Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
aber anscheinend schaute er tatenlos zu oder leistete gar Beihilfe.«
Sentenza schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht.« Er wandte sich
an den Posten. »Oder hatten Sie den Eindruck, Thorpa würde die Flucht
des Gefangenen unterstützen?«
Dahlken verneinte.
»Waren andere Personen in der Nähe?«, setzte Sentenza seine Befragung
fort. »Ist vielleicht jemand an der Suite vorbei gegangen? Es könnte
einige Stunden her sein.«
»Nein, Sir, niemand. Auch der Kollege, der die Schicht vor meiner hatte,
sah niemanden. Außer den Diplomaten und ihren Leuten betritt kaum jemand
diesen Bereich, und die meisten sind bereits abgereist.«
»Hat der Septimus die Sprechanlage in der Suite benutzt? Wurde er angerufen
oder hat er andere kontaktiert?«
»Nein.«
»Also hat ihm niemand geholfen«, schaltete sich Sally McLennane ein.
»Zumindest nicht auf für uns nachvollziehbare Weise.«
Sentenza fragte sich, über welche Kapazität der geheimnisvolle Famuir
verfügte. Ob er Thorpa beeinflusst hatte? Oder den Septimus? Er sah seiner
Vorgesetzten an, dass sie ähnlichen Überlegungen nachhing, sie aber
nicht aussprach, da es für die Existenz eines nicht-vizianischen Telepathen
keine Beweise sondern nur die Behauptungen des Septimus' gab und sie die Situation
nicht durch Gerüchte komplizieren wollte. Es würde wenig nützen,
Detria mit diesem Namen zu konfrontieren. Ohne einen Telepathen, der den Wahrheitsgehalt
überprüfte, konnte der Möchtegern-Septimus das Blaue vom
Himmel lügen. Waren sie vielleicht alle längst der Realität enthoben
worden und Opfer einer Massen-Hypnose geworden? Auszuschließen war gar
nichts.
»Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen?« Sentenza war klar, dass Dahlken
seinen Job ordentlich erledigt hatte.
Dass ihm zufällig etwas ins Auge gesprungen war, was die Ermittlungen weiter
bringen konnte, wäre zu schön gewesen.
»Nein, Sir. Während meiner Schicht gab es nicht die geringsten Anzeichen,
dass der Gefangene Fluchtpläne hegte. Er verhielt sich ruhig und bereitete
keine Schwierigkeiten. Aber ...« Er zögerte.
»Ja?«
»Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist ... Thorpa verhielt sich
anders, bevor er mit dem Septimus sprach. Er wirkt seither ... ungewöhnlich
verwirrt und scheint nicht in der Lage zu sein, situationsgerecht zu handeln.
Natürlich bin ich kein Arzt und auch kein Psychologe, aber wenn Sie mich
fragen, dann hat der Septimus irgendwas mit Thorpa angestellt.«
Sentenza wechselte einen schnellen Blick mit Sally McLennane.
»Danke, Sie haben uns sehr geholfen«, entließ sie den Mann.
Dann gab sie einem anderen Sicherheitsoffizier ein Zeichen.
Sentenza kannte den Captain flüchtig vom Sehen. Maier III nannte man ihn,
da es auf Vortex Outpost über ein Dutzend Maier gab. In der Hand
hielt er eine schlichte Mappe.
»Haben Ihre Leute etwas gefunden?«, wollte Sally McLennane wissen.
»Ma'am, Captain ... Nein, leider nichts, was uns wirklich voran bringt.
Ich kann nur die Aussagen von Korporal Dahlken und Sergeant Vicart bestätigen,
dass es bis vor zehn Minuten keine Vorkommnisse gab. Die Räume des Septimus
wurden vor seiner Inhaftierung gründlich untersucht. Alles was in irgendeiner
Form bei einem Ausbruchsversuch von Nutzen hätte sein können, wurde
beschlagnahmt – nicht dass es viel gewesen wäre. Weder konnten wir
Spuren entdecken, die auf die Anwesenheit fremder Personen schließen ließen,
noch auf Zeichen von Gewalteinwirkung. Das Einzige, das vielleicht von Interesse
sein könnte, ist das hier.«
»Was ist das?« Überrascht blickte Sentenza auf die Papiere, die
Maier ihnen zeigte. »Sieht aus wie ... Sind das Pläne von Vortex
Outpost ?«
»Ja, aber aus der Zeit vor dem Umbau. Sie sind von Hand gezeichnet und
kopiert worden. Wer das gemacht hat, hat ein gutes Augenmaß und ein ebenso
gutes Gedächtnis. Einige der Veränderungen wurden nachträglich
eingefügt. Der Septimus hatte die Mappe versteckt, aber nicht sonderlich
gut.«
Merkwürdig , fand Sentenza.
Pakcheon hatte ein fotografisches Gedächtnis. Brauchte er trotzdem Blaupausen
der Station, würde er sie sich heimlich beschaffen und bestimmt nicht selber
zeichnen. Cornelius war durch seinen Augenfehler gehandicapt. Er konnte nur
schwerlich solche Karten anfertigen. Wer war es dann gewesen und hatte ihm aus
welchem Grund Kopien gegeben?
»Fingerabdrücke, DNA-Spuren?«, fragte Sally McLennane.
»Die vom
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