Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
Im ersten Moment habe
ich Sie wirklich für eine Vizianerin gehalten. Die Ohren passen zu Ihnen.«
»Ich bin aber -« Cornelius klammerte sich an Pakcheons Schultern fest,
als sein Oberkörper plötzlich zurück gebogen wurde und er drohte,
das Gleichgewicht zu verlieren. Im letzten Moment brachte er die Rechte zwischen
seine und Pakcheons Lippen. Sie brannten wie Feuer in Cornelius' Handfläche.
Pakcheons Atem streifte Cornelius erhitztes Gesicht. Böse funkelte er den
Vizianer an, dessen dunkle Augen nur wenige Zentimeter von seinen entfernt waren.
»Was soll das?«
»Darf ich etwa nicht meine mich liebende Gemahlin zur Begrüßung
küssen?«, entgegnete Pakcheon mit unschuldiger Miene.
Cornelius wusste wirklich nicht, ob Pakcheon es ernst meinte oder ob dies lediglich
einer seiner anzüglichen Scherze war. Detria hatte ähnliche Bemerkungen
gemacht, um Cornelius aufzuziehen. Innerlich stöhnte er. Jeder amüsierte
sich auf seine Kosten – was sonst? Nach den hässlichen Ereignissen
der letzten Tage brauchten sie alle etwas Erheiterndes, und Cornelius hatte
sich ihnen mit dieser Verkleidung auch noch selber ausgeliefert. Zur Hölle
mit Detria, Sentenza, Pakcheon und dem Rest des Universums!
»Erstens: Ich weine nicht. Meine Augen tränen, weil ich die Kontaktlinsen
zu lange trug.« Das war immer wieder ein Problem.
»Müssen Sie mir alle Illusionen rauben?« Pakcheon gab sich enttäuscht.
»Zweitens: Ich bin nicht Ihre Frau .« Cornelius atmete schwer.
»Darf ich Ihnen einen Antrag machen?« Der Duft nach Vanille und Sandelholz
war betäubend.
Das Spiel ging bereits viel zu weit. Pakcheon wollte doch nicht wirklich ...?
»Drittens: Ich bin überhaupt keine Frau !«
Pakcheon seufzte. »Das ist nicht zu ... überfühlen .«
»Das sagt der Richtige.« Cornelius wusste, dass seine blau gefärbte
Haut nicht erröten konnte, aber sie glühte. »Und viertens: Lassen
Sie mich sofort los. Ist Ihnen das denn gar nichts peinlich?«
»Wieso? Warum sollte ich meine Gefühle vor meiner Gemahlin verbergen?«
»Ich bin nicht Ihre ... ich bin überhaupt keine Frau«,
rief Cornelius hilflos.
»Dann haben Sie auch nichts zu befürchten. Als Frau müssten Sie
sich weit mehr Sorgen machen ... in dieser Situation.«
»Ich weiß , dass ich mir in Ihrer Gegenwart immer Sorgen
machen muss. Sie sollten xenophob sein und nicht pervers.«
»Für Sie mache ich gern eine Ausnahme.«
»Lassen Sie mich endlich los.«
»Dann fallen Sie auf Ihren Hintern.«
» Stellen Sie mich hin und lassen Sie mich los.«
Pakcheon gehorchte. »Sie sind ein Spaßverderber.«
Spaßverderber? Irritiert blinzelte Cornelius Pakcheon an.
Was auch immer in dem Vizianer vor sich ging, er hatte sich völlig unter
Kontrolle und ließ sich nicht anmerken, was er dachte und fühlte.
Waren die Anzüglichkeiten, mit denen er Cornelius ständig in Verlegenheit
brachte, seine Art, mit Ängsten und Anspannungen fertig zu werden? Oder
verbarg sich dahinter mehr, vielleicht eine unausgesprochene Hoffnung ... und
jetzt Enttäuschung? Was wurde von Cornelius erwartet? Der geschickte Wechsel
von Provokation und Rückzug erlaubte ihnen beiden, sich auf ... ungewohnte
Weise näher zu kommen, dann wieder auf Distanz zu gehen und stets das Gesicht
zu wahren. Pakcheons ehrliche Erleichterung und Freude über Cornelius'
Rückkehr war viel zu schnell durch dieses seltsame Spiel ersetzt worden,
dessen Regeln der Vizianer bestimmte und dem sich Cornelius nicht entziehen
konnte. Warum nicht? Ihm war klar, dass er im Moment die Antwort darauf gar
nicht wissen wollte.
Cornelius wich einen Schritt zurück, als die Arme ihn frei gaben. Ganz
automatisch zupfte er sein zerknautschtes Kleid zurecht und schob eine Locke
zurück, die sich aus seiner Frisur gelöst hatte. Pakcheon korrigierte
sein Gewand nicht. Nur nicht hin schauen.
Unverwandt starrte Pakcheon Cornelius an, dessen Nervosität sich kein
bisschen legte. »Ich frage mich, wie Sie das gemacht haben«, sagte
Pakcheon plötzlich und streckte neugierig seine Hand nach Cornelius aus.
»Sie haben sich doch nicht etwa operieren lassen?«
Cornelius schlug ihm auf die Finger, bevor sie eine seiner Brüste berühren
konnten. »Natürlich nicht. Obwohl Kosang sehr eloquent und beharrlich
auf alle Vorteile hingewiesen hat. Ich konnte dem Skalpell nur mit knapper Not
entkommen.« Wie der Herr, so sein Catzig. Kann auch eine KI einen bizarren
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