Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
Pentakka blinzelte. »Glauben Sie wirklich?«
»Ich bin davon überzeugt. Es gibt niemanden, dem man absolut vertrauen
kann. Mich haben Sie eben selbst als Täter ausgeschlossen. Pakcheon ist
mein Freund. Er braucht mich. Ich kann ihn in Sicherheit bringen. Dafür
muss ich jedoch frei sein.« Cornelius schob die Sehhilfe zurück auf
die Nase.
»Aber ...« Thorpa schüttelte sich leicht, als wolle er ein lästiges
Insekt verscheuchen. »Ich kann ... nicht ...«
Plötzlich kippte Cornelius zur Seite, rutschte vom Stuhl und fiel auf den
Boden. Unter Stöhnen krümmte er sich.
Es ging so schnell, dass Thorpa ihn nicht mehr auffangen konnte. Der Pentakka
schreckte regelrecht hoch und starrte verwirrt auf das Bild, das sich ihm bot.
»Septimus, was ist mit Ihnen?« Er hastete an Cornelius' Seite und
streckte seine Greifzweige nach ihm aus.
Cornelius stöhnte nur noch mehr. Seine Lider flatterten. Weißer Schaum
stand vor seinen Lippen und tropfte auf den Teppich.
»Septimus ...« Thorpa ließ ihn los, zitternd vor Entsetzen.
Er lief, so schnell ihn seine kurzen Laufwerkzeuge trugen, zum Schott und hämmerte
dagegen. »Machen Sie auf!«, brüllte er. »Schnell! Hilfe!
Hilfe! Ein medizinischer Notfall!«
Seine Stimme klang wohl panisch genug, dass der Posten sofort reagierte und
nicht erst über die Sprechanlage nachfragte, was passiert war. Die Tür
öffnete sich, und Thorpa blickte in die Mündung eines Stunners. Er
wich ein Stück zurück.
»Einen Arzt«, krächzte er. »Der Septimus braucht einen Arzt.«
»Was ist mit ihm?« Misstrauisch blickte die Wache an Thorpa vorbei
auf den krampfhaft zuckenden Körper, ohne die Waffe zu senken oder näher
zu treten. Die schaumige Lache unter Cornelius' Kopf breitete sich langsam aus.
»Ich weiß nicht«, rief Thorpa aufgeregt. »Er fiel ganz
plötzlich um. Vielleicht die Spätfolgen des Schocks. Oder verdorbenes
Essen. Stellen Sie keine Fragen. Holen Sie Dr. Anande ... Dr. Ekkri ... irgendwen.«
»Wieso haben Sie nicht das Sprechgerät benutzt?«, fragte der
Posten.
»Ich ...« Thorpa konnte keine Antwort geben. Hilflos wackelte er mit
den Zweigen.
»Dann rufen Sie jetzt in der Klinik an. Sofort!«
Der Sicherheitsoffizier schob die Waffe in seinen Gürtel und schubste Thorpa
in Richtung des Tisches. Nachdem der Mann über das Armbandfunkgerät
seinen Vorgesetzten informiert hatte, beugte er sich über Cornelius, um
ihn zu untersuchen.
Das war ein großer Fehler.
Sentenza schaute zu, wie Darius Weenderveen aus einer schlanken Flasche jedem
der Anwesenden den Plastik-Becher mit perlendem Krill-Wein zu zwei Dritteln
füllte. Allein Sentenza hatte Wasser vor sich stehen. Arthur Trooid war
lediglich aus symbolischen Gründen ein Trinkgefäß gegeben worden.
Zwar konnte er Speisen und Getränke zu sich nehmen, um den Anschein zu
erwecken, ein lebendes Wesen zu sein, doch wenn er mit den anderen Mitgliedern
der Ikarus -Crew zusammen war, verzichtete er darauf und ersparte Weenderveen
die aufwändige Arbeit, das Auffang-Behältnis anschließend leeren
und reinigen zu müssen. Auch An'ta hatte auf einem leeren Becher beharrt,
da sie wie jede Ceelie die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, wie sie
für die meisten Humanoiden normal war, als unhygienisch ablehnte.
Sentenza ließ seinen Blick über die Personen schweifen, die sich
in der Kabine, die er mit seiner Frau teilte, versammelt hatten. Natürlich
hätte er auch einen der Konferenzräume wählen können, doch
sollte dieses Treffen in den Augen zufälliger Beobachter einen privaten
Charakter haben, und letztlich war das auch nicht völlig verkehrt.
Fast alle waren gekommen: Sonja, Weenderveen, Trooid, An'ta und Anande. Thorpa
wollte später zu ihnen stoßen. Er war Anandes Bitte gefolgt, Septimus
Cornelius aufzusuchen, dessen Verfassung dem Mediziner Sorge bereitete.
Wir sollten mehr sein , dachte Sentenza verbittert. Es fehlen so viele:
die Kollegen von der Pronth-Hegemonie, Milton Losian, Templeton Ash ... Selbst den Gauner Knight und Shilla, mit denen sie öfters zusammen
gearbeitet hatten, vermisste er. Was aus den beiden wohl geworden war? Sentenza
konnte den Optimismus Pakcheons nicht teilen, der felsenfest davon überzeugt
war, dass seine Schwester im Geist lebte. Unzählige Mitstreiter
hatten sie durch die Outsider verloren, und es würde noch weitere Opfer
geben bis der Krieg vorüber war.
Würde die Besatzung der
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