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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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mir zu denken. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was Decorians Motivation
sein könnte. Nun gibt es da ein mögliches Muster. Wenn Decorian all
jene aus dem Weg haben will, die eine Kooperation mit dem Raumcorps befürworten
– ich gehöre übrigens auch dazu, fällt mir gerade ein –,
dann kann es auch etwas mit den Aktivitäten gegen die Outsider sowie Prinz
Joran zu tun haben. Decorian wiederum ist eng mit der kaiserlichen Familie verbunden.
Nennen Sie mich paranoid, aber für mich fügt sich da etwas zusammen.«
    Dante nickte erneut.
    »Ich stimme Ihnen zu. Das ist keine sehr erfreuliche Entwicklung, im Gegenteil.
Wenn sich Ihr Verdacht auch nur ansatzweise erhärtet, stellt sich auch
der Ausfall des Dimensionsfalters in einem neuen Licht dar.«
    »Ebenso wie der Zeitpunkt und das damit verbundene Verschwinden Serbalds
... und Captain Sentenzas, der Direktorin McLennane und des ehemaligen Chefs
der Fedajin«, ergänzte Martinus.
    »Hm ...«
    Dante holte das Ticket aus ihrer Uniformtasche und starrte es an. Martinus sah,
wie es in der Frau arbeitete. Wenn jemand wie Siridan Dante von der neuen Kirchenleitung
kaltgestellt wurde, dann warf das ein ungutes Licht auf den Zustand der Galaktischen
Kirche.
    »Woran denken Sie?«, fragte der Prior leise.
    Dante sah auf, ihr Gesicht eine Maske.
    »Ich denke daran, dass ich furchtbare Angst um unsere Kirche und unseren
Glauben bekomme, wenn auch nur die Hälfte von dem, was ich mir gerade vorstelle,
der Wahrheit nahe kommt.«
    Martinus ballte seine Fäuste.
    »Wir sollten etwas unternehmen. Wir beide sind doch nicht die einzigen,
die so denken! Wir können die Kirche doch nicht Decorian ... und Asiano
überlassen!«
    Er sprach den Namen des neuen Fedajin-Anführers wie ein Schimpfwort aus.
Dantes Reaktion bestand nur aus einem knappen Kopfnicken.
    Dann, mit abgezirkelten, methodischen Bewegungen, zerriss sie die dünne
Plastikfolie ihres Flugtickets und ließ die Reste zu Boden rieseln.
    »Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, ehrwürdiger Prior ...«,
und seltsam, dachte Martinus, die Anrede klang aus dem Mund Dantes alles andere
als aufgesetzt oder falsch, und so fühlte er sich geehrt, »... aber
ich habe noch eine Menge Urlaub. Sehr, sehr viel Urlaub.«
    Sie sah Martinus an, auf dessen Gesicht sich ein feines Lächeln stahl.
    »Raumprior Dante, auch ich habe in den letzten Jahren viel gearbeitet und
wenig frei genommen«, bestätigte er mit Ernst in der Stimme. »Ich
könnte Monate frei machen!«
    »Es wird Zeit, dass wir an uns denken. Die Kirche kann von uns kaum Leistungsfähigkeit
auf unseren neuen Posten erwarten, wenn wir ausgebrannt, erschöpft und
unkonzentriert sind.«
    »Und wie unkonzentriert«, bestätigte Martinus. »Ich kann
mich schon gar nicht mehr an den Namen des Planeten erinnern, auf den ich versetzt
werden soll.«
    »Das ist bedenklich.«
    »Höchst bedenklich.«
    »Ich darf Ihnen raten, dringend Urlaub zu beantragen.«
    Martinus wiegte den Schädel.
    »Mir will nur kein passendes Erholungsziel einfallen!«
    »Darf ich Ihnen raten? Ich selbst bin auf dem Weg dorthin.«
    »Seit wann?«
    »Seit eben.«
    »Wohin?«
    »Vortex Outpost.«
    Martinus überlegte keine Sekunde.
    »Das, Raumprior Dante, hört sich sehr erholsam an!«
    Die beiden Geistlichen erhoben sich.
    »Holen wir unser Gepäck, Ehrwürden.«
    »Ich reise gerne mit Ihnen. Aber Raumprior ...«
    »Ja, Ehrwürden?«
    »Nennen Sie mich nicht Ehrwürden.«
    »Ja, Ehrwürden.«
    Martinus seufzte.

    Es hätte ein beeindruckender Anblick sein können, wenn er nicht gleichzeitig
beängstigend gewesen wäre. Das Beeindruckende entstand durch die versammelten
Massen an Arbito, säuberlich getrennt nach jenen, die an der zur Stadtmauer
Jenangars gewandten Seite des eilig vorbereiteten Turnierplatzes Aufstellung
genommen hatten, sowie jenen, die auf der anderen Seite der Kampfbahn standen,
zum Teil auf wackeligen Tribünen. Überall sah man Waffen – bei
den Ketzern mehr als bei der Stadtbevölkerung – und die Spannung hing
beinahe greifbar in der Luft.
    Das war natürlich nur eine dumme Floskel, schoss es Sentenza durch den
Kopf, als er sich den Staub von der Hose klopfte und auf der Ehrentribüne
Platz nahm. Um genau zu sein, auf der Ehrentribüne der Stadt, genau gegenüber
derjenigen, die der neue »Prophet« für sich hatte errichten lassen.
In der Luft, zu diesem Schluss war Sentenza schnell gekommen, hing

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