Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
...? »Sie haben doch nicht etwa getrunken?«,
erkundigte sich Sentenza, nur um sicher zu gehen.
»Natürlich nicht!«, fuhr Thorpa empört auf und stöhnte
sogleich. Dann senkte er seine Stimme zu einem Flüstern. »Ich kann
es mir wirklich nicht erklären. Es kam ganz plötzlich. Eben sprach
ich noch mit dem Septimus, er sagte etwas zu mir, und an alles, was danach kam,
kann ich mich kaum erinnern. Diese verdammten Kronenschmerzen!«
»Versuchen Sie bitte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was Cornelius
Ihnen erzählte«, drängte Sentenza, »und was geschah, als
Ihre ... äh ... Kronenschmerzen einsetzten.«
Thorpa schwankte wie ein dünner Baum, an dem eine leichte Brise zupfte.
»Was sagte der Septimus gleich noch mal? Wir redeten zunächst über
Belangloses ..., kamen dann auf den Anschlag zu sprechen ..., auf die möglichen
Motive des Täters ... Ich glaube, der Septimus versuchte, mich davon überzeugen,
ihm bei der Flucht zu helfen. Nicht dass er es direkt aussprach, es war mehr,
als wollte er mich dazu bringen, ihn aus freien Stücken zu unterstützen
..., ja, als bemühe er sich, mir diesen Gedanken ... einzupflanzen.«
Nach einer kurzen Pause ergänzte Thorpa: »Der Septimus sorgt sich
sehr um Pakcheon und befürchtet, dass er in großer Gefahr schwebt.
Ich weiß nicht mehr, was genau er zu mir sagte, als die grässlichen
Kronenschmerzen begannen, aber ich bin mir sicher, dass er um Hilfe bat.«
»Und die haben Sie ihm auch gewährt«, stellte Sally McLennane
lakonisch fest.
»Ich? Nie im Leben! Ich habe nichts getan.«
»Eben. Sie haben nichts getan und ließen den Septimus entkommen.«
»Das stimmt nicht ...«
»Wie meinen Sie das: eingepflanzt ?«, lenkte Sentenza Thorpa
zum eigentlichen Thema zurück.
»Wie ich es sagte. Durch Suggestivwörter, eine eindringliche Betonung
und eine leise Stimme. Selbstverständlich hat so was keine Wirkung auf
mich. Als Psychologe durchschaue ich Manipulationsversuche sofort. Und ein Mensch,
der darauf unbewusst reagiert, bin ich auch nicht.« Böse funkelte
er Sally McLennane an, die lediglich schnaubte.
»Hat der Septimus irgendetwas getan?« Sentenza ließ sich nicht
beirren. »Es kann etwas völlig Nebensächliches sein, dem Sie
bisher keine Bedeutung beimaßen.«
»Worauf wollen Sie hinaus?« Sally McLennane war nicht entgangen, dass
er Dahlken dasselbe gefragt hatte.
Sentenza hob leicht die Hand, um sie zu bitten, ihn nicht ständig zu unterbrechen.
Sie seufzte.
Thorpa dachte nach. »Nichts hat er getan, nichts, was wichtig sein könnte
oder darauf hingewiesen hätte, was er plante. Er saß die ganze Zeit
am Tisch, während wir redeten. Einmal stand er kurz auf, stellte das Geschirr
in den Reiniger ... Er bot mir ein Glas Wasser an, das ich ablehnte. Die Mappe,
die Captain Maier gefunden hat, legte der Septimus auch weg. Dann ... dann setzte
er sich wieder und wir sprachen weiter.«
»Sonst nichts?« Sentenza war enttäuscht.
»Na ja, er hat sich die Brille geputzt, aber das macht er ja ständig.«
»Hat er Sie angestarrt, während er keine Brille trug?«
»Hm ..., jetzt, wo Sie es erwähnen ... Ja, er sah mich auf sehr seltsame
Weise an. Mir ... mir war vorher nie aufgefallen, wie blau seine Augen sind.
Eine selten schöne Farbe ... Dann bekam ich plötzlich Kronenschmerzen,
und der Septimus brach zusammen.«
»Was geschah dann?«
»Ich war erschrocken, denn es hatte keine Anzeichen gegeben, dass er sich
nicht wohl fühlte. Zuerst alarmierte ich den Posten ..., dann gab ich in
der Klinik Bescheid ...« Die Zweige zitterten. »Die Wache lag plötzlich
am Boden ..., Cornelius war fort ..., der Sicherheitsdienst stürmte herein,
gefolgt von Dr. Ekkri ... und Sie sind auch gekommen, Captain. An mehr kann
ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Könnte ich bitte ein Trissien
haben?«
»Gedächtnisschwund?« Maier blickte fragend Dr. Ekkri an, der
hinzu getreten war. »Ich verstehe nur nicht, was an der Brille so besonders
sein soll.«
»Nicht die Brille ist es, ohne Brille passiert es.«
»Rod?« Verblüfft schaue Sonja ihn an.
Sentenza konnte den Gesichtern der anderen entnehmen, dass seine Frau nicht
als Einzige leichte Zweifel an seinemVerstand hegte. Er konnte es ihnen
nicht verübeln, denn die Theorie, die er konstruiert hatte, erschien ihm
selbst reichlich phantastisch. Aber das konnte einfach kein Zufall sein.
»Ich erkläre es Ihnen gleich. Doch
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