Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer
Sentenza versank tief in einem weichen Sessel, der
sich sogleich seiner Körperform anpasste. »Wie vereinbart sich das
mit Ihren eigentlichen Aufgaben?« Und was denken die Repräsentanten
der übrigen Völker darüber, die ohnehin schon am Platzen sind,
weil sie befürchten, dass bereits dem Raumcorps und der Konföderation
Anitalle von den Vizianern besondere Vorteile eingeräumt werden?
»Jemand muss sich doch um den armen Pakcheon kümmern«, zirpte
Trax 4, der hinter einem breiten Schreibtisch Blätter mit Notizen, Schreibutensilien
und andere Objekte ordnete, als gäbe es nichts Wichtigeres. »Er kennt
fast niemanden, und alle, die ihm vertraut sind, sind mit eigenen Angelegenheiten
beschäftigt. Es macht mich glücklich, Pakcheon alles zeigen und erklären
zu können. Er ist eine so liebenswürdige Person. Meine Kollegen können
auch eine Weile ohne mich auskommen.«
»Aha«, machte Sentenza und wunderte sich, was Pakcheon dazu veranlasst
haben mochte, die Hilfe des Fidehis zu akzeptieren.
Nur weil sie einander kannten?
Tatsächlich war es ein schwerwiegender diplomatischer Fehler, einen anderen
Botschafter als Sekretär zu beschäftigen – und das wusste
der Vizianer zweifellos.
»Und Ihre Kameraden? Vermissen Sie die anderen Trax' nicht?«
»Schon, aber das ist ein kleines Opfer, das ich gern bringe. Und meine
Gefährten auch. Pakcheon ist ein Freund. Er ist auch ein Freund vom Septimus.
Wir freuen uns, wenn wir etwas für unsere Freunde tun können.«
Sentenza war klar, dass er von Trax 4 nicht viel erfahren würde, egal,
wie viel das Wesen auch plappern mochte. Trotzdem hakte er noch mal nach: »Pakcheon
scheint seine Aufgabe überaus ernst zu nehmen. Soweit ich weiß, hat
er sich seit seiner Ankunft nicht einen Moment gegönnt, um seine Freunde
und Bekannten zu treffen, dabei würde ihm gewiss niemand einige private
Momente verübeln.« Er räusperte sich. »Ist etwas passiert?
Zwischen ihm und dem Septimus?«
»Das müssen Sie schon Pakcheon selbst fragen«, erwiderte Trax
4. »Ich weiß nichts ..., und wenn ich etwas wüsste, dürfte
ich natürlich nicht das Vertrauen Pakcheons enttäuschen.«
»Natürlich nicht«, stimmte Sentenza zu, obwohl ihm eine andere
Antwort lieber gewesen wäre. Das Botschafter-Kollektiv hatte eine tiefe
Zuneigung und eine schier grenzenlose Loyalität zu Cornelius entwickelt,
die Pakcheon offenbar einschloss.
Trax 4 vertiefte sich in seine Unterlagen, um zu verdeutlichen, dass er dieses
Gespräch nicht fortzusetzen wünschte. So konsequent kannte Sentenza
die Fidehis ... den Fidehi gar nicht.
Während Sentenza wartete, hatte er Zeit, den Raum zu betrachten. In den
wenigen Stunden, die der Vizianer hier war, hatte er es geschafft, dem Zimmer
seine persönliche Note zu verleihen.
Der Vorraum zu Pakcheons Büro, das sich, wie die Dienststellen der anderen
Delegierten, auf dem C-Deck von Vortex Outpost und nicht in der Nähe
der privaten Gemächer befand, war klein, wirkte aber hell und freundlich.
Trax 4 thronte auf einem eigens für seine Bedürfnisse entworfenen,
bequemen Stuhl hinter einem aufgeräumten Schreibtisch mit den üblichen
funktionellen Geräten und Gegenständen. In Reichweite der schlanken
Tentakel stand ein Wandregal, an dem einzelne Türen verbargen, was außer
Papieren und Speichermedien noch alles darin aufbewahrt wurde. In der Ecke schräg
gegenüber dem Arbeitsplatz von Trax 4 befand sich eine kleine Sitzgruppe
für Besucher. Hier und da sorgten üppig blühende Kübelpflanzen
für pastellfarbene Akzente ... An den Wänden hingen hochwertige Holografien,
die einen fremden Planeten zeigten.
Schade drum! Das kann er alles in den nächsten Tagen wieder einpacken. Der Abflug der Versorgungsschiffe und die Evakuierung der letzten Zivilisten,
darunter die Diplomaten, wurden bereits in die Wege geleitet. Erhebliche Umbauten,
die die Station in eine Festung verwandelten, waren seit den letzten Wochen
in Gange. Man hatte sich bereits so sehr an das gedämpfte Klopfen und monotone
Bohren gewöhnt, dass man es kaum noch wahrnahm.
Sentenza stand auf, um die Aufnahmen näher zu betrachten. »Sind das
Bilder von Vizia?«
Zu sehen war eine tropische Welt mit einer beeindruckenden Flora. Zwischen riesigen
Mammutbäumen und sanft gerundeten grünen Hügeln schmiegten sich
schlanke Gebäude an elfenbeinfarbene Felswände, als wären sie
aus ihnen
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