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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Autoren: Sylke Brandt
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würden.
Immerhin hatten sie größere Dinge im Sinn. Andererseits genügte
es, wenn sie ein oder zwei Hairaumer vorbei schickten, um sich rasch der Sache
anzunehmen. Wer mochte schon Gesellschaft bei einem Großeinsatz wie diesem?
Und die Outsider waren glühende Verfechter der ›Erst schießen,
dann fragen‹-Maxime.
    Wie hatte Pakcheon gesagt?
    Es würde spannend werden ...

    Da war es.
    Ohboy wusste, dass man ihm kaum eine Emotion ansah, wenn er das Datennetz trug.
Es war, als würden seine Gefühle in der Schnittstelle zwischen Mensch
und Maschine verloren gehen und sich nicht auf seinem Gesicht abzeichnen. Er
hatte nie herausgefunden, warum das bei ihm so war, und fand es eigentlich unheimlich.
Doch diesmal war er froh darüber, denn ansonsten hätte sein breites
Grinsen die Aufmerksamkeit dieses schnüffelnden Offiziers erregt. Er hatte
gefunden, was er gesucht hatte.
    Die Fernsensoren einer mit dem Schiff verknüpften Sonde hatten den Untergang
der Station Vortex Outpost aufgezeichnet, gewissenhaft und umfassend. Eine perfekte
Dokumentation für zukünftige Lehrfilme an den Schulen, wenn strahlende
Lehrerinnen in sexy Kostümen den Kindern etwas über den Krieg gegen
die Outsider beibrachten, der vor langer, langer Zeit stattgefunden hatte. Ah.
Rosarotes Zukunftsland ohne gehirnfressende Herrschereliten. Es gab Illusionen,
an denen musste man sich einfach festhalten. Ohboy war ein Spezialist darin.
Er mochte gute Illusionen. Sie brachten ihn durch die Tage. Sie halfen ihm,
nicht aufzugeben. Und manchmal wurden sie sogar Wirklichkeit.
    Er ließ die Sequenz noch einmal abspielen, in der die Outsider an der
Station andockten und kleinere Beiboote auf dem Prestige-Landedeck niedergingen.
VIPs kletterten nicht durch Schleusen, um an Bord der Station zu kommen. Warum
also sollten die Outsider es tun? Es passten nicht alle Boote auf das kleine
Deck und zwei blieben draußen vor dem sich schließenden Hangartor,
als würden sie ungeduldig in der Schlange stehen. Seit Minuten hatte es
keine anderen Aktivitäten als die der Outsider in der Nähe von Vortex
Outpost gegeben, aber davor hatte ein einsamer Torpedowerfer noch Geschosse
ausgespuckt. Vergeblich, wenn Ohboy die Daten richtig interpretierte, aber hartnäckig.
Und er kannte nur eine Person, die so verbissen war, dass sie einen Outsider
vermutlich noch mit einer Nagelschere angegriffen hätte.
    Melody war also zu dem Zeitpunkt noch am Leben gewesen. Die Sonde hatte den
Start der ersten Rettungskapseln nicht aufgezeichnet; zu dem Zeitpunkt war sie
noch zu weit von der Station entfernt gewesen, doch Ohboy vermutete, dass er
selber bereits nicht mehr auf Vortex Outpost war, sondern sein Heil in der Flucht
suchte. Verflucht. Warum war Melody nicht einfach mit ihnen zusammen abgehauen?
Er erinnerte sich kurz und heftig daran, wie er vor ihrem Raum gestanden und
gegen die Tür gehämmert hatte – allein der Gedanke war genug,
um ihn in Schweiß ausbrechen zu lassen. Er konnte nicht sagen, ob er jemals
zuvor so wütend und hilflos gewesen war.
    Das System, das seine Lebensfunktionen kontrollierte, ließ ein zögerliches
gelbes Licht in Ohboys virtuellem Sichtfeld aufflackern, als es die plötzliche
Erhöhung von Herzschlag und Muskelspannung wahrnahm, und mit Mühe
schüttelte er die Erinnerungen ab.
    Er konnte später entscheiden, ob er Melody zur Begrüßung umarmen
und küssen oder schlagen wollte. Jetzt musste er sie erst einmal finden.
Er wusste, wo sie war. So ungefähr jedenfalls.
    Die Systeme der Sonde hatten, kurz nachdem die Outsider auf die Station gekommen
waren, eine letzte Rettungskapsel registriert, die Vortex verließ. Commodore
Färber und sein Stab waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Manticore ,
einem Schlachtkreuzer, von dem aus sie nicht viel mehr tun konnten, als mit
anzusehen, wie ihre Station besetzt wurde.
    »Der Kapitän verlässt als letzter das sinkende Schiff, heißt
es.« Ohboys Murmeln war ein Gedanke, kein Laut. In dem virtuellen Raum
war das eh das gleiche. »Scheint so, als hätte Melody heute einen
Karrieresprung gemacht.«
    Die Rettungskapsel raste von der Station weg, aber die Outsider waren weder
blind, noch hatten sie ihren Sieg verfrüht mit einem vergorenen Gehirn
gefeiert, oder woran auch immer sie sich berauschen mochten. Einer von ihnen
versuchte, Melody abzuschießen. Als Ohboy die Aufnahme zum ersten Mal
gesehen
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