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Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten

Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Salzmann
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delikaten Schlücktang geräumt?
    Auf Empfehlung des fidehischen Botschafter-Kollektivs hatte er eine Spezialität
aus ihrer Heimat in der Kantine auf Vortex Outpost probiert. Zu seiner Überraschung
war die Speise nicht nur wohlschmeckend sondern sogar für Pentakka bekömmlich.
Dieses Glück hatte Thorpa bei den wenigsten seiner kulinarischen Experimente
gehabt.
    Am Tag der Abreise hatten die Fidehis ihm den Container aufgedrängt, und
Thorpa war unfähig gewesen, Nein zu sagen, nachdem er schon sehr höflich
die Zeremonie der Freundschaft abgelehnt hatte, einen strengen Terminplan vorgebend
– und der Name Sentenza hatte dabei wie ein Zauberwort gewirkt.
    Eigentlich hatte er das Präsent sogar gern angenommen, denn Schlücktang
stellte eine leckere Bereicherung des eher eintönigen Speiseplans an Bord
dar: lieblos von einer Maschine bereitetes Pressfleisch, immer-brauner Gemüsebrei,
bei dem es sich auch um glitschigen Salat handeln konnte, klebrige Desserts
in Schockfarben und Getränke, die trotz phantasievoller Namen gleich schmeckten.
An erster Stelle stand stets, dass der Proviant lange lagerbar, nahrhaft, für
die meisten bekannten Spezies verträglich und schnell zuzubereiten war,
was seine Auswirkungen auf Geschmack und Aussehen hatte.
    Ein Koch als Besatzungsmitglied wäre zweifellos eine sinnvolle Ergänzung
der Crew gewesen. Gerade an Bord eines Rettungskreuzers oder Lazarettschiffs
spielte die psychologische Komponente eine wichtige Rolle, denn gutes Essen
beeinflusste erwiesenermaßen die physische und psychische Gesundheit,
förderte den Genesungsprozess. Ob er nach der Rückkehr einen Verbesserungsvorschlag
bei der Stationsleitung einreichen sollte?
    Endlich hatte Thorpa den Container entdeckt. Er stand etwas versteckt neben
dem Spind, hinter einem überdimensionierten Squizzel von Taira II und unter
einer Schachtel, die ein billiges Trisolum-Spiel enthielt, dessen Regeln er
gern erlernen würde. Schnell hatte er das Behältnis, das beinahe so
hoch und doppelt so breit war wie er selbst, befreit. Der Gedanke an die Köstlichkeit
ließ seine Blätter voller Erwartung zittern. Der Schlücktang
blieb frisch und wüchse nach, hatten die Fidehis erklärt, wenn man
jeden Tag etwas Wasser nachfüllte und nicht mehr als eine bestimmte Menge
erntete. Thorpa würde also auf der ganzen Reise bestens versorgt sein.
Hoffentlich hatte das Gemüse nicht gelitten, weil er es gestern versäumte,
die Flüssigkeit aufzufüllen. Aber was war schon ein Tag ...
    Das Öffnen der Kapsel erwies sich als nicht so einfach. Zu dumm, dass die
meisten Gegenstände für menschliche Hände konzipiert waren und
nicht für die Greifzweige eines Pentakka. Zwar hatte er die Einrichtung
seiner Unterkunft weitgehend seinen Bedürfnissen anpassen können,
und auf so ziemlich jedem Schiff und jeder Station gab es Bereiche und Gebrauchsgegenstände,
die den besonderen Anforderungen der Nicht-Humanoiden entgegenkamen, doch war
es unmöglich, alles auf jede einzelne Spezies exakt abzustimmen.
    Endlich hatte er es geschafft, mit seinen Zweigen die Versiegelung aufzuschieben.
Vorsichtig, damit kein Wasser herausschwappen konnte, hob er den Deckel ab.
Doch nun musste er noch an den Inhalt des Containers herankommen. Mit seinen
längsten Zweigen tastete er nach einem Tanghalm, den er nur herauszuziehen
brauchte, um in den Genuss des erhofften Snacks zu gelangen.
    Zu Thorpas Verblüffung war jedoch kein Wasser da, wo welches hätte
sein sollen. War der Tank undicht gewesen und die Flüssigkeit ausgelaufen?
Nein, das wäre bemerkt worden, von ihm oder vom Piloten des Shuttle, das
die letzten Ausrüstungssteile zur Ikarus gebracht hatte.
    Auch stieß er auf keinerlei Pflanzen. Waren sie durch seine Unachtsamkeit
eingegangen und moderten am Boden des Containers? Oder hatten sich die Botschafter
einen Scherz mit ihm erlaubt? Bei diesen Fidehis wusste man schließlich
nie ... Dabei hatten sie einen so liebenswürdigen und aufrichtigen Eindruck
gemacht.
    Plötzlich umfasste etwas Thorpas suchende Ästchen.
    »He!«, rief er erschrocken. »Was soll das? Was ... was ist das?«
    Tentakel schlangen sich um seine Zweige, und Thorpa sah sich schon hineingezogen
in den Behälter, in den Schlund irgendeines Monsters, das die Fidehis –
vielleicht aus Rache, weil er die Zeremonie nicht mit ihnen hatte vollziehen
wollen? – statt des Schlücktangs in der Kapsel

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