Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
Septimus«, antwortete Maier. »Außerdem konnten
wir Spuren ausmachen, wie sie nur fidehische Tentakel hinterlassen. Demnach
muss die Mappe auch durch die Hände ... äh ... Tentakel von Botschafter
Trax 1 – 6 gegangen sein. Andere Fidehis halten sich derzeit nicht auf
der Station auf.«
»Wären es keine veralteten Zeichnungen«, überlegte Sally
McLennane laut, »würde ich vermuten, dass das Botschafter-Kollektiv
Cornelius bei der Flucht helfen wollte und ihm Pläne der Station zukommen
ließ. Aber auch sie hätten es sich leichter machen und sich zumindest
die öffentlichen Unterlagen aus der Datenbank beschaffen können. Die
veralteten Zeichnungen haben kaum mehr einen Nutzen, und selbst die Korrekturen
stimmen größtenteils nicht mehr. Wozu braucht der Septimus diese
Zeichnungen? Um durch Luft- und Versorgungsschächte fliehen zu können?
Und wieso haben die Fidehis – wenn sie es waren – überhaupt Pläne
der Station angefertigt? Sie konnten zu dem Zeitpunkt doch gar nicht wissen,
dass Cornelius verhaftet und Unterstützung benötigen würde. Oder
gehören sie ebenfalls zu dem Komplott? Wie war das mit Trax 4?«
»Ich habe das Botschafter-Kollektiv um ein Gespräch ersucht«,
erklärte Sentenza rasch, da er keinen der Diplomaten durch ein unbedachtes
Wort vor den Zuhörern diskreditieren wollte – sie hatten nach wie
vor nicht mehr als bloße Vermutungen – und blickte auf seinen Zeitgeber.
»Sie wollten mich in einer knappen Stunde in meinem Büro treffen.«
»Jetzt«, befahl Sally McLennane. »Die Jungs sollen sofort hierher
kommen. Maier, schicken Sie zwei Ihrer Leute, die dafür sorgen, dass sich
die Fidehis nicht auch noch aus dem Staub machen.«
Maier gab die Anweisung über sein Sprechgerät weiter.
Sentenza wartete, bis er fertig war. »Korporal Dahlken sagte, Cornelius
hätte am Boden gelegen und Krankheitssymptome gezeigt. Was hat es damit
auf sich, Captain Maier? Es handelte sich doch wohl um einen Trick.«
»Zweifellos. Die Spezialisten sind noch damit beschäftigt, die Speichelrückstände
zu analysieren, die auf dem Teppich gefunden wurden. Wäre der Gefangene
krank, sein Essen verdorben oder vergiftet gewesen, hätte er kaum den Wachtposten
überwältigen können. Es kann also nur eine List gewesen sein.«
»Und was ist mit Thorpa?«
»Auf Dr. Ekkris Resultate warte ich ebenfalls noch.« Maier schüttelte
den Kopf. »Ich habe schon eine Menge erlebt, aber kein einziges Mal schaffte
es ein Gefangener, seine Wächter auf unblutige Weise und ohne irgendwelche
Hilfsmittel zu übertölpeln und sich anschließend in Luft aufzulösen.«
Cornelius' Gerissenheit rechtfertigte die frühe Beförderung zum Septimus
immer wieder, bemerkte Sentenza. Der junge Diplomat galt zwar als unbeschriebenes
Blatt, doch existierten Akten über einige Missionen, an denen er beteiligt
gewesen war, die als Verschluss-Sache behandelt wurden, was mehr aussagte als
der Klatsch der Kollegen und der Presse. Und wie es schien, stellten die durchgesickerten
Informationen lediglich die Spitze des Eisbergs dar. Warum auch hätte die
Konföderation Anitalle einen Dummkopf berufen sollen, wenn sie jemanden
wie Cornelius hatte?
»Ich möchte mit Thorpa sprechen«, sagte Sentenza.
Er stellte Augenkontakt mit Sonja her, die auch ohne Worte verstand. Leicht
schubste sie den Pentakka an, der, als wäre er betrunken, zu ihnen herüber
taumelte.
Innerlich gab Sentenza dem Korporal Recht. Thorpa schien nicht er selbst zu
sein. Ob der Septimus ihm alkoholische Getränke aufgenötigt hatte,
um ihn handlungsunfähig zu machen? Es sah Thorpa nicht ähnlich, im
Dienst zu trinken, aber Cornelius hätte die Arglosigkeit des Pentakkas
ausnutzen und ihn hereinlegen können. Als Thorpa nahe genug war, schnupperte
Sentenza unauffällig. Nichts. Thorpa roch wie immer nach jungen Blättern
und Rinde, aber nicht nach Alkohol.
Sentenza war dankbar, dass Sally McLennane es ihm überließ, Fragen
an sein Crew-Mitglied zu stellen. »Thorpa, wie geht es Ihnen?«
Es dauerte einen Moment, bis der Pentakka die Worte verstand. Er blinzelte einige
Male und vermied es, seine Zweige mehr als unbedingt nötig zu bewegen.
»Danke, der Nachfrage, Captain. Beschissen. Total beschissen. Meine Krone
tut weh ... So etwas ... so heftig habe ich das noch nie erlebt. Nicht einmal,
nachdem ich zum ersten Mal Kryll-Whisky probiert hatte.«
Kronenschmerzen
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