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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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als ausgesprochen pragmatisch erwiesen: Wes Zuckerle ich
ess, des Lied ich sing. Es war schwer festzustellen, ob das Reittier zu dem
ungewöhnlichen Rittersmann tatsächlich Zutrauen gefasst hatte, oder
ob es sich schlicht um eine geschäftliche Vereinbarung handelte: Jedenfalls
gehorchte Susi trotz aller Nervosität den behutsamen Lenkversuchen des
Pentakka und trottete schnaubend aus dem Unterstand hinaus. Hargin Flech enthielt
sich eines jeden Kommentars, es war ohnehin bereits alles gesagt worden. Als
der Schatten der stechenden Sonne des späten Vormittags weichen musste,
legte sich auch die Nervosität des Shakri, denn der Metabolismus passte
sich den drückenden Witterungsbedingungen an. Niemand würde dem träge
sich voranschleppenden Reittier ansehen, dass es auf Befehl mit unbändiger
Kraft vorwärts schnellen würde. Thorpa hoffte, dass sich nun, wenn
es ernst wurde, keine Befehlsverweigerung einstellen würde.
    Susi und ihr Reiter kamen am Ende der Turnierbahn zum Stehen. Der Pentakka erkannte
am anderen Ende der rund 150 Meter seinen Gegner, den Ketzer Thanni, der ein
Shakri bestiegen hatte, dass gut 50 Zentimeter größer war als das
seine. Thorpa presste seine Laufwurzeln in die speziell angefertigten Steigbügel.
Er war für diese technische Innovation sehr dankbar.
    Die Aufregung in Thorpa wollte sich nicht legen. Er hatte viel trainiert und
zunehmend Selbstvertrauen entwickelt, aber hier, mit der präparierten Lanze
in der Hand, der muskulösen und gelassen wirkenden Nemesis direkt gegenüber,
wollte davon nicht allzu viel übrig bleiben. Seine anfängliche, fast
schon romantische Begeisterung hatte sich ohnehin schon in Nichts aufgelöst.
Thorpa hatte Angst.
    Er warf einen Blick auf die der Stadt zugewandten Ehrentribüne und sah,
wie Sentenza ihm aufmunternd zunickte. Er reckte sich und neigte grüßend
die Spitze der Lanze. Wenn wenigstens eine hübsche Pentakka-Prinzessin
dort sitzen würde, in deren Namen er das Turnier bestreiten würde!
Stattdessen sah er nur die sorgenumwölkte Stirn von Sally McLennane, deren
Vertrauen in seine ritterlichen Kampfkünste erkennbar begrenzt war.
    Thorpa konnte ihr dies nicht übel nehmen.
    Sein eigenes Vertrauen war ausgesprochen übersichtlich.
    Ein Fanfarenstoß – soweit man das klägliche Tröten der
hiesigen Blasinstrumente so bezeichnen wollte – riss ihn aus seinen Gedanken.
Das pentakkische Äquivalent zu Adrenalin schoss durch seinen Körper.
Die Konzentration stellte sich fast unmittelbar ein. Ein Zurück gab es
nicht mehr, also war der einzige Weg der Weg zum Sieg.
    Susi kannte das Fanfarengetröte. Das Shakri spannte seine Muskeln. Dumm
mochte das Tier sein, aber es war ein kampferfahrenes Ross. Es wusste, was von
ihm erwartet würde, und so lange kein Schuss abgegeben wurde, würde
es seine Pflicht erfüllen. Als hätte sich ein wenig dieser determinierten
Gewissheit auf Thorpa übertragen, spürte er in sich plötzlich
eine seltsame Ruhe. Der Pentakka war kein Kämpfer, er war es nie gewesen.
Auch in den vergangenen Abenteuern waren es immer andere gewesen, die physische
Gewalt ausgeübt hatten.
    Jetzt hatte das Schicksal den Praktikanten eingeholt.
    Und tief in sich, bisher weitgehend unbeachtet, ja unbekannt, entdeckte Thorpa
das Herz eines Kriegers.
    Dann erschallte der Ruf des Turniermeisters. Thorpa wusste nicht, was er da
gesagt hatte, aber er verstand die Bedeutung. Er hatte ihn während seines
Trainings so oft gehört, die Reaktion kam fast instinktiv.
    Er gab dem Shakri die Sporen. Das Tier spannte seine Muskeln und schnellte nach
vorne. Thanni, der Champion der Ketzer, hatte sich ebenfalls rasch in Bewegung
gesetzt, den Speer weit über seinen Kopf tragend. Die beiden Kontrahenten
stürmten mit stetig wachsender Geschwindigkeit aufeinander zu. Thorpa erkannte
den verzerrten Gesichtsausdruck seines Feindes, die Entschlossenheit in seinem
Echtauge – und die Überraschung über die seltsame Art und Weise,
mit der Thorpa die Lanze hielt, das Ende in seinen Harnisch gepresst, die Spitze
leicht angehoben und schräg auf den Arbito zielend, die Wurzelbeine in
die eigens angefertigten Steigbügel gepresst, die ihn seitlich an den Sattel
klammerten. Staub wirbelte auf, das Publikum schrie, feuerte die Krieger an.
Thorpa blendete alles aus, fokussierte allein auf den heranstürmenden,
massiven Körper seines Gegners. Das lange Training

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