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Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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hinter ihm aus der Fahrstuhlkabine getreten war. Der Kommandant wies auf
ein dünnes Kohlefaserkabel, das wie eine Wäscheleine an der Außenwand
des Fahrstuhlschachts befestigt war und irgendwo in der Dunkelheit vor ihnen
verschwand.
    »Gehen Sie ruhig vor«, sagte Tesmer, »ich bin nicht von hier.«
    Färber lachte trocken und stapfte los. Tesmer folgte ihm. Die Situation
war ihm äußerst unbehaglich. Er durfte gar nicht daran denken, wie
wenig Schutz ihm der dünne Raumanzug bieten würde, wenn der Asteroid
auf seiner Bahn eine Wolke von Kleinstmeteoriten kreuzen sollte. Er und Färber
würden in Sekundenschnelle in ihre Moleküle zerrieben werden und lautlos
davon driften. Nein, das hier war nicht Tesmers Welt, ganz bestimmt nicht! Er
wünschte sich seine gepanzerte vakuumtaugliche Rüstung zurück.
Und seine Waffen. Alles war besser als das hier.
    Plötzlich blieb Färber stehen, so dass Tesmer beinahe mit ihm zusammengeprallt
wäre. »Wir sind schon da«, hörte er die Stimme des Kommandanten
in seinem Helm. »Na, was sagen Sie dazu?«
    Tesmer richtete den Strahl seines Scheinwerfers auf den flachen Krater, an dessen
Umrandung sie standen. Im Inneren der Mulde befand sich eine spinnenartige Konstruktion,
auf der ein Raketenwerfer mit acht Läufen angebracht war. »Eine Ruegen-A613«,
stellte der Söldner mit Kennerblick fest, »maximale Reichweite hundertfünfzig
Kilometer. Nett. Womit ist sie bestückt?«
    »Hitzesuchende Raketen mit Aufschlagzündern natürlich. Warum?«
    Tesmer kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. »Ich dachte nur
gerade, es wäre doch schade, wenn wir etwaige ungebetene Gäste einfach
so aus dem All pusten. Wie wäre es mit ein paar nichtletalen Geschossen?«
    »Sie denken an EMP-Waffen, Mister Tesmer.«
    »Sie können Gedanken lesen, Mister Färber.«
    Der Kommandant von Vortex Outpost kratzte sich nachdenklich am Kopf – das
heißt, er versuchte es, bis ihm die Sinnlosigkeit dieser Geste angesichts
des Raumanzugs auffiel. »Elektromagnetische Pulswaffen sind nicht so einfach
zu bekommen in dieser Gegend. Von der Ruegen-A613 hatte ich noch drei Stück
in der Waffenkammer, die habe ich daher schnell und unbürokratisch herbeischaffen
können. Aber EMPs ... das wird schwierig.«
    »Wir brauchen aber welche. Miss McLennane soll mal nicht knausern.«
Der Vorteil dieser Waffen lag auf der Hand: Ein starker elektromagnetischer
Puls würde die Bordinstrumente und Waffen eines angreifenden Raumschiffes
vorübergehend außer Gefecht setzen, aber das Schiff würde keinen
strukturellen Schaden nehmen und die Angreifer blieben unversehrt.
    Färber seufzte ergeben. »Ich werde sie sofort fragen, sobald wir zurück
sind. Aber brauchen wir die Dinger denn wirklich?«
    Tesmer lachte trocken. »Nach dem letzten Zwischenfall mit diesem Kassarier
müssen wir davon ausgehen, dass jemand ihren Wissenschaftlern nach dem
Leben trachtet. Dieser Jemand könnte eventuell auch von der Existenz dieses
Labors Wind bekommen haben. Deswegen bin ich ja da – um das Schlimmste
zu verhindern. Aber wenn es tatsächlich einer schafft, bis hierher vorzudringen,
wäre es doch schade, ihn einfach abzuknallen. Viel interessanter wäre
es, ihn – oder sie – lebend zu fangen und anschließend ein wenig
zu interviewen, finden Sie nicht?«
    Färber schmunzelte. »Sie bekommen ihre EMP-Waffen. Gleich morgen kümmere
ich mich darum.«
     

 
3.
     
    Dr. Jovian Anande verstaute gerade die neue Lieferung Blutkonserven im Kühlschrank
des Lazaretts an Bord der Ikarus , als die Tür aufglitt und Sonja
DiMersi eintrat. Anande schloss den Schrank und machte einen Erledigungsvermerk
auf seinem Memopad. »Guten Morgen, Chief. Was kann ich für Sie tun?«
    Sonja setzte sich an das Fußende des OP-Tisches und holte tief Luft.
    »Moment«, schnaufte sie, »ich muss erst wieder normale Betriebstemperatur
haben.« Sie war ganz außer Atem, was angesichts der zusätzlichen
knapp zwölf Kilogramm, die sie inzwischen mit sich herumtrug, nicht ungewöhnlich
war.
    Anande schmunzelte. »Lassen Sie sich Zeit, Chief.« Er warf einen prüfenden
Blick auf ihren runden Bauch. »Fünfunddreißigste Woche, richtig?«
    Sonja nickte. »Morgen fängt die Sechsunddreißigste an.«
    »Dann ist es ja bald so weit«, sagte Anande. »Das mit dem Atmen
wird bald wieder besser, sobald der Embryo tiefer rutscht. Sonst irgendwelche
Beschwerden? Hypersomnie?

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