Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis
fragen Sie mich bitte nicht nach dem Wohin,
aber da hat sich jemand ein nettes Pölsterchen verschafft.«
Serbald verzog das Gesicht.
»Pölsterchen, ja?«
Prekups Grinsen wollte nicht verschwinden.
»Nun ja, auch das ist keine Panikreaktion, das ist offenbar Geschäftspolitik
unter Decorian gewesen. Sie konnten es nicht völlig verschleiern, da sie
den Schotter ja irgendwo abzweigen mussten, aber sie haben es geschickt gemacht.
Eine ordentliche Buchprüfung hätte es sicher herausgefunden, aber
so lange Decorian die Oberaufsicht hatte, konnten er und Asiano sich so manchen
Reptilienfonds schaffen, der furchtbar legal aussah. Für Waisenkinder und
so.«
Serbald sah aus, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. Die gute Laune
Prekups angesichts dieser doch eher betrüblichen Nachrichten wirkte auf
ihn nun doch deplatziert. Er sah den Mann mit dem größten Maß
an Missbilligung an, zu dem er derzeit fähig war, und bemerkte sofort,
dass diese Kraftanstrengung absolut vergeblich war.
»Wann kennen Sie die genaue Summe?«
Prekup kratzte sich am Kopf.
»Och ja, ein bis zwei Tage müssen Sie mir noch geben. Ich habe ein
Rudel meiner Softwarebots durch das System gejagt, und sie hecheln den Fakten
noch hinterher. Decorians Leute haben auch ein paar falsche Knochen ausgeworfen,
die müssen erst mal abgenagt werden. Aber schauen Sie doch übermorgen
mal wieder vorbei.«
»Ja«, erwiderte Serbald. »Das werde ich tun. Gibt es irgendeinen
Hinweis auf den Ort, zu dem Decorian geflohen ist?«
Der Kurierkreuzer hatte sich absetzen können, ehe die Jäger der UHVO ihn erreicht hatten. Dante war nicht erfreut gewesen. Sie saß im Trägerschiff
wie auf glühenden Kohlen und fluchte wie ein Rohrspatz. Serbald war durchaus
froh, dass sie den Aufenthalt auf der Brücke ihres Schiffes einer Anwesenheit
auf Sankt Salusa vorzog.
»Nun ja ...« Prekup kratzte sich an seinen Bartstoppeln. Er kratzte
sich überhaupt viel.
Serbald aber wurde wach. Er hatte ein glattes Nein erwartet.
»Und?«
»Ich will mich da nicht festlegen, echt nicht. Aber ich habe da ein Log
für einen Flugplan, offenbar in Vorbereitung der Flucht erstellt und dann
nicht ganz so akribisch gelöscht. Ich habe nur mal drüber geschaut,
aber ich fand es schon komisch, dass der Flug sozusagen ins Nichts ging –
in ein unbesiedeltes System ohne Planeten. Arsch der Galaxis.«
Serbald musste sich beherrschen, um dem Mann nicht die Hände um den Hals
zu legen.
»Das hätten Sie sofort melden müssen!«
»Jaja, aber es war so viel los, und Ihre Jungs wollen alle fünf Minuten
was anderes von mir«, bequemte sich Prekup zu einer Antwort. »Ich
habe Ihnen mal die Koordinaten aufgeschrieben, vielleicht schicken wir mal wen
hin.«
Der Mann reichte Serbald ein Stück Verpackung, das wohl einstmals ein Automatensandwich
enthalten hatte. Er hatte ein paar Zahlen darauf gekritzelt. Serbald nahm es
mit spitzen Fingern in Empfang.
»Danke«, sagte er leicht entnervt. »Übermorgen dann.«
»Yep!«, war die einzige Antwort, die er noch bekam. Prekup war bereits
wieder in seine Arbeit vertieft.
Serbald rannte förmlich davon, das Papier vor sich haltend.
»Dies ist der Hauptgang, er führt zur Zentrale!«
Sentenza machte einen Schritt über das Häufchen Outsider, das An'ta
gerade wieder mit erstaunlich intensiver Theatralik ausgelöscht hatte.
Diesmal aber war sie nicht ungeschoren davon gekommen, denn drei Raumsoldaten
aus Jorans humanoider Mannschaft hatten sich ihnen ebenfalls entgegen gestellt.
Sie verfügten über hocheffektive Strahlwaffen aus Outsiderproduktion,
und so hatten sie nicht nur zwei Schluttnicksoldaten getötet, sondern auch
An'ta am Arm verletzt. Obgleich es nur ein Streifschuss gewesen war, der den
Kampfanzug versengt hatte, musste er zu erheblichen Verbrennungen geführt
haben. Die Grey ließ sich nichts anmerken und versuchte, ihre Aura von
Coolness zu bewahren, und die automatischen Pharmainjektionen des Anzuges hatten
sicher den Schmerz sofort und effektiv beseitigt – aber sie bewegte sich
jetzt weitaus vorsichtiger und hielt sich besser in Deckung als vorher. Sentenza
nahm ihr das Gehabe nicht übel, denn trotz aller Qualifikationen hatte
die Grey letztendlich eine rein zivile Existenz gelebt und zumindest in den
beiden letzten körperlichen Inkarnationen, von denen er wusste, keine militärische
Ausbildung absolviert.
Was vorher gewesen sein
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