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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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meines Vaters Sohn.«
    Und jetzt begriff jeder, dass Uhul alleine Adressat dieser Aussage war.
    Der Erste Staubdiener senkte seinen Kopf in Demut.

    Immerhin, sie wurden nicht von irgendjemandem empfangen, sondern ganz offensichtlich
von einer hochgestellten Persönlichkeit. Sentenza musterte den hoch gewachsenen,
hageren Mann, der sie auf dem Gleiterflugdeck erwartete, nur mit einem kurzen
Blick und erkannte sofort, dass er einen Prior vor sich hatte. Es war seine
erste Begegnung dieser Art. Sicher, ihm waren schon oft Raumpriores begegnet,
nicht nur die denkwürdige Ausnahmekommandantin Siridan Dante. Doch der
Titel des Raumpriors war von dem des Leiters einer Diözese dann doch zu
unterscheiden, kommandierte der eine ein Raumschiff, war der andere im Regelfalle
für die Kirchenorganisation eines ganzen Planeten verantwortlich. Selbst
unter den Priores gab es noch Abstufungen. Die wichtigste war die Zulassung
zum Konklave, das, im Falle von Tod oder Rücktritt, den neuen Erzprior
erwählte, der der gesamten Kirche vorstand.
    Der Mann vor ihnen, der sich leicht verbeugte, als sie aus der Limousine stiegen,
trug drei signifikante Insignien. Der Anzug selbst war modisch, aber einfach.
Die rote, kreisrunde Kappe zeigte, dass er zum Konklave gehörte –
und damit im Übrigen nicht nur stimmberechtigt, sondern auch ein potentieller
Kandidat für das Amt des Erzpriors. Der dreieckige Überwurf mit den
gestickten Ornamenten bezeichnete ihn als Prior, was selbstverständlich
war, denn nur als solcher konnte er Mitglied der Konklave werden. Der schlichte
Metallstab mit einer Miniatur des Zentraldomes an seiner Spitze war jedoch der
wichtigste Bestandteil. Er wies ihn als den Prior Camerlengo aus, den »Premierminister«
der Kirche und Stellvertreter des Erzpriors im Falle von Krankheit oder anderweitiger
Verhinderung. Ein Fall, der, glaubte man den Gerüchten, derzeit eingetreten
war. Sentenza kannte den Namen des Mannes. Serbald, in diesem Amt seit vielen
Jahren bewährt, hatte recht spektakulär eine Wahl zum Erzprior abgelehnt,
als der letzte Amtsinhaber verstorben war. Seine Weigerung hatte ihm seine derzeitige
Position eingebracht – und dieses wiederum, wenn die Gerüchte der
Wahrheit entsprachen, die des faktisch amtierenden Erzpriors.
    Und der erwartete sie nun. Alleine, ohne weitere Begleitung. Sentenza war rechtschaffen
beeindruckt. Als der Mann ihm freundlich die Hand reichte, sah der Captain Anspannung
und Müdigkeit in seinen Bewegungen. Er kannte diesen Ausdruck – er
sah ihn in den Augen der Ikarus -Besatzung nach einem anstrengenden Rettungseinsatz,
wenn anstatt des Heimfluges ein zweiter und ein dritter Notruf beantwortet werden
musste. Dieser Mann hatte seit zu langer Zeit zu wenig geschlafen.
    »Ich begrüße Sie, Direktorin McLennane, Captain Sentenza, Thorpa.
Ich wollte Sie persönlich empfangen, da der Grund ihres Besuches ein ...
delikater ist. Wie Ihnen ja sicher zu Ohren gekommen ist, gibt es noch weiteren
Anlass zur Sorge. Aber lassen Sie uns erst mal hinein gehen. Bitte, folgen Sie
mir.«
    Sally und Sentenza sagten nichts, außer ein paar höflichen Begrüßungsworten.
Sentenza erkannte, dass seine Vorgesetzte durch den Empfang genauso verwirrt
worden war wie er. Dies war unangekündigt und die leise Ahnung beschlich
den Captain, dass das mehr als »nur« ein Informationsaustausch über
die Outsider zu werden drohte. Sentenza bereitete diese Aussicht Unbehagen.
Letztendlich war er der Kommandant eines Rettungskreuzers, kein Akteur galaktischer
Politik. Das Schicksal meinte es offenbar nicht gut mit ihm.
    Andererseits, und das konnte er auch nicht verleugnen, erfasste ihn Neugierde.
Gerade weil dies kein Ort war, in dem Normalsterbliche wie er normalerweise
verkehrten, übte er eine besondere Faszination auf ihn aus. Sentenza war
kein gläubiger Mensch, er würde sich selbst eher als einen hoffenden
Agnostiker bezeichnen. Doch dies war ein Ort, zu dem Milliarden von Gläubigen
mit Hoffnung und Ehrfurcht aufsahen. Das konnte an niemandem spurlos vorbei
gehen.
    Sie folgten dem Prior einen Gravschacht hinab in ein großzügiges
Foyer. Von dort ging es direkt in einen angrenzenden kleinen Konferenzraum,
der offenbar vorbereitet worden war. Hier wurden sie auch erwartet: Von einem
massigen Arbito, dessen schlangengleiche, extrem starke Arme um den tonnenförmigen
Körper geschlungen waren. Serbald

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