilde der anderen, da
die Zeit nicht gereicht hatte und das Material ausgegangen war, so dass es bloß
bedingt kampftauglich war.
Die Schiffe waren alt und mehrfach umgebaut worden. Man merkte ihnen an, auch
wenn sie kein solches Flickwerk wie die Sentok und andere Gehirnfrachter waren,
dass es an allem mangelte und nur notdürftig Verschleißteile ersetzt
oder unmoderne Geräte verbessert worden waren. Man hatte sich auf das Wesentliche
konzentriert: die Antriebe erneuert und eine eigene Waffenkonstruktion hinzugefügt,
die angeblich die Schilder der Hierarchieraumer durchdringen konnte. Ob dies
zutraf, würde sich erst in der Schlacht zeigen. Die eigenen Schilde waren
nicht besonders gut, so dass man auf die geringe Größe und Wendigkeit
der Schiffe setzte.
Mit seiner Last würde der Hairaumer langsam fliegen. Natürlich wurde
nicht mit einer Attacke der Rebellen gerechnet, so dass die Besatzung sicher
einer Schrecksekunde erliegen würde, wenn sie ihr Boot plötzlich von
den kleinen Schiffen eingekreist sahen. Das Primärziel war die sofortige
Vernichtung der Waffensysteme, der Funkanlage und der Schildprojektoren. Sobald
dies geschehen war, würden mehrere Trupps in das Schiff eindringen, die
Besatzung gefangen nehmen und den Container zerstören.
Dann blieb nur noch das Kernschiff übrig, das Jason in seinen Besitz zu
bringen hoffte. Falls es überhaupt so weit kam und sie nicht vorher aufgebracht
wurden.
Es gab zu viele Unwägbarkeiten: Vielleicht flog der ausgewählte Raumer
nicht allein, oder es befanden sich andere in der Nähe, die sofort zu Hilfe
eilen würden. Vielleicht hatte man die Defensiv- und Offensivsysteme längst
verbessert, so dass die Rebellen mit ihren Neuentwicklungen hinter dem Stand
der Dinge hinterher hinkten, oder die Einrichtungen befanden sich an anderen
Stellen, als vermutet. Vielleicht mussten der Antrieb oder andere wichtige Teile
zerstört werden, so dass das Schiff nach dem Gefecht wertlos war für
Jasons Vorhaben. Vielleicht ließ sich die Besatzung nicht gefangen nehmen
und sprengte lieber das Boot in die Luft – noch nie war ein Exekutor auch
nur gesehen, geschweige denn gefangen genommen worden, noch nie einer ihrer
Raumer in fremde Hände gefallen. Und dann war da noch Shilla …
Taisho und Sessha hatten beschlossen, Jason zu helfen und mit ihm und der Vizianerin
das Nexoversum zu verlassen. Die Aussicht auf ein besseres Leben war reizvoller,
als weiterhin einen sinnlosen Kampf zu führen, der so nicht gewonnen werden
konnte. Ansarek hatte die Schattenseiten der Rebellion zu deutlich gemacht und
beide nachhaltig desillusioniert. Als Jason Taisho gefragt hatte, ob er sich
nicht als Verräter an seinen Idealen und an all jenen Wesen fühlte,
die weiterhin Opferlämmer des Nexus' bleiben würden, hatte der Syridianer
nur bitter gelacht und erklärt, dass der Widerstand seine Agenten und all
diese Wesen auch verraten hätte, denn die Idealisten wurden von ihren Anführern
nur für die
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