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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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diese Motivation auch entsprechende Beweise?,« wollte
Richterin Botha wissen, und von Bussev musste einräumen, dass dem nicht
so war. Von dem Bildmaterial und den Ausführungen des Anwaltes äußerlich
unbeeindruckt hakte sie weiter nach. »Auf keiner der Aufnahmen ist Doktor
Anande zu sehen. Welche Beweise gibt es für seine Beteiligung an dem Projekt?
Und warum wird dieses Material erst heute, Jahre nach dessen Beendigung, vor
ein Gericht gebracht?«
    »Es gibt eine Reihe von Unterlagen, die bezeugen, dass Jovian Anande Leiter
dieses von dem Konzern nicht erlaubten Versuches war. Materialanforderungen
beispielsweise sowie einige seiner persönlichen Forschungsberichte. Die
meisten Dokumente sind jedoch nicht in unserem Besitz, vermutlich hat der Angeklagte
sie zerstört, um die Spuren dieser Untat zu verwischen. Was wir haben,
ist jedoch ausreichend, um seine Rolle darin zu belegen. Alle Beweise liegen
dem Gericht als beglaubigte Kopien vor. Was den Zeitpunkt angeht, zu dem die
Anklage jetzt gemacht wurde, möchte mein Mandant Doktor Self selber etwas
sagen ...«
    Die Vorsitzende gab ihre Erlaubnis, und der Mediziner erhob sich etwas umständlich.
Sein rundes Gesicht war stark gerötet und von Schweißperlen bedeckt,
aber die Stimme des Mannes verriet wenig von seiner ansonsten so offensichtlichen
Nervosität.
    »Euer Ehren, das verbotene Projekt wurde damals von mir selber und Herrn
Perusko, dem damaligen Generaldirektor des Konzerns, aufgrund von Unstimmigkeiten
in Doktor Anandes Berichten entdeckt. Ich werde den Anblick der bedauernswerten
Kreatur in ihrem Nährstofftank niemals vergessen können – ein
Monstrum, erschaffen aus einem unschuldigen, unfertigen Leben ... und daneben
ihr selbstgefälliger Erschaffer.« Ulrich Self schien einen Moment
zu brauchen, um sich wieder zu sammeln. Das Schweigen im Saal mochte alles ausdrücken
– Betroffenheit ebenso wie peinliche Verwunderung über die hochtrabenden
Worte. Dann fuhr der Ankläger fort.
    »Herr Perusko, der vor wenigen Wochen überraschend verstorben ist,
hatte stets den Ruf des Unternehmens wahren wollen und mir und allen anderen,
die an der Räumungsaktion beteiligt waren, das Versprechen abgenommen,
keine Informationen an die Öffentlichkeit zu geben. Ich habe es sehr, sehr
ungern getan, aber es schien mir zu dem Zeitpunkt meine Pflicht zu sein, den
Eid zu leisten, zumal Herr Perusko eine Person war, der mein voller Respekt
und mein uneingeschränktes Vertrauen galt. Im Nachhinein weiß ich
nicht, ob die Entscheidung richtig war – denn dadurch blieb das Verbrechen
ungesühnt. Doktor Anande wurde des Konzerns verwiesen – wie es zu
dem scheinbar so weit reichenden Verlust seiner Erinnerung kommen konnte, ist
mir nicht bekannt.« Der Tonfall Doktor Selfs war nun eine Mischung aus
Zweifel und Verachtung, als wollte er nahe legen, der verrückte, gescheiterte
Arzt hätte mit einem Brotmesser selber die Operation vorgenommen, um sich
seiner Sünden und seiner Schmach zu entledigen. Als Self fortfuhr, wandelte
sich die Stimme wieder und bekam etwas Pathetisches. »Euer Ehren, ich habe
an der Last dieses Wissens schwer getragen in den letzten Jahren. Mehr als einmal
habe ich Herrn Perusko bedrängt, die Sache vor Gericht zu bringen, aber
er fürchtete zu sehr einen Schaden für das Ansehen des Konzerns –
wobei ich letztlich der Ansicht war, dass dies ein geringer Preis für die
nötige Gerechtigkeit darstellt. Aber jetzt, nach dem tragischen Tod von
Herrn Perusko, fühle ich mich von meinem Versprechen entbunden und habe
sofort Herrn von Bussev verständigt, um alles in die Wege zu leiten, damit
es zu dieser Verhandlung hier kommen konnte. Ich weiß, dass mein Verschweigen
eines solchen unglaublichen Verstoßes gegen grundsätzliche Wesenrechte
auch für mich strafrechtliche Folgen mit sich bringen wird, aber ich bin
gerne bereit, mich dem zu stellen. Mein Gewissen war in den letzten Jahren eine
unerträgliche Last. Ich weiß nicht, welche Strafe Doktor Anande für
seine Taten zu erwarten hat, aber alleine ihn hier im Gerichtssaal zu sehen,
als Angeklagten und nicht länger gepriesen als Held des Rettungskreuzers Ikarus , beruhigt und erleichtert mich sehr. Ich hoffe, er wird nie dazu
kommen, seine neue Position und die technischen und finanziellen Möglichkeiten,
die sich ihm dadurch bieten, noch einmal für selbstsüchtige, derart

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