Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt
wirklich.«
Sentenza zuckte mit den Schultern. »Doch, die meinen das so, wie ich es
sage.« Er blickte sich auf der Brücke der Ikarus um. Wohin
er auch sah, ungläubiges Staunen. Die Crew seines Schiffes hielt den Plan,
den Sally McLennane und ihre Truppe ausbaldowert hatten, offenbar sowohl für
undurchführbar als auch für völlig verrückt. Der Captain
seufzte. Wie hätte er ihnen ihre Reaktion verübeln können?
»Ich weiß nicht recht ...«
Selbst Thorpa, der sich sonst mit Feuereifer auf jede neue Möglichkeit
stürzte, mit fremden Kulturen in Kontakt zu kommen, war ungewöhnlich
zurückhaltend. Dabei boten sich dem angehenden Xenopsychologen bei dieser
Mission hierfür nun wirklich einmalige Möglichkeiten.
Anande hob die Hand. »Habe ich das jetzt richtig verstanden? Die Ikarus soll eine Zeitreise machen?«
»Ja.«
»In die Zeit vor der Großen Stille?«
Sentenza nickte. »Richtig.«
»Um eine Waffe zu finden, die wir gegen die Outsider einsetzen können?«
Anandes Mundwinkel zuckten, als Sentenza erneut nickte. »Darf ich offen
sprechen, Captain?«
»Ich bitte darum.«
Der Chirurg legte die Stirn in Falten. »Warum ausgerechnet wir? Ich meine,
sehen Sie uns doch an, Captain: Wir sind Piloten, Bergungsspezialisten und Rettungssanitäter.
Aber nur mal angenommen, eine solche Zeitreise wäre überhaupt technisch
möglich, was ich für den Moment noch bezweifeln möchte –
was qualifiziert ausgerechnet uns für so einen Trip?«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut, und Sentenza musste die Stimme erheben, um
sich Gehör zu verschaffen. »Cono und diese Frau Doktor Hoorn sind
sich absolut sicher, dass sie die Zeitmaschine auf Basis der Movatoren-Technologie
bauen können. Wir brauchen uns um nichts zu kümmern. Wir müssen
einfach nur fliegen.«
»Rod, was ist mit Lear?«, fragte Sonja.
»Was soll mit ihm sein?«
»Es heißt doch, er ist ein uraltes hoch entwickeltes Wesen mit Zugriff
auf eine Technologie, die uns weit überlegen ist. Warum baut er dann nicht mal eben die Zeitmaschine für uns, oder noch besser gleich die
Wunderwaffe, nach der wir suchen?«
Sentenza kratzte sich am Kinn. »Was weiß ich? Ich vermute mal, das
übersteigt sogar seine Möglichkeiten.«
»Vielleicht hält er es ja für – wie sagt er immer so schön?
– ›Irrelevant‹, nicht wahr?«, erwiderte Sonja spöttisch.
Sie hatte Lear seinen kaltherzigen Umgang mit dem Volk der Lediri offenbar noch
nicht verziehen.
»Denk an die Worte von Urian«, gab Sentenza zu bedenken. Der Lediri
hatte damals davon gesprochen, dass die Jahrtausende an Lear nicht spurlos vorbei
gegangen wären. »Vielleicht meinte er damit, dass der gute Lear inzwischen
ein wenig tattrig geworden ist.«
»Tattrig?« Thorpa sah Trooid hilfesuchend an.
»Vergreist«, übersetzte der Androide. »Debil.«
»Oh. Morsch also.«
»Okay, nehmen wir für einen Moment an, man könnte wirklich in
der Zeit zurückreisen«, meldete sich Weenderveen zu Wort, »was
erwartet uns dann dort? Keiner von uns ist historisch so bewandert, dass er
sich in dieser Epoche auskennt. Wir wüssten gar nicht, wohin wir fliegen
sollten. Vermutlich würden wir die Wunderwaffe, die wir suchen sollen,
noch nicht mal erkennen, selbst wenn wir direkt davor stünden.«
»Geschichtsprofessoren und Waffenexperten wären vielleicht geeignetere
Kandidaten als wir«, pflichtete Arthur Trooid seinem Erbauer bei.
»Serbald hat an alles gedacht«, beruhigte Sentenza seine Crew, »bei
unserer Reise wird uns ein Historiker begleiten, der sich in der Epoche auskennt
und uns bei der Beschaffung der Waffe behilflich sein soll. Und damit es bei
der Entwicklung der Zeitmaschine keine unerwarteten Zwischenfällen mehr
gibt, hat er einen Mann fürs Grobe angeheuert.«
»Ein echter Söldner?« Thorpa raschelte mit seinen Zweigen. »Oh,
wie aufregend.«
»Ich weiß nicht, woher dieser Typ kommt, und es geht uns auch nichts
an. Er wird für die Sicherheit der Wissenschaftler bei den ersten Versuchen
mit dem Prototypen sorgen.«
»Aber warum ausgerechnet wir?«, maulte Sonja und streichelte unbewusst
ihren prallen Bauch.
»Ich hab's dir doch erklärt«, seufzte Sentenza, »weil wir
in der Versuchsphase für Notfälle bereit stehen müssen, und weil
Sally und Färber den Kreis der Mitwisser bei diesem Projekt aus Sicherheitsgründen
so klein wie möglich halten wollen. Darum.«
An'ta hatte der Diskussion mit
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