Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
stoßen oder den Eindruck haben, dass etwas nicht in Ordnung
ist. Natürlich kann ich nichts versprechen, doch im Augenblick sehe ich
wirklich keine Alternative.
Celeste zu zerstören, wäre unser letzter Ausweg – und gleichzeitig
Taishos und unser Ende. Ich bezweifle, dass dieser Organismus ohne sein Gehirn
lange leben kann. Bevor wir diesen Schritt tun, sollten wir ein anderes Schiff
gefunden haben, um die Celestine verlassen zu können. Hier und in
absehbarer Zeit, fürchte ich, werden wir allerdings kein Glück haben.
Da müsste schon ein großes Wunder geschehen, und an Wunder glaubt
von uns keiner.«
Immer mehr bereute Jason, dass er seinen spontanen Einfall nicht für sich
behalten hatte. Weder wollte er, dass sich Shilla opferte, noch dass dieses
Vorhaben zu Taishos Assimilierung führte. Er hielt der Vizianerin die Hand
hin, um ihr auf die Beine zu helfen. »Abgelehnt. Du wirst das nicht -«
»Wäre die Situation umgekehrt, würdest du auch nicht zögern,
dein Leben zu riskieren, um uns zu retten.« Shilla starrte seine Rechte
an, rührte sich aber keinen Millimeter. »Ich gebe zu, dass ich Angst
habe und es lieber nicht versuchen würde, aber die Chancen stehen gar nicht
so schlecht. Fünf zu eins, würde ich sagen.«
» Nicht schlecht? « Jasons Unterkiefer klappte herunter. Die
Hand ließ er sinken.
»Oh, wir sind schon unter weitaus ungünstigeren Ausgangsbedingungen
mit heiler Haut davon gekommen. Hast du plötzlich kein Vertrauen mehr in
meine Fähigkeiten?«
»Ich habe kein Vertrauen in Celeste .« Jason ignorierte ihre
Ironie. »Wenn es schief geht, was kann ich dann noch tun, um euch zu helfen?
Wahrscheinlich bin ich der Erste, den sie eliminiert. Ich kann euch auch nicht
beide gleichzeitig hier heraus schleifen, dabei auf alles schießen, was
grünt und blüht, und nach einem sicheren Platz suchen, den es ohnehin
nirgends gibt. Vergiss, was ich vorhin sagte. Ich habe nicht nachgedacht. Ein
solches Experiment ist schlicht verrückt.«
»Verrückte Pläne sind unsere Spezialität.« Shilla lächelte
schwach. »Ich glaube nicht, dass Celeste unseren Gedanken Details entnehmen
kann, die wir ihr nicht mitteilen wollen. Sie ist definitiv kein Telepath. Wenn
ich Taisho erreichen kann, werden wir es zusammen bestimmt schaffen, unseren
Austausch vor ihr geheim zu halten.«
Jason wusste, dass sie sich zuversichtlicher gab, als sie tatsächlich war.
»Das gefällt mir nicht. Ich wünschte, du würdest einmal
auf mich hören – und es sein lassen.«
»Und dann? Warten wir auf Celestes nächsten Wutausbruch, der uns alle
vielleicht töten wird? Oder liefern wir erst Taisho ihrer Willkür
aus und wenig später uns selbst? Ihr ist klar, dass wir nicht tatenlos
zusehen werden, wenn sie ihn für nutzlos befindet und ... wer weiß
was mit ihm anstellt. Und dass wir danach zu keiner Kooperation bereit sind,
hat sie längst erraten. Unser Verhalten war eindeutig. So oder so sitzen
wir in der Zwickmühle, aber wenn wir geschickt genug sind und ein wenig
Glück haben, kommen wir aus ihr heraus. Also, drück uns die Daumen!«
»Shilla!«
Die Vizianerin schloss ihre Augen und schmiegte sich enger an das Podest mit
dem samtigen Bewuchs. Ihre Finger umschlossen fest Taishos Linke.
Im Laufschritt trafen Sentenza, Sonja, Anande und Weenderveen vor der Suite
von Septimus Cornelius ein. Sie schlängelten sich durch die Absperrung,
ohne von den Leuten des Sicherheitsdiensts aufgehalten zu werden. An'ta und
Trooid waren unterdessen in die Ikarus zurückgekehrt, um sich dort
für alle Fälle bereit zu halten.
Sentenza stellte mit einem schnellen Blick fest, dass Sally McLennane und ein
halbes Dutzend Sicherheitsleute die leeren Zimmer des Septimus' auf den Kopf
stellten. Die Direktorin des Raumcorps sprach mit einem Mann, vermutlich dem
Wachtposten, der bloß noch mit seiner Unterwäsche bekleidet war und
einen zerknirschten Eindruck machte. Einige Schritte daneben stand Thorpa mit
hängenden Zweigen und verwirrter Miene und ließ eine oberflächliche
Untersuchung durch Dr. Ekkri über sich ergehen.
Irgendwie hatte Sentenza geahnt, dass sie der Alarm zur Suite des Septimus'
rufen würde. So ein Idiot! Cornelius musste doch klar sein, dass
seine Flucht einem Geständnis gleich kam und ihm nun selbst jene, die die
Beweise angezweifelt hatten, mit Skepsis begegnen würden. Warum bloß
dieser sinnlose Ausbruch? Er
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