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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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unethische Zwecke zu missbrauchen. Ich hoffe, er wird die Vorgesetzten und Kollegen,
die ihm und seiner verbindlichen Art vertrauen, nicht so entsetzen und hintergehen,
wie er es damals bei ›Holy Spirit Medics‹ getan hat.«
    Es schien so, als hätte Doktor Self sich warm geredet und durchaus die
Absicht, seinen klangvollen Anschuldigungen noch weitere hinzu zu fügen,
doch Gregor von Bussev hatte die Richtern und die Menschen im Saal beobachtet
und entschieden, dass es nun mehr als genug war. Mit einer kleinen Handbewegung,
einem vorher verabredeten Zeichen, da er die Art seines Mandanten in den Vorgesprächen
bereits richtig eingeschätzt hatte, brachte er Doktor Self zum Schweigen,
und dieser klappte nur noch einmal den Mund auf und zu und setzte sich dann
ohne ein weiteres Wort.
    »Doktor Anande, haben Sie zu den Anschuldigungen etwas zu sagen?«
    Der Angesprochene schüttelte nur stumm den Kopf, was Hwang Thang Anlass
zur Besorgnis gab. Das alles hier war ziemlich viel für den ersten Tag
und noch längst nicht vorüber. Er hoffte, dass sein Mandant gefasst
bleiben würde, äußerlich und vor allem auch innerlich. Auf eine
seltsame Art schien er sich immer mehr in sich zurück zu ziehen. Nun, die
Wahrscheinlichkeit, dass die gesamte Anklage sich als haltlos erweisen würde,
war sehr gering gewesen, dessen waren sich alle Beteiligten im Vorfeld schon
bewusst geworden. Aber es ging nicht in erst Linie darum, ob Jovian Anande das
ihm vorgeworfene Vergehen begangen hatte – sondern, ob dieser heutige Mann
noch dafür zur Verantwortung gezogen werden konnte.
    Die Richterin Botha rief nun einen Sachverständigen auf, den Hwang Thang
bereits kannte. Doktor Nicolas hatte Anande ausführlich untersucht, vor
allem sein Gehirn, um die Art der Gedächtnislöschung genauer definieren
zu können. Dieses Gutachten war sehr wichtig für beide Seiten, denn
von Bussev würde versuchen zu beweisen, dass der Angeklagt sich selbst
verstümmelt hatte, um sich der Verfolgung durch ein Gericht oder auch eigenen
moralischen Qualen zu entziehen. Eine absurd klingende Vorstellung, und doch
gab es bislang keine Gegenbeweise. Doktor Anande war ein sehr fähiger Arzt
und mit entsprechenden modernen Gerätschaften, die eine komplexe Operation
speichern und dann selbständig an dem Chirurgen vornehmen konnten, wäre
so etwas theoretisch möglich. Mochte der heutige Anande auch den Verlust
seiner Erinnerung als schmerzlich empfinden – vielleicht hatte der damalige
in seinem Zorn oder seiner Angst anders gedacht.
    Herr Thang hoffte inständig, dass Doktor Nicolas zu dem Schluss gekommen
sein mochte, es wäre ein Fremdeingriff. Das würde ihm das nicht unwichtige
Argument in die Hand geben, dass Jovian Anande nicht bewusst versucht hatte,
sich seiner Verantwortung zu entziehen – ganz gleich, ob er es damals sonst
durch eine simple Flucht oder andere Mittel getan hätte, hätte er
die Chance bekommen. Fakten hatten hier mehr Macht als Vermutungen ...
    »Doktor Nicolas«, begann die Richterin gerade, »Sie haben Doktor
Anande eingehend untersucht. Was können Sie uns über die Ergebnisse
sagen?«
    Der ältere Arzt verschränkte die Hände hinter dem Rücken,
und sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Bei dem Angeklagten ist ein höchst seltener chirurgischer Eingriff
vorgenommen worden. Während heute Erinnerungslöschungen, zum Beispiel
zur Behandlung von ansonsten unüberwindbaren Traumata, auf chemischer Basis
vorgenommen werden – wobei es bedauerlicherweise wohl eine große
Zahl von illegalen Eingriffen aus weniger angemessenen Gründen gibt –
, so ist bei Doktor Anande eine Gehirnregion, in der Erinnerungen gespeichert
sind, schlichtweg entfernt worden. So grausam dieser Eingriff in seinem Effekt
auch ist, er ist mit einzigartiger Präzision vorgenommen worden, so dass
dem Angeklagten die meisten seiner Fertigkeiten erhalten geblieben sind, ebenso
anscheinend ein großer Teil seines beruflichen und sozialen Wissens. Alles
andere, seine persönlichen Erinnerungen rückwirkend bis hin zu Jugend
und Kindheit, sind komplett verschwunden, wortwörtlich aus ihm herausgeschnitten
worden.«
    »Wären Sie in der Lage, eine solche Operation vorzunehmen?«
    Doktor Nicolas lachte hart auf und machte eine abwehrende Geste in Richtung
der Vorsitzenden.
    »Nein, auf keinen Fall. Abgesehen von der moralischen Skrupellosigkeit
ist eine chirurgische

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