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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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nötig wäre, ohne mit der Wimper
zu zucken. Aber ein Datennetz war eine andere Sache. Das hatte mehr etwas davon,
sich von jemandem seine Zahnprothesen auszuleihen. Ohboy verzog das Gesicht
bei dem Vergleich, wusste aber gleichzeitig, dass der zu kurz griff. Es war
noch schlimmer.
    In seinem Job war das Datennetz eine extrem individuelle Sache, genau auf die
neurale Struktur seines Trägers zugeschnitten, eine sehr kostspielige Sonderanfertigung.
Nur das eigene Netz erlaubte einen einwandfreien und raschen Zugriff auf die
Systeme einer Raumstation wie Vortex Outpost und all die Subsysteme der Raumschiffe,
die dort zu Gast waren. Manche seiner Kollegen gingen so weit, dass sie behaupteten,
man könne gar nicht mit einem nicht-individualisierten Netz arbeiten, aber
das war die halbe Wahrheit. Es gab genug kleine Firmen, die sich die Spezialanfertigungen
nicht leisten konnten oder Einsatzorte, an denen die Benutzer dafür zu
oft wechselten.
    Doch, man konnte mit einem Standardnetz arbeiten, aber es war, als würde
ein Arzt eine Herz-OP vornehmen, wobei er dicke Fäustlinge und eine antike
Gasmaske trug, während unablässig brüllend laut Musik spielte.
Unbefriedigend, im besten Fall. Ein Desaster im schlimmsten. Ohboy vermutete,
dass die ersten beiden Waffenoffiziere individuelle Netze besessen hatten, die
jetzt mit ihnen zusammen auf der Krankenstation lagen. Ihr Ersatz hatte mit
diesem Teil vorlieb nehmen müssen, das Ohboy nun in Händen hielt.
Es hatte ihm offensichtlich nicht viel Glück gebracht.
    Für einen Moment überlegte Ohboy, ob er es wagen konnte, sein eigenes
Netz anzuschließen, denn natürlich hatte er es eingesteckt, als sie
von der Station geflohen waren. Doch er hatte es im Laufe der Jahre mit zahlreichen
nicht ganz den Vorschriften entsprechenden Erweiterungen ausgestattet, die ihn
einen nicht unerheblichen Teil seines Verdienstes gekostet hatten, und bei denen
er sicher war, dass sie mit der empfindlichen und aufmerksamen Sicherheitssoftware
des Kriegsschiffes in Konflikt kommen würden. Das Letzte, was er brauchte,
war ein von übereifrigen Firebots gegrilltes Datennetz, vor allem dann,
wenn er es gerade trug. Er würde in Nullzeit ebenfalls auf der Krankenstation
liegen, wenn sich sein Vorgesetzter überhaupt die Mühe machen würde,
ihn dort hinzubringen und ihn nicht gleich unzeremoniell durch die nächste
Luftschleuse entsorgte.
    Nein, das Risiko war zu groß. Ohboy spürte schon jetzt den Blick
des Offiziers auf sich und konnte seine Gedanken förmlich hören: Jetzt
sitzt der Typ da und starrt das Datennetz an, als sähe er so etwas zum
ersten Mal. Noch eine Sekunde, Junge, und ich komm rüber und schau nach,
ob es in deinem Kopf überhaupt ein Gehirn gibt, mit dem du arbeiten könntest .
    Mit einem kurzen Seufzen streifte Ohboy das Netz über und platzierte die
Hände in den Halterungen der Armstützen, wo sofort Sensoren zur Überwachung
seiner Körperfunktionen andockten und ihren Dienst begannen. Dann klinkte
er sich in die Sensoren und die Datenbank der Syras Stern ein.
    Es dauerte so lange, bis der Kontakt aufgebaut war, dass Ohboy schon dachte,
das Netz wäre beschädigt. Was er sehen konnte, als sich die streng
militärischen und nüchternen Formen der Schiffssysteme vor ihm entfalteten,
war leicht verschwommen und fahl und schien mit beachtlicher Verzögerung
an seinem inneren Blick vorbei zu ziehen. Mit der Geschwindigkeit einer tanzenden
Schnecke hangelte Ohboy sich mühsam durch die Struktur. Das Datennetz war
ein Fremdkörper in seinem Kopf, und er widerstand nur mit Mühe dem
Impuls, es sich vom Gesicht zu reißen und seine Haut zu reiben, bis das
widerlich unvertraute Gefühl verschwand. Er hatte Arbeit zu erledigen,
auch halb blind und taub. Die Syras Stern war ziemlich dicht an Vortex
Outpost gewesen, als die Station fiel, sonst hätten sie die Rettungskapseln
nicht so rasch finden und bergen können. Und wenn das der Fall war, dann
gab es alle Scannerdaten, die er haben wollte, in den Speichern.
    Er begann sofort mit der Suche, konzentriert und präzise, wie es sonst
keineswegs seine Art war. Mit der Zeit gelang es ihm immer besser, die Defizite
des Datennetzes zu ignorieren und sich nicht von ihnen ablenken zu lassen. Die
Welt außerhalb verlor jede Bedeutung, die Zeit verflog. Es gab nichts
für Ohboy als das System und sein Ziel.
    Der Erste Offizier, der ihn

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