Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis
Station militärisch
aufgerüstet haben, wurde einfach alles Unnötige rausgerissen, ein
dickes Schweißgerät geholt und Kanonen und Kraftwerke reingestopft.
Wir werden jetzt etwas feinsinniger vorgehen müssen.«
»Schmeißen Sie die Kanonen aber nicht gleich weg«, warnte die
Direktorin. »Ich will ja nicht unken, aber es kann schon sein, dass wir
sie eines Tages wieder brauchen.«
Färber sah McLennane forschend an, aber offenbar wollte sie dazu keine
weitere Aussage mehr beisteuern. Der Commodore seufzte.
»Wir schmeißen gar nichts weg. Dafür waren die Investitionen
viel zu hoch. Wir werden im Asteroidengürtel ein Depot errichten, dort
wird alles Kriegsgerät eingemottet. Wir lassen einige der superstarken
Kraftwerke in der Station, für defensive Aufgaben, aber auch für die
Erweiterungen, die ja bereits vor der Krise geplant worden sind.«
»Da muss ich Sie enttäuschen«, sagte Sally ruhig. »Die entsprechenden
Investitionen sind aus dem Haushalt des Raumcorps gestrichen worden.«
»Was? Warum?«
»Alle Sternenstaaten haben viel Geld durch den Krieg verloren. Und das
Raumcorps ist keine Ausnahme. Expansion ins Outback wurde bis auf weiteres auf
das absolute Minimum reduziert. Das gilt übrigens nicht nur für uns
sondern eigentlich für alle. Dieser Krieg mag relativ kurz gewesen sein,
aber er war schmerzhaft, vor allem ökonomisch. Der Handel ist im Krisengebiet
fast völlig zum Erliegen gekommen. In einigen Bereichen müssen wir
wieder bei Null anfangen. Manche Firmen haben Investitionen im Outback zurückgezogen
oder geplante Vorhaben gestrichen, es ist ihnen hier schlicht zu riskant. Selbst
Neue Welten schränkt seine Exploration deutlich ein. Vortex Outpost wird
weiter existieren, aber tatsächlich nur auf dem Niveau wie vorher und,
angesichts der Delle in den allgemeinen Expansionsbestrebungen, vielleicht mit
weniger Besuchern als vorher.«
Färber sah wenig beglückt aus. »Das sind schlechte Neuigkeiten.«
»Aber keine völlig unerwarteten.«
Der Commodore kommentierte das nicht. Sally sah, dass Färber etwas deprimiert
war und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Der Wiederaufbau und die
Rückführung auf zivile Nutzung stehen aber nicht zur Debatte, machen
Sie sich keine Sorgen. Die Phönix II wird hier genauso stationiert
wie die Ikarus , und außerdem planen wir zumindest für die
Rettungsabteilung noch ein drittes Schiff, früher oder später. Es
wird zumindest das gute alte Vortex Outpost werden, das wir beide kennen gelernt
haben. Und wer weiß? Auch die Kriegsfolgen sind irgendwann ausgestanden
und da draußen gibt es noch eine Menge Möglichkeiten. Da wird sich
noch einiges ergeben.«
»Früher oder später«, echote Färber, immer noch leicht
verdrießlich. »Und was ist mit Ihnen, Direktorin? Die gute alte Station
hat eine Menge erlebt, und vieles dieser Geschichte ist untrennbar mit Ihrer
Person verbunden. Haben Sie manchmal nicht Heimweh?«
Sally schien tatsächlich einen Moment überlegen zu müssen, ehe
sie antwortete.
»Eigentlich nicht. Sie haben Recht, wichtige Teile meines Lebens hängen
mit dieser Station zusammen. Dazu gehören auch die demütigendsten
Abschnitte meiner Arbeit für das Raumcorps. Das sind nicht alles Erlebnisse,
an die ich mich gerne zurück erinnere. Ich bleibe der Station und vor allem
der Rettungsabteilung weiter tief verbunden, dessen können Sie sich sicher
sein. Aber ich glaube nicht, dass ich mich nach den guten alten Zeiten zurücksehne.
Als Direktorin des Raumcorps kann ich viel mehr erreichen, um tatsächlich
gute Zeiten wieder herauf zu beschwören. Genauso, wie Sie jetzt die Station
wieder in eine zivile Installation verwandeln sollen, muss ich schauen, dass
wir die Spätfolgen dieses Krieges so schnell wie möglich bewältigen.«
»Heißt das, dass die Rettungsabteilung künftig wieder unter
rein zivilen Vorzeichen operieren wird und die Zuordnung zum Geheimdienst des
Raumcorps ein Ende findet?«
Färbers Frage hatte etwas Lauerndes. Er wusste genauso gut wie Sally, dass
Sentenza als nomineller Leiter der Rettungsabteilung von der Entscheidung Sallys,
diese dem Geheimdienst unterzuordnen, absolut nichts hielt. Und jetzt, da die
eigentliche Bedrohung, der Anlass für diesen Akt, verschwunden war ...
»Nein«, erklärte Sally kategorisch. »Ich werde mich nicht
in die Aktivitäten der Abteilung einmischen, aber die Zuordnung bleibt
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