Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Milizionär, diese danach auch jedem im stetig wachsenden Ketzerlager erzählt,
der sie hatte hören wollen – auch jenen, die sich nicht dafür
interessierten. Gerüchte machten die Runde, vor allem aber hatte sich eine
spürbare Spannung über die Keimzelle seiner neuen Religion gelegt.
Erwartung machte sich breit, und obgleich noch hinter vorgehaltener Hand geflüstert
wurde, war es Jamir keinesfalls entgangen, dass man von ihm erwartete, das Angebot
Jenangars anzunehmen.
    Jamir betrachtete das Pergament in seinen Tentakeln und spürte, wie unkontrollierter
Ärger in ihm aufwallen wollte. Die Botschaft war perfekt formuliert, von
Meisterhand geschrieben. Jamir verdächtigte den Prior selbst, oder seinen
höchsten Diener, diesen Uhul. Möglicherweise war auch die Vorsteherin
des Staubhauses zu Rate gezogen worden. Wie dem auch sei, die Botschaft war
eine geniale Mischung aus Herausforderung, Appell an seine Ehre und verlockender
Chance, diesen Konflikt ohne großes Blutvergießen zu beenden. Jamir
mochte numerische Überlegenheit besitzen, aber Jenangars Mauern waren stark.
Was auch immer ein langer Krieg am Ende bringen würde, der Weg zu einem
eventuellen Sieg würde sehr beschwerlich sein – und eben lang .
Das war das Problem, und wer auch immer diese Nachricht abgefasst hatte, wusste,
dass Jamir vor diesem Problem stand: Seine Anhänger erwarteten keine langwierigen,
beschwerlichen Strapazen. Hatte er sie nicht gerade davon überzeugt, von
den Alten Völkern auserwählt zu sein? Begründeten sie nicht gerade
eine neue Stadt, ein neues Reich, direkt hier, am entblößten Schrein?
Da mussten Wunder her, schnelle Entschlüsse, noch schnellere Taten mit
eindeutigem Ausgang, wenn Jamir nicht in die Lage geraten wollte, dass sich
Zweifel in die Herzen der Gläubigen stahlen.
    Genial, dachte der Prophet erneut. Das war eine absolut geniale Idee und sie
verteilte das Risiko neu. Einer der Dämonen – und dann auch noch derjenige,
der wie ein Heiliger aussah – gegen einen seiner ausgewählten Krieger.
Oh, er hatte Auswahl, erfahrene Kämpfer, die es mit jedem Milizionär
aufnehmen konnten. Doch was war dieser Heilige? Besaß er spezielle Kräfte?
    Jamir war sich gewiss, dass sich die Herausforderer an die wenigen Regeln eines
solchen Duells halten würden. Auf dem Rücken von Shakris, mit Hieb-
oder Stechwaffen, normaler Rüstung und bis zum Tode oder wenn einer der
Kontrahenten aufgab. Jamir erinnerte sich nur dunkel an den »Heiligen«,
er hatte aber nicht wahrgenommen, dass dieser sich als Kämpfer hervorgetan
hätte ...
    Nun, wozu grübeln? Dieses Angebot abzulehnen, wäre ein fataler Fehler,
der seine gerade erst gewonnene Autorität untergraben könnte. Das
wollte Jamir keinesfalls riskieren. Also musste er sehen, dass er das Beste
daraus machte.
    Der Prophet erhob sich und verließ gemessenen Schrittes das Zelt. Unter
dem Baldachin vor dem Eingang blieb er stehen und beschattete sein Echtauge.
Sondal, sein getreuer Diener, kam eilfertig herbei.
    »Sondal, ich möchte mit Thanni sprechen.«
    Sein Gegenüber verstand sofort. Thanni war einer der besten Krieger der
Ketzer, vielleicht sogar der Beste. Er war nicht der Allerhellste, aber niemand
ging mit dem Shakri und der Stechforke um wie er. Für Sondal war die Bedeutung
klar: Das Duell würde stattfinden.
    »Thanni bewacht den Geöffneten Schrein«, erwiderte Sondal. »Soll
ich ... ?«
    »Nein, ich gehe selbst. Begleite mich.«
    Die das Zelt umringenden Gläubigen wichen vor dem gemessen dahin schreitenden
Propheten zur Seite. Er marschierte direkt auf den Schrein zu, dieses große
Behältnis, in dessen Inneren in seltsamen Lichtspielen das verklausulierte
Wort der Götter zu betrachten war – so zumindest die offizielle Interpretation.
Jamir hatte einige Zeit damit zugebracht, sich die wallenden Schwaden genau
anzusehen, natürlich durchaus auch in der Hoffnung, einen Fingerzeig für
das weitere Vorgehen zu erhalten. Bisweilen war es ihm erschienen, als habe
er eine Wesenheit darin ausgemacht, wie fester Nebel, der einen kontrollierten
Tanz aufführte. Jamir hatte gewagt, an die Scheibe zu klopfen, sogar gerufen,
die Wange an das Behältnis gepresst. Doch die erhoffte Offenbarung war
ihm nicht zuteil geworden. Diese Tatsache hatte er natürlich verschwiegen,
seine Erfahrungen in blumige, nichts sagende Worte gekleidet und die durchgehende
Bewachung des

Weitere Kostenlose Bücher