Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Obhut der allerbesten Pflegeeltern, die es hierfür
geben konnte. Und sie wussten, dass die Movatoren alles tun würden, um
sich und ihr Schiff – und somit auch Frederick – zu schützen.
Seltsamerweise schienen die Roboterwesen die Sorge von Sonja und Roderick begriffen
zu haben, auf ihre eigene, kühle, logische Art. Es ging in jedem Fall um
Arterhaltung, ganz gleich, ob Biologie oder Elektronik die Grundlage des Daseins
war.
Die Movatoren überraschten die Menschen, indem sie anboten – ja sogar
darum baten –, eine Samenbank mit an Bord zu nehmen, eingefrorene Eizellen
und Samen der Menschen. Es war ein düsterer, aber auch irgendwie tröstlicher
Gedanke. Wenn sie untergingen, konnten die Movatoren vielleicht in eine andere
Galaxie flüchten, in eine andere Zeit sogar. Und dort konnte die Menschheit
neu entstehen.
Sie hatten noch einen weiteren Verbündeten, der sich zurückhalten
würde, auch wenn seine Kampfkraft einen entscheidenden Vorteil bot. Die
Adlaten, letztlich aus dem gleichen Grund, wollten nicht geschlossen gegen den
Feind vorgehen. Sie waren nicht mehr zahlreich, und auch nachdem die Ikarus -Crew
ihnen hatte behilflich sein können, die Ursache für ihren Geburtenrückgang
herauszufinden, würde es noch lange dauern, bis sich die Population stabilisiert
hatte.
Das war nicht der Zeitpunkt, zu dem man alle jungen und fähigen Leute in
einen tödlichen Kampf warf. In der ersten Schlacht waren die Adlaten überraschend
aufgetaucht, aber den Vorteil gab es nicht mehr. Nun wussten die Outsider, wer
die größte Gefahr für sie darstellte, und gewiss würden
sie darauf aus sein, die Raumschiffwesen besonders schnell und effektiv zu vernichten.
Sentenza schloss die Augen.
Das Rad hatte begonnen, sich zu drehen. Die Phönix und die anderen
Rettungskreuzer starteten vermutlich in diesem Moment, um die bald zu erwartenden
Verletzten einzusammeln. Nur die Ikarus hielt sich verborgen, wartete
auf ihren Einsatz. Jede Stunde, jede Minute konnte die Hyperbombe fertig sein.
Dann würde ihr großer Lauf beginnen.
Bis dahin mussten sie warten.
Langsam setzte sich Sentenza wieder in Bewegung. Als er die Brücke erreichte,
erschien sie ihm sehr leer und sehr still. Er setzte sich auf seinen Platz und
begann, den Funkverkehr abzuhören. Die ersten Manöver, das erste Aufeinandertreffen
der Gegner. Die ersten Feuergefechte. Die ersten Verluste.
Und alles, was er tun konnte, war warten.
Der Himmel war wunderschön.
Park stand auf einer Anhöhe, einige Hundert Meter jenseits der Minenstation.
Er konnte von hier aus das Katapult sehen, wie ein glitzerndes Spielzeug. Die
Kuppel aus Silberfolie war noch in einer letzten großen Aktion demontiert
worden – keiner hatte das Risiko eingehen wollen, dass sie den Beschleuniger
behinderte. Er war geladen, der Doppelcontainer voller Erz saß fest im
ersten Ring. Ihn dort hinein zu bugsieren war die schlimmste Arbeit gewesen
Über den normalen sechs Ringen schwebten zwei weitere, millimetergenau
justiert durch winzige Steuerdüsen und Haltetaue. Sie würden der Fracht
eine Geschwindigkeit geben, die kein Container vorher je erreicht hatte. Kampfgeschwindigkeit,
wie sie es genannt hatten. Die von Park manipulierten Generatoren tief unten
in der Station konnten nur kurz die Energie dafür liefern, aber mehr brauchten
sie auch nicht. Danach würden sie aufgrund der Überlast – und
der Nutzung von unraffiniertem Nycolit als Energiequelle – explodieren
und den Asteroiden auseinander reißen. Es gab noch genug Erz in dem Gesteinsbrocken,
um eine Kettenreaktion auszulösen. Für einen Moment würde der
Asteroidengürtel eine eigene kleine Sonne haben.
Von hier aus schien das Katapult unscheinbar, ganz unpassend für das, was
es auslösen sollte. Ein Haufen Metall, irgendwie in eine funktionsfähige
Form gebracht. Es sah nicht aus wie eine Waffe. Und doch war es bereit, um Vernichtung
zu ihren Feinden zu bringen.
Park sah nicht mehr hin. Er drehte sich um, und die Station lag außerhalb
seines Blickfeldes. Er hatte nur noch Minuten, und er hatte sich entschieden,
sie nicht in der Gesellschaft der anderen zu verbringen. Er mochte sie, und
er wusste, dass sie Trost fanden in der Gemeinschaft. Er hätte zu ihnen
gehen können, aber das wäre ihm unehrlich erschienen, vor allem sich
selbst gegenüber. Er gehörte nicht wirklich zu ihnen, trotz der Jahre,
die sie auf
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