Rettungskreuzer Ikarus Band 026 - Antagonist
Raketensalve in ihre Richtung.
Zu einer zweiten kam er nicht.
»Feuern nach Belieben!«
Ein Energie- und Projektilgewitter entlud sich aus der Antagonist . Fask
hielt direkt auf den Gegner zu. Die hämmernde Gewalt der Waffenentladungen
fuhr wie ein tödlicher Schauer auf die Schutzfelder des Renegaten nieder.
Lichterscheinungen flackerten über das Energiefeld. Sentenza vermeinte,
eine leichte Kursänderung feststellen zu können, doch dann trafen
die ersten Breitseiten der Strahlgeschütze, Plasmakanonen und Kurzstreckentorpedos.
Das Schutzfeld des Renegaten riss auf, und als eine glühende Feuerlanze
aus dem schweren Buggeschütz der Antagonist auf den ungeschützten
Leib des Kreuzers fuhr, schnitt sie wie ein heißes Messer durch Butter.
Sekundärexplosionen durchzuckten das waidwund geschossene Schiff, als es
verzweifelt versuchte, den Schutzschirm wieder aufzubauen.
Doch es war vergebens.
Ein Torpedo fraß sich mit Verzögerung durch den metallenen Leib des
Renegaten, weidete seine Innereien in einer gelb-weißen Detonation aus,
und dann zerriss eine Kette von Folgeexplosionen das Schiff in seine Einzelteile.
Sentenza spürte wilden Triumph in sich aufsteigen. Das Gefühl hielt
nicht lange.
Die anderen Renegaten hatten sich mit ihren Verbündeten auf die Behemoth eingeschossen. Der Schluttnick-Träger, der sich dem Flaggschiff genähert
hatte, zerbarst unter dem konzentrierten Angriff von drei Hairaumern.
Sentenza starrte mit brennenden Augen auf das Schauspiel, an dessen Ausgang
er nichts mehr ändern konnte.
»Captain!«
Er hob den Kopf.
Drei Hairaumer hatten Kurs auf die Antagonist genommen. Sentenza hatte
ihnen nichts entgegenzusetzen.
Er brachte keinen Befehl mehr über die Lippen.
Kallika löste sich schwerfällig aus dem Sessel. Sich entspannendes
Material knackte um ihn herum, leises Stöhnen erklang aus einer Ecke. Der
Admiral schob den schlaffen Körper Boran de Silvestris beiseite, der sich
bei der Explosion der Frontkonsole noch schützend vor den Körper des
Oberbefehlshabers geworfen hatte. Sein Rücken war eine einzige Wunde, wo
ihn der heiße Feuerstrom getroffen hatte. Die Ventilation hatte versagt.
Langsam bildete sich dichter Rauch in der Brücke der Behemoth . Unterdrückte
Stimmen waren von draußen zu hören, dann das Zischen eines Feuerlöschers.
Mechanisch fingerte Kallika nach der Atemschutzmaske in der Aufhängung
neben seinem Sessel und atmete tief durch, als der frische Sauerstoff durch
seine Lungen strömte. Sein Blick klärte sich, und er versuchte, die
Lage auf der Brücke zu erfassen. Überall lagen Tote und Verletzte.
Herumfliegende Metallteile hatten Gliedmaßen abgetrennt und Körper
zertrümmert. Das fahle Licht der Notbeleuchtung erhellte die wabernden
Rauchschwaden nur ungenügend, deswegen konnte der alte Mann nicht weit
sehen. Er zog sich an seinem eigenen Pult entlang. Dann erreichte er das Pult
des Ortungsoffiziers, der reglos in seinen Gurten lag. Er zog den Mann von seinem
Sessel, nachdem er festgestellt hatte, dass er offenbar tot war, und hockte
sich hinter die Konsole. Die Notenergie reichte gerade für den kleinen
Sekundärbildschirm, aber das war genug. Nicht nur die Behemoth war
am Ende, die letzte Stunde der Allianzflotte hatte geschlagen. Die Outsider
hatten diese Schlacht gewonnen, daran konnte es keinen Zweifel mehr geben. Die
ersten Schiffe nahmen bereits direkten Kurs auf Vortex Outpost, und Kallika
würde das Ende der Station miterleben müssen. Er hustete, nahm erneut
einen tiefen Zug aus der Atemmaske und fühlte etwas Feuchtes auf seiner
Hose.
Er sah an sich hinab und bemerkte erst jetzt die klaffende Wunde an seinem Unterleib,
aus der das Blut floss. Sein Kampfanzug hatte die Öffnung in seinem Körper
so gut wie möglich zu verschließen versucht, doch die Automatik war
offenbar beschädigt. Immerhin waren ihm die notwendigen Schmerzmittel injiziert
worden. Kallika keuchte, als der Selbsterhaltungstrieb unkontrollierte Panik
in ihm aufsteigen ließ, doch dann überfiel ihn eine seltsame Klarheit
und Ruhe. Es war durchaus folgerichtig, dass er hier und an dieser Stelle sterben
sollte, hatte er doch letztendlich eine Kette falscher Entscheidungen getroffen,
die sicher ihren Beitrag zu dieser Niederlage geleistet hatten.
War das so?
Kallika schloss die Augen und dachte noch einen Moment darüber nach, während
ihn langsam das Leben
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