Rettungskreuzer Ikarus Band 026 - Antagonist
verließ.
Nein, sehr viel hätte er wahrscheinlich nicht anders machen können.
De Silvestri hatte wohl Recht gehabt, als er gemeint hatte, es hätte diesmal
einfach nicht gereicht. Kallika überschlug die Fähigkeiten der Hairaumer,
wie er sie in dieser Schlacht kennen gelernt hatte, und kam zu dem Schluss,
dass die möglicherweise mit einer dreifachen Anzahl von Schiffen, vornehmlich
großen und modernen Einheiten, eine Chance gehabt hätten. Eine kleine.
Angesichts der Tatsache, dass die Allianz eine Weile brauchen würde, um
eine neue Flotte zusammen zu ziehen und die Outsider ihre eigenen Kräfte
durch das Sternentor beständig verstärkten, verschob sich das Verhältnis
ständig zugunsten der Invasoren. Möglicherweise ging durch den Verlust
von Vortex Outpost ein Ruck durch die Galaxis, und man würde sich nun zu
ernsthaften Anstrengungen aufraffen. Kallika würde das nicht mehr miterleben.
Eine plötzliche Schwäche ließ ihn schwindeln. Er holte tief
Luft und zwang sich, einen erneuten Blick auf den Ortungsschirm zu werfen. Vor
seinen Augen wurde die Vernichtung der Admiral Josoph Marten gemeldet,
die damit ihrem Namensgeber folgte, den, so erinnerte sich Kallika schmerzhaft,
das Multimperium auf dem Gewissen hatte. Die Geschwader waren aufgelöst.
Wracks trieben umher und machten die Lage noch unübersichtlicher. Kallika
erkannte die Antagonist , wie sie sich alleine drei Outsidern entgegen
stellte.
»Sentenza«, dachte der Großadmiral mit Wehmut. »Wir haben
dir dermaßen Unrecht getan, und nun stirbst du auf der Brücke eines
unserer Schiffe.« Mühsam hob er seine Rechte und führte sie in
einem stummen Salut an seine Stirn. Mehr konnte er für die Todgeweihten
nicht tun.
Ein zweiter Schwächeanfall ließ bunte Ringe vor seinen Augen tanzen.
Es ging mit ihm zu Ende. In einem Anflug altmodischen Stolzes riss sich Kallika
aus seinem Sessel, und er torkelte geschwächt zurück zu seinem Kommandostand.
Er lehnte seinen geschundenen Leib an die ausgebrannte Konsole und versuchte
verzweifelt, sich aufrecht zu halten.
Dann versagten seine Knie, und er sank zu Boden.
Als sein Körper neben dem abgetrennten Kopf Templeton Ashs aufschlug, trugen
Kallikas Gesichtszüge den gleichen Ausdruck von Entsetzen und Angst wie
die des toten Lieutenants.
»Kallika ist gefallen.«
Sentenza nickte. Wie hypnotisiert starrte er auf die drei Ortungsreflexe, die
sich der Antagonist mit stetig wachsender Geschwindigkeit näherten.
Der Tod des Oberbefehlshabers war nur noch ein weiteres Glied in der Kette von
Katastrophen, die sich seit dem gescheiterten Versuch, das Sternentor zu vernichten,
in seinem Leben abgespielt hatte. Eine Kette, deren letztes Glied er jetzt offenbar
erreicht hatte.
»Ensign.«
»Ja, Sir?«
»Wir hatten keine große Gelegenheit, uns kennen zu lernen, aber aus
Ihnen wäre etwas geworden. Es war mir eine Freude, Sie als Ersten Offizier
der Antagonist an Bord gehabt zu haben.«
Der Schlachtkreuzer schlingerte, als der erste Treffer die Schutzfelder zum
Wabern brachte. Die Antagonist feuerte mit allem, was sie hatte, doch
wirkte dies für Sentenza seltsam unwirklich. Alleine konnte das Schiff
absolut nichts gegen einen, geschweige denn gegen drei Hairaumer ausrichten.
Es war reiner Trotz.
»Danke, Sir.«
Die Antwort Wilds war leise, fast unhörbar gewesen. Sentenza hätte
gerne etwas Aufbauendes gesagt, doch fiel ihm beim besten Willen nichts mehr
ein. Das Ende seines Lebens stand unmittelbar bevor.
»Geben Sie die Mannschaften für die Rettungskapseln frei. Der Befehl
lautet: Rette sich, wer kann!«
Ein klagender Sirenenlaut durchfuhr das todgeweihte Schiff. Mit einer gewissen
Ergriffenheit stellte Sentenza fest, dass sich auf der Brücke niemand rührte,
dem Befehl Folge zu leisten. Er seufzte. Die Outsider waren nun in Kernschussreichweite.
Es dauerte nur noch wenige Minuten, dann würde er …
Was war das?
Sentenza beugte sich vor, wischte sich über die gereizten Augen, um
eine Sinnestäuschung auszuschließen. Überraschte Rufe von anderen
Konsolen zeigten, dass er nicht der Einzige war, der es gesehen hatte.
Einige andere noch operable Flottenschiffe mussten der Antagonist zur
Hilfe gekommen sein! Sentenza sah, wie die drei Outsiderkreuzer vor ihm plötzlich
wie reife Früchte zerplatzten. Das Gefühl der Unwirklichkeit, das
ihn eben noch erfasst hatte, war gleich um eine Potenz
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