Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
Fedajin-Kommandanten
sichtlich weniger behagte.
»Es muss einer der fremden Dämonen sein!«, erklärte nun
auch Thorpa.
»Noch besser: Der Heilige unter ihnen!«, ergänzte nun Uhul.
Das wiederum behagte nun Sentenza gar nicht. Er wollte etwas erwidern, doch
nun würgte ihm Uhul das Wort ab.
»Es ist folgerichtig, Sentenza. Thorpas Volk ist in unseren alten Aufzeichnungen
als wohltätig und mild bekannt, es wurde von unserer eigenen Kirchengeschichte
in den Stand von Heiligen erhoben. Wenn nun dieser Heilige unter Beweis stellt,
dass er die Ketzer besiegen kann, und dies auch noch im Auftrag der Götter,
dann wird Jamirs Niederlage perfekt.«
Thorpa raschelte mit den Ästen. Er sagte nichts.
Uhul sah sich triumphierend um.
»Ein Turnier«, meinte er schließlich. »Wir machen ein Turnier.«
Konnte ein Wesen wie Lear Verzweiflung empfinden?
Diese Frage stellte sich immer wieder, vor allem dann, wenn nach der Weckphase
eine gewisse Zeit verstrichen war. Lear, der seine Existenz auf tausende von
Jahren zurückrechnen konnte, wenngleich er die meiste Zeit in Hibernation
verbracht hatte, wusste, dass er aufgrund seiner Aufgabe zu emotionalen Reaktionen
fähig sein musste. Wäre er dies nicht, so würden die Outsider
ihm immer überlegen sein, denn ungeachtet dessen, was manche über
diese Wesen gesagt hatten, besaßen sie sehr wohl Gefühle. Die Leichtigkeit,
mit der die Outsider auch hocheffiziente, weit entwickelte Robotzivilisationen
in ihren Machtbereich integriert hatten – im Regelfalle durch vollständige
Exterminierung – belegte eindeutig, dass Gefühlskälte und Logik
allein keine ausreichenden Waffen gegen den Feind waren.
Lear empfand Emotionen, diese blieben aber an der Oberfläche. Er nahm sie
wahr, er konnte sie deuten und sie entzogen sich seiner Kontrolle, übten
aber niemals Einfluss auf seine Ratio aus. Lears Gefühle waren nicht hormonell
verursacht, kein Ausdruck von Körperchemie. Es handelte sich vielmehr um
gedankliche Konzepte, die im Bewusstsein des Individuums eine eigene Erkenntnisebene
beanspruchten, keine dominierende, aber eine wahrnehmbare.
Lears bisherige Versuche, den Vormarsch der Outsider in dem ihm zugeteilten
Bereich des nicht infizierten Universums aufzuhalten, waren nur von sehr begrenztem
Erfolg gewesen. Er erwartete nicht viel von seinen verbliebenen Fähigkeiten.
Weichen zu stellen war ohnehin alles, was er zu tun imstande war, seit die Adlaten
sich selbständig gemacht hatten und irgendwo untergetaucht waren. Lear
blieben nur wenige Hilfsmittel und keine Helfer. Diejenigen, die er rekrutiert
hatte, wussten nichts davon, und das war möglicherweise auch besser so.
Sein Einfluss auf sie war begrenzt genug, es war ihre unwissentliche Kooperation,
die sich bisher am effektivsten gezeigt hatte. Doch der Gegner schlief nicht,
und seine Machtmittel wurden nur durch die Entfernung zum Nexoversum begrenzt.
Nach der Inbetriebnahme des neuen Sonnentors war auch dieses Argument nur noch
teilweise gültig. Lear stand unter dem Druck seiner eigenen genetischen
Programmierung, etwas unternehmen zu müssen. Doch waren seine Handlungsmöglichkeiten
dermaßen eingegrenzt, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Mit großer
Sorge betrachtete er die Geschehnisse im Hauptsitz der Galaktischen Kirche.
Die Tatsache, dass der Ushu verschwunden war – der letzte lebende Ushu,
soweit Lear wusste – wog besonders schwer. Seine Mittel mochten wenige
sein, doch wenn er sie konzentrierte, konnte er lokal begrenzt direkt einwirken.
Lear öffnete seine Augen, seine eigenen wie auch die seiner technischen
Ausrüstung. Den Ushu zu finden und zu retten, das war jetzt oberste Priorität.
Lear begab sich auf die Suche.
4.
Thorpa hatte sich gar nicht lange gegen die Idee gewehrt. Sentenza hatte den
Eindruck, dass der Pentakka nach anfänglichem Unbehagen sogar ein gewisses
Maß an Begeisterung für das Vorhaben aufbrachte. Dies wiederum machte
dem Captain Sorgen, wie ihm ohnehin die ganze Sache schon zu sehr aus der Hand
geglitten war . Im Grunde war er davon ausgegangen, für diese riskante
Operation ein Mitglied ihres Teams auszuwählen, das Erfahrungen im Kampf
mit Hieb- und Stichwaffen hatte. Da die Fedajin in den inneren Bereichen des
Sanctuariums keine Schusswaffen tragen durften, wäre es nahe liegend gewesen,
jemanden von diesen zu erwählen. Dass nun Thorpa der Champion der
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