Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
die Station gelangt war, hatte keinen Grund mehr, etwas zu verbergen und
gestand alle Verbrechen, die sie zu dritt begangen hatten. Tatsächlich
gab es keine weiteren Verschwörer auf Vortex Outpost . Zu den Attentaten
waren ausnahmslos manipulierte Besatzungsmitglieder gezwungen worden. Was mit
Famuir geschehen würde, mussten die Gerichte entscheiden.
Aubern Tullia hatte bis vor zwei Jahren an zahlreichen Forschungsexpeditionen
teilgenommen. Offiziell suchten sie als Angestellte eines kleinen Konzerns nach
erzhaltigen Asteroiden und Monden; inoffiziell sammelten sie Informationen für
die Separatisten: Sie hörten den Funkverkehr anderer Raumer und Stationen
ab, sie kundschafteten die Routen vieler Schiffe aus und erforschten heimlich
Planeten, die andere Machtblöcke für sich beanspruchten.
Zufälligerweise befand sich Tullias Raumer in der Nähe, als die Ikarus Danari anflog. Nachdem der Rettungskreuzer seine Mission erfüllt hatte,
wurde ein Beiboot entsandt. In der Wüste stießen Tullia und seine
Begleiter auf einen halb verdursteten Mann: Famuir hatte zu den Priestern gehört,
die nach dem Verlust ihres Gottes von den Rebellen vertrieben worden waren.
Tullia, hatte den Eingeborenen zunächst nur pflegen lassen, um zu erfahren,
was die Ikarus auf diese entlegene Welt geführt hatte und ob es
sich lohnte, Handel mit den Danari zu treiben. Als er erfuhr, dass er es mit
einem Telepathen zu tun hatte, beschloss er, Famuir mitzunehmen, denn seine
Dienste waren wertvoller als sämtliche Bodenschätze oder Waren, die
die Eingeborenen anzubieten hatten.
Famuir war ein Ausgestoßener ohne Zukunft. Dankbar nahm er das Angebot
und die Identität von Byran Tullia, einem entfernten Verwandten Aubern
Tullias, an. Für seine Rettung fühlte sich Famuir Tullia verpflichtet,
aus Pflicht wurde Freundschaft, aus Freundschaft eine Vater-Sohn-Beziehung.
Famuir lernte zwar das Wesentliche, hatte aber wenig Ahnung von der intergalaktischen
Politik. Er tat für Tullia alles, ohne an den Motiven des älteren
Mannes zu zweifeln. Wie zuvor das Wort des Oberpriesters war nun das, was Tullia
befahl, Gesetz für ihn.
Der Konflikt zwischen der offiziellen Regierung auf Pollux Magnus und den Separatisten
war überall bekannt. Prinz Joran, der daraus einen Nutzen für sich
zu ziehen hoffte, hatte schon immer einige terroristische Zellen finanziell
unterstützt, auch jene, der Tullia angehörte. Es gelang ihnen, die
gemäßigten Gruppen zu unterwandern. Kayn Detria hatte keine Ahnung,
dass sich immer mehr Terroristen unter seine Leute mischten.
Er war jedoch darüber informiert, dass Tullia einen Fremdweltler als Erben
adoptiert hatte; das kam hin und wieder vor. Da Detria seine Mitarbeitergründlich
überprüfen ließ, musste Tullia ihn ins Vertrauen ziehen, gab
aber einen anderen Planeten, den er besucht hatte, als Famuirs Heimat an. Der
Bordcomputer des Schiffes war entsprechend korrigiert worden, und jene, die
auf Danari dabei gewesen waren, schwiegen für immer. Von Gamorrha III kehrte
niemand wieder. Außer Tullia – und später Ghanter – sollte
niemand von den besonderen Fähigkeiten Famuirs erfahren, denn zweifellos
hätten auch andere gern die Möglichkeiten der Telepathie für
sich ausgeschlachtet und Tullia als Störfaktor aus dem Weg geräumt.
Als Tullia Detria nach Vortex Outpost begleiten sollte, wurde er von
seinen Vorgesetzten angewiesen, Kontakt zu Ghanter aufzunehmen und diesen mit
allen Mitteln zu unterstützen. Joran und die Separatisten zogen am gleichen
Strang: Durch das Auftauchen der mysteriösen Vizianer musste mit Verschiebungen
der Kräfteverhältnisse, insbesondere zu Gunsten der Konföderation
Anitalle, und eine Wende im Outsider-Krieg gerechnet werden.
Ghanter schürte geschickt die Sorge Tullias, der befürchtete, dass
nur die Hauptwelten von der Freundschaft zwischen Cornelius und dem Vizianer
profitieren und die Randplaneten ausgeschlossen würden wie schon so oft.
Falls etwas an den Gerüchten dran war, dass der Septimus eine Sonderbehandlung
erwarten durfte, sollte er sterben. Pakcheon würde in Folge keine spezielle
Unterstützung gewähren, vielleicht sogar aus Trauer über den
Verlust abreisen und mit seinem Volk in die Isolation zurückkehren. Damit
bliebe der Status Quo gewahrt.
Tullia interessierten die Nachteile nicht, die sich daraus für die Allianz
ergeben mochten. Das Schicksal der
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