Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt
sie, »diese verdammten Militärs sind doch alle gleich! Das
war alles von langer Hand geplant, und diese McLennane hat nur darauf gewartet,
damit sie –«
»Moment«, Anande hob beschwichtigend die Hand, um den Wutausbruch
der Physikerin zu unterbrechen. Dann zeigte er mit seinen langen, dünnen
Fingern auf das Triebwerk, das noch immer auf seiner Werkbank ruhte. »Sehen
Sie? Der Nimbus X-01 ist noch da. Keiner hat ihn geklaut.« Er zwinkerte
Piirk-Kriiq zu, der dem Gezeter der Wissenschaftlerin sprachlos zugehört
hatte. »Kein Grund zur Panik.«
»Ach? Nun gut«, Doktor Hoorn sah verlegen zu Boden und schnippte sich
mit den manikürten Nägeln einen imaginären Flusen von ihrem Kostüm.
»Dann ist's ja gut. Aber wo, äh, sind denn dann die anderen?«
Anande trat näher an die Zeitmaschine heran. Er runzelte die Stirn. Hatte
das Gerät eigentlich vorhin auch schon so gesummt, als sei es in Betrieb?
Oder bildete er sich etwas ein?
»Das ist ungewöhnlich«, bemerkte Thorpa. » Höchst ungewöhnlich.«
Darius Weenderveen stand mit verschränkten Armen hinter dem Kommandosessel,
in dem An'ta inzwischen wieder Platz genommen hatte. »Ich habe schon allerhand
komisches Zeug gesehen«, murmelte er, »aber so was noch nie.«
An'ta konnte dem alternden Kybernetiker nur zustimmen. Was sie auf dem Brückenbildschirm
sahen, war wirklich ungewöhnlich. Mole Mountain war zwar nach wie vor da,
aber irgendetwas war definitiv anders. Der elektromagnetische Puls, der die Ikarus vorübergehend und das Outsider-Schiff permanent außer
Gefecht gesetzt hatte, war auch an dem Asteroiden, welcher das Labor beherbergte,
nicht spurlos vorübergegangen.
»Es sieht so aus, als ob er ... flackert«, sagte Arthur Trooid langsam,
»ein besseres Wort fällt mir nicht ein.«
»Der Asteroid scheint phasenweise zwischen unserem Universum und einer
anderen Dimension hin und her zu pendeln«, pflichtete Thorpa dem Androiden
bei. »Ganz außergewöhnlich.«
An'ta verschränkte ihre feingliedrigen Finger und atmete tief durch. Trooid
und Thorpa hatten Recht. Für einen Moment war der Asteroid da, dann schien
er sich in einem diffusen Nebel aufzulösen, nur um Sekundenbruchteile später
wieder vor ihnen im Weltall zu schweben, als wäre nichts geschehen.
Im ersten Moment hatte sie gedacht, es würde sich um eine Fehlfunktion
des Brückenbildschirms handeln, bis Thorpa sie darauf aufmerksam gemacht
hatte, dass sich das Phänomen ausschließlich auf den Asteroiden beschränkte.
»Die Zykluszeit beträgt ziemlich genau vier Sekunden«, raschelte
Thorpa nach einem Blick auf seine Instrumente. »Eine Sekunde lang ist der
Asteroid hier, eine Sekunde lang im Transit, dann ist er eine Sekunde lang weg
und schließlich erscheint er in der gleichen Zeit wieder. Er wird nicht
einfach nur unsichtbar, er verschwindet komplett aus unserem Raum-Zeit-Kontinuum.«
An'ta kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Ich brauche eine
Funkverbindung nach Mole Mountain, Thorpa.«
Der Pentakka wedelte hilflos mit den Ästen. »Versuche ich die ganze
Zeit, Ma'am. Keine Antwort.«
Die Grey wandte sich an Weenderveen. »Können Sie sich vorstellen,
was da los ist?«
»Keine Ahnung«, schnaufte er. »Es könnte theoretisch ein
natürliches Phänomen sein, aber ich glaube eher, dass es etwas mit
dem elektromagnetischen Puls von vorhin zu tun hat. Aber ich kann es mir beim
besten Willen nicht erklären.«
»Hm«, machte An'ta. »Was ist mit den Leuten an Bord? Können
die das überleben?«
Weenderveen schürzte die Lippen. »Ich bin Kybernetiker, kein Astrophysiker.
Was das hier betrifft, bin ich genau so schlau wie Sie.«
An'ta sah Trooid fragend an. Der Androide hatte von ihnen allen das am schnellsten
arbeitende Gehirn. Wenn sich jemand einen Reim auf den kuriosen Zustand des
Asteroiden machen konnte – und darauf, was er für dessen Besatzung
bedeuten mochte – dann war es Arthur Trooid. »Was denken Sie?«
Der Androide legte die Stirn in Falten und sah zu Weenderveen hinüber.
»Ich könnte mir vorstellen, dass der Asteroid ein in sich geschlossenes
Kontinuum darstellt. Insofern haben die Wissenschaftler an Bord durchaus eine
Überlebenschance.«
An'tas Miene hellte sich auf. Alles würde gut werden! Trooid hatte gewiss
Recht. Sie mussten lediglich längsseits gehen und Sentenza und die anderen
retten. McLennane würde ihr eine Belobigung aussprechen,
Weitere Kostenlose Bücher