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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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geklagt? Schwächegefühl, Herzschmerzen?«,
fragte Anande den Protokollanten, der so dicht neben ihm saß, dass er
jeden Handgriff behinderte.
    »Nein ... nein, über Kopfschmerzen, glaube ich ...«
    Stirn und Hände der Richterin waren eiskalt, die Lippen blau.
    »Irgendwelche Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Sie hat nichts davon gesagt. Sie hatte nur einen
ungewöhnlich starken Durst.«
    Anande nickte und sah den aufgelösten Mann an, der sich immer wieder dicht
über die Richterin beugte und sie an der Schulter schüttelte.
    »Sie liegt hier sehr hart. Können Sie ein Kissen besorgen? Und eine
Decke! Wir müssen ihre Körpertemperatur stabilisieren. Und legen Sie
ihre Beine hoch.«
    Ein Kissen und eine Decke waren vielleicht das Letzte, was Richterin Botha jetzt
brauchte, aber der Protokollant sprang auf, erleichtert, endlich etwas tun zu
können, und eilte davon. Anande wandte sich wieder seiner Patientin zu
und betete, dass endlich der Notarzt mit seinen Scannern kommen würde.
Ein kurzer Blick zeigte Anande, dass die Pupillen der Frau so geweitet waren,
dass die Iris nicht mehr zu sehen war, aber beide waren gleich groß. Er
glaubte nicht an einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
    ›Sie ist vergiftet worden‹, schoss es ihm mit plötzlicher Gewissheit
durch den Kopf. ›Jemand will sie umbringen, damit sie die Verhandlung nicht
mehr leiten kann. Vermutlich haben sie bereits einen gut instruierten Ersatzmann
in Wartestellung ...‹ Kalter Zorn brandete bei dem Gedanken in Anande auf.
    Dann hörte das Herz von Richterin Botha übergangslos auf zu schlagen,
und die Welt um Anande herum verlor all ihre Bedeutung, als er sich hinunter
beugte und mit der Reanimation begann. Erst als nach einer kleinen Ewigkeit
der Notarzt kam, ließ Jovian Anande sich widerstrebend wegführen.
    Später im Krankenhaus bestätigten Untersuchungen seine Einschätzung:
Die Richterin hatte ein mit einiger Verzögerung wirkendes Gift zu sich
genommen, vermutlich in einem Getränk oder einem anderen Nahrungsmittel.
Die Substanz führte zu einem Kreislaufzusammenbruch und Herzstillstand.
Es war ein synthetischer Stoff, der sich innerhalb kurzer Zeit selbst spurlos
zersetzte, und hätte Anande nicht so frühzeitig eine Untersuchung
angestoßen ?, dann wäre als Todesursache vermutlich ein Herzinfarkt
bescheinigt worden. So aber überlebte Richterin Botha, und die Medien schlachteten
das dramatische Ereignis im Gerichtssaal weidlich aus – und bis auf ein
paar Stimmen, die vermuteten, Anande selber hätte den Vorfall inszeniert,
um sich als Retter aufspielen zu können, wurde der Angeklagte als Held
dargestellt. Trotzdem blieben die Hintergründe mysteriös. Weitere
Untersuchungen ergaben, dass sich entgegen der Vorschriften deswegen kein Notarzt
im Saal befunden hatte, weil der Diensthabende einen Anruf von seiner Zentrale
bekommen hatte. Um seine Überstunden abzubauen, hätten sie den Bereitschaftsplan
geändert und einen Kollegen eingesetzt. Der Sicherheitscode der Zentrale
war vom Kommunikationssystem gespeichert worden und erwies sich als korrekt,
aber niemand dort hatte jemals einen solchen Anruf getätigt. Die Untersuchungen
zur Aufklärung des Mordversuchs begannen sofort und – nicht zuletzt
wegen des Druckes des öffentlichen Interesses – mit großem Aufwand.
Doch irgendwie bezweifelten alle Crewmitglieder der Ikarus , dass sie
letztlich ein Ergebnis bringen würde.

    »Das hat ja ganz hervorragend geklappt.« Boteros Stimme war gerade
eben so höhnisch, dass sie Prinz Joran innerhalb eines Augenblickes zur
Weißglut brachte, er aber nicht wirklich etwas sagen konnte. Somit fuhr
der Wissenschaftler ungerührt fort. »Arna Botha lebt noch immer, und
McLennane ist auf St. Salusa eingetroffen, die Crew der Ikarus lobt ihren
Arzt über den grünen Klee, und die Nebenkläger spielen eines
ihrer Esoterik-Spielchen. Fehlt nur noch, dass unsere Hauptzeugin mit Anande
ins Bett steigt, aber nein, das haben die Zwei ja schon hinter sich.«
    »Hätte das von Ihnen konstruierte Gift schneller gewirkt, wären
wir die Richterin bereits los«, warf Joran kalt ein. »Ich kenne mindestens
ein Dutzend Substanzen, die effektiver gewesen wären als Ihre kleine Erfindung!«
    »Vielleicht. Aber die hätte man nachweisen können. Es war Pech,
dass Anande sich durchsetzen und die Richterin am Leben halten

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