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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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auch alltägliches Verbrechen.« Darius Weenderveen hielt kurz inne
und erfasste nun nicht nur Hwang Thang, sondern auch die schweigsame und blasse
Richterin Arna Botha und die Zuschauer mit seinem Blick.
    »Alltäglich ja. Und nicht nur das mit dem Morden. Bei meiner aller
ersten Mission auf der Ikarus hatten wir in einem havarierten Schiff
mit einer ganzen Ladung von Somank-Kampfstieren zu tun. Kennen Sie die? Die
Muul'haar züchten sie alle drei Jahre für ein Festival auf Somank.
Es sind Tiere, die allein für den Kampf abgerichtet sind. Sie werden gegeneinander
gehetzt, was alles in allem eine recht widerliche Angelegenheit ist, die die
Stiere natürlich nicht überleben. Das will auch niemand, denn sie
sind wirklich eine gefährliche Sache. Sehr einfallsreich und sehr tödlich.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« Die Richterin sah den Robotiker interessiert
und auffordernd an. Weenderveen konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie krank
wirkte. Ihre Augen hatten einen unguten Glanz. Wenn es ihm erlaubt gewesen wäre,
hätte Anande sich bestimmt gleich auf irgendwelche Symptome gestürzt,
aber jetzt würde das keiner zulassen. Was für ein sonderbarer Gedanke,
den Arzt von einem kranken Menschen fernzuhalten, weil jemand denken könnte,
er wollte ihr vielleicht schaden.
    Weenderveen holte seine abschweifenden Gedanken zurück und konzentrierte
sich darauf, seinen Standpunkt zusammen zu fassen.
    »Es geht hier die ganze Zeit um das Verbrechen der Genmanipulation aus
Profitgründen. Gerade um eine, bei der Wesen zu Waren werden, die einen
bestimmten Zweck zu erfüllen haben und danach getötet werden müssen,
ohne auch nur die kleinste Chance auf ein eigenes Leben zu haben. Gewissermaßen
um die Umwandlung von Lebewesen zu Objekten durch die Gentechnik.
    Verstehen Sie mich richtig: Alle Empörung darüber, alles Verurteilen
ist richtig und angemessen. Das Wunder des Lebens so zu missbrauchen ist schrecklich.
Aber eben nicht ungewöhnlich! Die Muul'haar machen das alle drei Jahre,
und zwischendurch experimentieren sie vermutlich wie wild. Zu dem Festival auf
Somank kommen Abertausende von Leuten und genießen die Früchte dieser
Arbeit. Nicht, weil es um etwas so Wichtiges ginge wie Impfstoffe für eine
tödliche Krankheit. Nein, aus reinem, blutigem Spaß. Und das passiert
hier im Gebiet des Raumcorps und ist alles andere als ein Geheimnis.
    Sie können sagen: Die Kant'Takki sind ein intelligentes, ein empfindungsfähiges
Volk. Und die Tiere, die als Grundlage für die Kampfstiere genommen werden,
sind das nicht. Aber wer kann das sagen? Es heißt, vor Jahrmilliarden
seien die Menschen Affen gewesen, und heute fliegen wir in Raumschiffen herum.
Was kann einmal aus einem Tier werden? Und wann ist der Punkt erreicht, wo es
nicht mehr nur dummes Vieh ist, an dem man herum experimentieren darf, sondern
ein irgendwie intelligentes Wesen?« Weenderveen hatte sich leicht erhoben
und sank nun wieder auf den Stuhl zurück. Es war still im Saal, und alle
hörten ihm zu – das war etwas, worüber er nicht so genau nachdenken
wollte, sonst würde er seine kleine Ansprache nicht zum Ende bringen können.
    »Ich sage nicht, dass ich weiß, wie das alles gehen soll. Ich bin
nicht gut im Erschaffen von neuen Prinzipien. Aber es ist schwer, die Leute
anzuhören, die anscheinend alles ganz genau wissen: was gut und böse
ist, was gerecht ist und was ein Verbrechen. Wo ziehen sie die Grenzen? Was
sagen Sie zu den Kampfstieren? Und zu all den anderen Grenzfällen, in denen
es praktischer und bequemer ist, nicht darüber nachzudenken, ob die Genmanipulation
nun erlaubt war, weil es sich persönlich so schön von den Ergebnissen
profitieren lässt? Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber fragen
Sie die Leute auf Somank, die einmal alle drei Jahre mit den Touristen so viel
Geld verdienen, dass sie den Rest der Zeit davon leben können – und
müssen. Fragen Sie jemanden, dessen Kind die Denir-Seuche hat. Es sind
nicht weniger moralische Leute. Aber sie können es sich gerade nicht leisten,
so verdammt selbstgerecht und sicher zu sein.«
    Jetzt war es heraus. Die ganze Verhandlung lang, seitdem dieser Ulrich Self
seinen Sermon von der moralischen Verpflichtung abgelassen hatte, hatte Weenderveen
das dringende Bedürfnis gehabt, etwas dazu zu sagen. Vielleicht war es
jetzt heftiger herausgekommen, als er das eigentlich wollte, aber

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