Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
Sentenza die Bewachung verstärken lassen, aber es
hatte nicht genügt. Cornelius' Herz schlug schneller, und er spürte,
wie ihm der Schweiß ausbrach. War er zu spät gekommen?
Die Feinde hatten schnell und brutal zugeschlagen. Er nahm sich nicht die Zeit
zu prüfen, ob die Männer vom Sicherheitsdienst tot oder nur bewusstlos
waren. Den Stunner bereit, schlich Cornelius auf das offene Schott zu. Ein Fehlschuss
hatte den Schließmechanismus zerstört.
Vorsichtig lugte Cornelius in das Zimmer. Er erspähte vier Personen, Humanoide,
die sich weiße Arztkittel übergeworfen hatten. Keinen von ihnen hatte
er jemals zuvor gesehen. Mit präzisen Handgriffen und nicht allzu sanft
befreiten sie Pakcheon von den Kabeln und Schläuchen und betteten ihn in
ein schmales, längliches Behältnis mit Deckel um. Vermutlich würde
er leichte Verletzungen durch diese rohe Behandlung davon tragen. Es schmerzte
Cornelius, das beobachten zu müssen.
Ein Umzugs-Container? Man wollte den Vizianer heimlich von der Station entführen,
vermutlich mit der Primula . Ob er den Transport in seinem kritischen
Zustand überlebte, bis man ihn aus dem Kasten herausholte, spielte offenbar
keine Rolle für diese Leute und ihren Auftraggeber. Cornelius spürte
Wut in sich aufsteigen.
Vier Mann. Das war viel. Was hätte er jetzt für eine Flasche mit Betäubungsgas
oder wenigstens eine Rauch-Granate gegeben ... Famuir schien sich nicht unter
ihnen zu befinden, anderenfalls wäre Cornelius gewiss schon bemerkt worden.
Der Deckel wurde auf den Container gelegt. Cornelius durfte seine Zeit nicht
mit dem Versuch vertrödeln, Sentenza oder wen auch immer davon zu überzeugen,
dass schleunigst Verstärkung in die Klinik geschickt werden musste. Und
selbst wenn der Captain unerwartet schnell begriff, bestand die Gefahr, dass
jemand anderes Cornelius entdeckte und die Verschwörer gewarnt wurden.
In dem dann ausbrechenden Durcheinander würde es den Kerlen leicht fallen,
mit Pakcheon zu verschwinden. Bis man ihre Spur vielleicht wieder aufnahm, mochte
der Vizianer bereits tot sein.
Cornelius zielte sorgfältig und schoss. Noch bevor der Mann betäubt
auf den Boden sank, hechtete Cornelius in den Raum, rollte sich über die
Schulter ab und fand Deckung hinter einem medizinischen Gerät – keine
Sekunde zu früh. Das Zischeln der Waffe hatte die Entführer aufhorchen
lassen, so dass sie sofort Schutz hinter den Liegen und Tischen suchten und
das Feuer aus ihren Strahlern erwiderten. Cornelius hatte ohnehin nicht damit
gerechnet, einen zweiten Treffer landen zu können.
Auf dem Bauch robbte er vorwärts. Er durfte nicht zu lange an derselben
Stelle verharren, sonst würde er bald eingekreist sein. Außerdem
bestand die Gefahr, dass ein verirrter Schuss den Telepathen verletzte. Die
Entführer nahmen bestimmt keine Rücksicht auf ihn, nachdem sie ihn
schon so achtlos in einen Container gesteckt hatten, der womöglich nicht
einmal ausreichende Sauerstoffreserven besaß. Ihre Waffen waren auf Töten
eingestellt – was auch die Frage beantwortete, wie es um die Wachen stand:
Die Männer waren wenigstens schwer verletzt, wahrscheinlich ermordet, um
die Täter nicht identifizieren zu können.
Ein berstendes Geräusch ließ Cornelius innehalten. Im gleichen Moment
spürte er einen Schauer klebriger Nässe auf sich niedergehen. Es stank
metallisch und faulig, rote und weiße Tropfen sprenkelten den Boden, die
Wände und die Geräte hinter ihm.
Der Mann, den er betäubt hatte. So wie jenem Attentäter, den Cornelius
hatte aufhalten können, waren offenbar auch diesen Leuten Bomben implantiert
worden, die sich automatisch aktivierten, sobald die Körperfunktionen von
der Norm abwichen. Furchtbar! Wer auch immer der Drahtzieher war, er
ging kein Risiko ein und tötete sogar die eigenen Getreuen und Marionetten,
damit niemand ihn verraten konnte. Das hieß, selbst wenn Cornelius seine
Gegner nur kampfunfähig machte, verurteilte er sie zu Tode.
Pakcheon ... und ich – oder die.
Die Feinde kannten keine Skrupel, erst recht nicht, wenn sie wussten, dass
sie sterben würden, erfüllten sie ihren Auftrag nicht. Cornelius durfte
sich daher auch nicht erlauben, Mitleid zu zeigen. Das konnte nur fatal für
ihn und Pakcheon ausgehen. Seine Sorge um den Freund wuchs. Er musste das Gefecht
so schnell wie möglich beenden und ihn hier raus schaffen.
Cornelius kroch um
Weitere Kostenlose Bücher