Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer
solchen Ausbrüchen
hinreißen lassen. Er gilt als sehr zuverlässig und penibel. Darum
entschied sein Chef, Commodore Färber von der Unregelmäßigkeit
zu berichten.«
»Lieber einmal zu viel gewarnt als einmal zu wenig«, erriet Sentenza
die Beweggründe der Männer.
»So ist es«, pflichtete Sally McLennane ihm bei. »Färber
fand ebenfalls, dass dies sehr mysteriös sei und gab die Unterlagen an
mich und einige Spezialisten weiter.«
»Und Sie sind der Ansicht, dass die Sorge berechtigt ist und der Techniker
sich nicht geirrt hat.«
»Es gibt eine Menge Leute, die horrende Summen für einen Blick in
die geheimen Daten des Raumcorps, insbesondere in meine zahlen würden,
und mindestens doppelt so viele, die das Geld gut brauchen könnten. Es
wäre dumm von mir zu glauben, dass unsere Sicherheitsvorkehrungen absoluten
Schutz garantieren könnten. Ein kluger Kopf, die notwendigen Hilfsmittel,
vielleicht beides zusammen – und unsere Geheimnisse sind keine mehr. Darum
wurden auch keine Daten über die Bombe gespeichert, und es gibt
niemanden, der die gesamten Unterlagen im Kopf hat. Was jedoch fehlt, sind Beweise.
Wir haben nur das Wort des Mannes, dass er sich das Ganze nicht eingebildet
hat. Die Experten konnten weder etwas finden, was die Aussage bestätigt
noch sie negiert hätte. Was halten Sie davon, Captain?«
Sorgfältig wog Sentenza seine nächsten Sätze ab.
»Wir wissen immer noch sehr wenig über die Outsider. Vor allem über
ihre Technologie ist uns nichts Konkretes bekannt. Von daher wäre eine
Erklärung für den Vorfall – wenn wir einen Irrtum des Technikers
ausschließen –, dass die Datenbank von einem eingeschleusten Agenten
mit entsprechendem Equipment angezapft wurde. Es ist eine Tatsache, dass es
Kollaborateure in unseren Reihen gegeben hat und zweifellos noch geben könnte.
Ex-Prinz Joran zahlt gut, und die Aussicht, aus dem bevorstehenden Krieg als
Sieger hervor zu gehen, mag ein zusätzlicher Anreiz sein zu versuchen,
unsere Pläne auszuspionieren.
Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass jemand anderes aus vergleichsweise
weniger brisanten Gründen Informationen über unsere Vorgehensweisen
und die Bündnispolitik sammeln wollte. Hat nicht jedes Sternenreich Angst,
als Kanonenfutter herhalten zu müssen und nach der Outsider-Krise schlechter
dazustehen als seine Nachbarn? Jeder der hier anwesenden Diplomaten ist in Sorge,
für sein Imperium vielleicht nicht genug herausgeholt zu haben, und beneidet
die Kollegen, die vermeintlich mehr Glück bei den Verhandlungen hatten.
So gesehen käme jeder der Botschafter in Frage. Und was die technischen
Möglichkeiten betrifft: Überall gibt es gute Wissenschaftler. Und
warum sollte man dem Raumcorps jede neue technische Entwicklung auf die Nase
binden?«
»Unterschätzen Sie nicht unsere Möglichkeiten«, entgegnete
Sally McLennane barsch. »Auch unsere Forscher und Agenten schlafen nicht,
aber unsere Kenntnisse können nie zu hundert Prozent auf dem aktuellen
Stand sein. Bis wir eine Information erhalten, kann sie bereits wieder veraltet
sein. Außerdem gibt es Verbündete, über die wir praktisch gar
nichts wissen.«
»Sie meinen Pakcheon.« Sentenza war nicht überrascht.
»Ah«, machte Sally McLennane, »also halten auch Sie ihn für
verdächtig.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber es ist ein unbestrittener Fakt, dass er sich gänzlich anders
verhält als bei Ihrer ersten Begegnung auf Sumire-A. Überdies dürfte
er eine überlegene Technologie zur Verfügung haben, mit der das Knacken
unserer Datenbank ein Kinderspiel ist. Und seine Motive sind nur ansatzweise
bekannt. Er mag wie ein Mensch aussehen, aber denkt er auch wie einer? Wollen
uns die Vizianer wirklich helfen, oder loten sie noch aus, welche Seite die
bessere ist?«
Gerüchte machten wirklich verdammt schnell die Runde, stellte Sentenza
fest. Leugnen hatte keinen Zweck. »Das ist noch lange nicht der Beweis,
den Sie suchen.«
»Was spricht dagegen, Pakcheon als Kandidaten Nummer Eins zu betrachten?«
»Was spricht dafür?«
»Keine Gegenfragen, Captain.«
Sentenza seufzte.
»Ich kann es mir nicht vorstellen. Wenn Vermutungen die einzige Grundlage
für Ihren Verdacht sind, ist Pakcheon als Täter zu offensichtlich,
als dass etwas dran sein könnte. Der Datendieb dürfte die gleichen
Überlegungen angestellt haben wie wir jetzt, und Pakcheons Ankunft kam
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