Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt
schon bemerkt, ihm aber keine Bedeutung beigemessen.
Er kannte sich mit dem Nimbus X-01 nicht aus und hätte nicht sagen
können, ob sich das Gerät in Betrieb oder lediglich im Standby-Zustand
befand.
Woher hätte er wissen sollen, welche Geräusche das Gerät normalerweise
machte und welche nicht?
»Das muss vorhin passiert sein. Bei dem Stromausfall. Möglicherweise
gab es da im Netz so etwas wie eine Lastspitze, und durch den Stromstoß
hat sich das Gerät eingeschaltet.«
»Aber bei dem Stromausfall, der alle Systeme an Bord erfasst hatte, hätte
sich doch auch der Nimbus-X01 wieder abschalten müssen.«
»Es sei denn«, überlegte Hoorn, »dass es sich gar nicht
um einen wirklichen Stromausfall handelte. Vielleicht hat der Nimbus X-01 nur
sämtliche Energie an sich gezogen, und alle anderen Systeme sind deshalb
fast bis auf Null heruntergefahren. Und jetzt hat es sich wieder beim normalen
Level eingependelt.«
» Normal .« Anande lachte trocken. »Wenn das hier normal
ist, hätte ich doch lieber wieder den täglichen Wahnsinn im OP.«
»Ich frage mich nur, wo die anderen sind«, murmelte Piirk-Kriiq beunruhigt.
Die Federn des Kassariers erzeugten ein fremdartiges Rascheln, als er sich schüttelte.
Anande zuckte mit den Schultern. »Sehen Sie? Das meinte ich.«
»Jetzt reißen Sie sich mal ein bisschen zusammen, Herr Kollege«,
herrschte Patricia Hoorn Piirk-Kriiq an. »Ich muss nachdenken.«
»Kommen Sie«, sagte Anande. Er lotste den Sessel des Kassariers aus
der unmittelbaren Nähe der gereizten Wissenschaftlerin. »Lassen wir
Frau Doktor Hoorn in Ruhe nachdenken.«
»Nun gut«, entgegnete Piirk-Kriiq pikiert. »Ich werde mir so
lange meine eigenen Gedanken machen, und anschließend tauschen wir uns
aus. Einverstanden?«
Doktor Hoorn ließ resignierend die Schultern hängen. »Was auch
immer.«
Danilo Tesmer begleitete Captain Sentenza und Professor Mandau zurück in
das Labor. Dem Söldner brummte noch immer der Kopf. Viel schlimmer aber
war, dass sich inzwischen das ungute Gefühl ihn ihm festsetzte, Mist gebaut
zu haben. Während er selbst seine Idee, den angreifenden Outsider mit einem
elektromagnetischen Puls außer Gefecht zu setzen, mangels Alternativen
für eine gute Idee gehalten hatte, teilten der Kommandant des Rettungskreuzers
und der vorzeitig gealterte Wissenschaftler seine Einschätzung nicht. Sie
hatten ihm noch nicht erklärt, was genau geschehen war, aber er wurde den
Verdacht nicht los, dass es etwas mit dem Einschalten des EMP-Emitters zu tun
haben musste. Sämtliche Versuche des Captains, mit seinem Schiff Kontakt
aufzunehmen, waren ergebnislos geblieben. Weder sein eigener Kommunikator noch
die Funkanlage oben im Leitstand waren in der Lage gewesen, eine Verbindung
zur Ikarus herzustellen. Da einige der Konsolen dort irreparabel beschädigt
waren, konnten sie noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob der Rettungskreuzer
überhaupt noch dort draußen war.
Das Labor war, abgesehen von den drei Männern, leer – genau, wie Sentenza
gesagt hatte. Die rote Notbeleuchtung tauchte auch hier alles in ein unwirkliches
Licht. Tesmer ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Wo sind die denn
alle bloß?«
Sentenza verschränkte die Arme vor der Brust und sah Mandau abwartend an.
»Das wird unser Professor uns sicherlich gleich erklären.«
Das faltige Gesicht des Mannes verzog sich zu einem schiefen Grinsen. »Hören
Sie«, er hob abwehrend die Hände, »ich habe Hyperraum-Navigation
studiert. Ich habe auch keine perfekte Erklärung für das, was hier
vorgeht.«
»Aber Sie haben eine Theorie«, hakte Sentenza nach.
»Ja, schon ...«
Tesmer richtete sich auf und betastete vorsichtig seinen schmerzenden Kopf.
»Dann lassen Sie mal hören.«
Mandau seufzte. »Also schön. Unterstellen wir für den Moment
mal, dass der plötzliche Spannungswechsel den Nimbus X-01 unerwartet eingeschaltet
hat. Was sagt uns das?«
Sentenza zuckte mit den Achseln. »Da es sich um eine Zeitmaschine handelt,
würde ich vermuten, dass wir uns bereits auf einer Zeitreise befinden.«
Tesmer stutzte. »Ja, aber warum nur wir und nicht die anderen?«
»Andersrum.« Sentenza schnippte mit den Fingern. »Vielleicht
sind es die anderen, die unfreiwillig weg gebeamt wurden, und wir sind diejenigen,
die hier zurückgeblieben sind.«
»Äh, nein.«
Mandau kratzte sich am Kopf und ging nachdenklich im Labor auf und
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