Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
Arbeit machen«, erklärte
er. »Sie haben zugesichert, ohne Pause an den Projekten zu arbeiten und
die fertige Ausrüstung in spätestens einem Tag abzuliefern.«
»Das muss genügen«, kommentierte Serbald. »Sie aber müssen
sofort mit dem Training beginnen. Ich habe mit dem Stallmeister gesprochen.
Wir haben ein relativ ruhiges Shakri für Sie ausgewählt. Es ist nicht
mehr das jüngste Tier, aber ziemlich kräftig und mit genügend
Anlauf schnell genug, um die nötige Wucht hinter den Lanzenstoß zu
legen. Wir haben zwar noch keinen Sattel, der Ihrer Körperform eher angepasst
ist, aber einen Arbito-Sattel müssten Sie prinzipiell bewältigen können.«
»Reiten lernen in so kurzer Zeit? Ich bin mir nicht sicher ...«, wollte
Sentenza, den plötzlich wieder Bedenken plagten, einwenden.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Captain«, unterbrach ihn Thorpa mit
fröhlicher Stimme. »Ich bin Student der Xenopsychologie. Ich habe
ein Praxissemester auf Eobal absolviert und konnte dort unter anderem das Reiten
üben, denn ansonsten hätte ich mit den Halbnomaden dort nicht kommunizieren
können. Man mag es uns nicht ansehen, aber Pentakka sind gut als Reiter
geeignet. Wenn das Shakri nicht allzu wild ist, werden wir uns rasch aneinander
gewöhnen.«
Sentenza hatte keine weiteren Einwände. In kurzer Zeit hatte der Stallmeister
das Reittier gebracht, das die fremden Gestalten leicht irritiert zu mustern
schien. Interessanterweise schienen sich Thorpas psychologische Talente auch
auf Tiere auszuwirken, denn wo das Shakri, als er sich ihm näherte, anfangs
noch nervös zu tänzeln begann, beruhigte es sich rasch, als der Pentakka
es mit seinen Astarmen streichelte und beruhigend summte. Es dauerte keine weitere
Minute, da konnte er sich auf den Rücken des Tieres schwingen, ohne in
Gefahr zu geraten, abgeworfen zu werden. Sentenza war beeindruckt.
Das Shakri nur scheinbar.
Als Thorpa mit einem aufmunternden Schnalzlaut das Tier zur Bewegung animieren
wollte, blieb es stehen. Aus den beiden großen, dunklen Augen musterte
es Sentenza, als hätte es sich in den Captain verliebt. Dem breiten Maul
entrang sich ein Schnauben, ein dünner Speichelfaden schwebte langsam zu
Boden. Das Maul folgte diesem, dann wurde an einigen Gräsern gezupft. Das
Tier strahlte Gelassenheit aus, ganz im Gegensatz zu Thorpa, der auf dem breiten
Arbito-Sattel zunehmend etwas verloren wirkte.
Der Stallmeister beugte sich nach vorne, rückte den Sattel zurecht, musterte
die Beine des Shakris kritisch, dann produzierte er ein Arbito-Äquivalent
eines Schulterzuckens. Ein langer Tentakelarm schnellte vor und landete klatschend
auf dem schlanken Hinterteil des Tieres.
Die Reaktion kam unmittelbar.
Das Shakri beschleunigte aus dem Stand. So was hatte Sentenza noch nicht gesehen.
Eben noch stand das Tier friedlich vor dem Stall auf dem Gelände des Kirchensitzes,
einen Augenblick später hatte es bereits die Umzäunung erreicht und
automatisch einen Kurs entlang des Zaunes eingeschlagen. Es galoppierte mit
einer Geschwindigkeit, die Sentenza nur als atemberaubend beschreiben konnte.
Thorpa hielt sich krampfhaft fest, die Zügel heftig umklammert, seine blattähnlichen
Fortsätze flatterten im Zugwind. Das dumpfe Trommeln der Shakrihufe wurde
lauter, als das Tier seine Umzirkelung beendet hatte. Auf einen Zuruf des Stallmeisters
brach es den Orbit ab und kam, nun weitaus gelassener, wieder zu der Gruppe
der Wartenden zurück. Es blickte Sentenza Beifall heischend an, wie mechanisch
fuhr dieser mit seiner Rechten liebkosend über das weiche Maul, was dem
Shakri sichtlich gefiel.
Serbald half Thorpa vom Sattel. Der Pentakka wirkte erschüttert.
»Nun, die notwendige Geschwindigkeit hat es«, stellte Sentenza dann
fest. Das Shakri wirkte nicht einmal sonderlich erschöpft. »Und kein
Pentakka ist auf dem Boden gelandet. Offensichtlich können Sie tatsächlich
reiten, Thorpa.«
Der Praktikant sammelte sich und machte eine zustimmende Geste.
»In der Tat, Captain. Aber um dieses Tier einigermaßen zu beherrschen,
braucht es wohl noch etwas Training.«
Dem konnte Sentenza kaum etwas entgegen setzen.
Ihnen stand ein langer Tag bevor.
Jamir saß auf dem breiten Kissen im Hauptzelt und dachte nach. Im Fokus
seiner Überlegungen stand die herausfordernde Mitteilung aus Jenangar,
die ihn kürzlich erreicht hatte. Natürlich hatte der Bote, ein unbewaffneter
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