Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
an einem Geisterschiff
beheben.«
»Wenn wir nicht nachsehen, werden wir es nicht erfahren«, bemerkte
An'ta und schloss ihren Helm. Zwischen den anderen Grey wirkte sie klein und
zierlich. Sentenza erinnerte sich an die beeindruckende Form des vorherigen
Körpers der Grey – er hätte sehr gut in das Team von In'ban gepasst.
Aber An'ta war in einer viel kleineren und ... bedeutend weiblicheren Version
zurückgekommen. Und sehr viel tödlicher in Hinsicht auf ihren neuen
Erzfeind, wie er nicht vergessen würde.
Das Shuttle verankerte sich lose mit Hilfe einer Art Harpune an einer halb geschmolzenen
Strebe. Das Seil würde nicht halten, wenn das Beiboot den Antrieb einsetzte,
genügte aber, um ein eventuelles Abtreiben zu verhindern, sollte der an
Bord zurückbleibende Pilot ausfallen. Zudem ermöglichte es ihnen,
sich an dem Seil entlang in das Innere des Schiffes zu hangeln, ohne die kleinen
Antriebsdüsen ihrer Schutzanzüge zu benutzen.
Sentenza mochte diesen archaisch anmutenden, aber praktischen Trick. Er war
der vierte, der hinter In'ban und zwei weiteren Grey aus der Luke und in die
Schwerelosigkeit des Weltraums hinausglitt. Er hätte nicht sagen können,
ob der fremde Raumer aus dieser Nähe, gewissermaßen persönlich
von Angesicht zu Angesicht, mehr oder weniger beeindruckend aussah als von weiter
weg, wo seine schiere Größe besser zu erkennen war. Sicher war allerdings,
dass die Wucht der Zerstörung, die dieses Loch in die Panzerung geschlagen
hatte, viel eindrucksvoller zu erahnen war. Vorsichtig manövrierte Sentenza
an den Stellen vorbei, an denen die Schichten der Hülle zerborsten und
vor Schärfe glitzernde Kanten entstanden waren, und fand schließlich
sanft Halt an einem Trümmerstück. Weiter hinten in der Dunkelheit
erahnte er einen langen, schlanken Körper, der in dem Chaos dadurch auffiel,
dass er unversehrt wirkte. Sentenza leuchtete hinüber, konnte aber nicht
viel erkennen. Anhand der Lage des Objektes vermutete er, dass es sich um eine
Art Projektil handelte, das von den Trümmern abgebremst worden war. Eine
Rakete vielleicht. Anders als ihre Gefährten, die das Loch gerissen und
die Zerstörung verursacht hatten, war sie jedoch nicht explodiert. Sentenza
betrachtete das Ding, während er wartete. Kurz darauf tauchte An'ta an
seiner Seite auf. Ihre Bewegungen verrieten ihre große Erfahrung im schwerelosen
Raum. Sie folgte dem Blick des Captains und nickte.
»Davon gibt es einige an verschiedenen Stellen der Außenhülle.
Blindgänger. Ich hoffe, sie bleiben so friedlich.«
»Das hoffe ich auch«, antwortete Sentenza nur.
In'ban und die beiden anderen Grey waren nun vor ihnen und spähten zur
Quelle des seltsamen, wechselnden Lichtes – mit ihren Augen und ihren Sensoren.
»Verschiedene Energiemuster, Bewegung, aber nichts sonst zu erkennen«,
berichtete eine der Grey, eine Frau mit rauer, tiefer Stimme. »Wir müssen
näher ran.«
Trooid schwebte an ihnen vorbei. Sentenza fand den Anblick des Schutzanzuges
ohne Atemeinheit irgendwie beunruhigend. Er folgte dem Androiden durch das zerstörte
Raumschiff. Die Räume oder Gänge mussten sehr groß gewesen sein,
es gab weniger Trümmer als er gedacht hätte. Erwartete sie eine Besatzung
von Riesen? Oder waren das hier schlichtweg Lagerräume gewesen? Bald kamen
sie an eine Stelle, von der aus sie die Quelle der Leuchterscheinungen sehen
konnten – und es war in der Tat ein erstaunlicher Anblick.
Ungefähr zehn Meter von ihnen entfernt hatte die Wucht des Einschlages
sich langsam erschöpft, und die Strukturen von Wänden, Stegen und
zahlreichen technischen Einbauten waren weitgehend unversehrt. Hier waren ein
halbes Dutzend halbrunder, vielgliedriger Roboter dabei, die Schäden zu
beheben. Sentenza beobachtete, dass eine der wie Silber glänzenden Maschinen
zwei ihrer Glieder vorstreckte. Zwischen ihnen sprang ein goldgelbes Leuchten
auf, das sich rasch als breite Bahn nach vorne erweiterte. Als es etwa drei
Meter weit in das Nichts einer zerstörten Sektion gedrungen war, begann
sich das Leuchten zu differenzieren und wurde zum Abbild einer Strebe mit wabenförmigen
Versteifungen. Eine zweite Maschine näherte sich mit einem flexiblen Schlauch,
setzte ihn an das leuchtende Gebilde an und pumpte eine grauweiße Flüssigkeit
hinein. Und statt in Tröpfchen davon zu schweben, folgte das Material genau
den vom Licht
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