Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
den Namen nie gehört. Würden sie sich weniger affektiert benehmen und hätten sie sich weniger aufgetakelt, wären sie ganz hübsch gewesen, vor allem jene mit dem violett getönten Haar. Seit Pakcheon aufgetaucht war, schien Violett die Lieblingsfarbe der Friseure und ihrer Kundinnen schlechthin zu sein.
Ein dicker Mann von der Sorte wichtiger Manager war in die Anzeige seines Lesegeräts vertieft, während er schnaufend, schnaubend, geräuschvoll kauend und schwitzend einen klumpigen Schonkost-Brei über seine chronischen Magengeschwüre schaufelte. Weil er las, merkte er nicht, dass seine getupfte, unvorteilhaft breite Krawatte in den Teller tunkte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Manager die Spitze abschnitt und sie mit dem Brei verschlang.
Eine dürre Raimundi pickte gelangweilt in ihrem Müsli herum. Wann immer sie glaubte, dass keiner zu ihr herüber sah, schnippte sie mit den Fingern die Körner, die sie nicht mochte, in alle Richtungen. Im Radius von drei Metern um ihren Platz herum würden die Reinigungsroboter mindestens so viel Arbeit haben wie mit dem Tisch von Vater und Sohn.
Es waren alles typische Gäste, wie man sie auf jedem Passagierraumer traf. Keiner machte den Eindruck, als gehöre er einer gefährlichen Organisation an und würde jeden Moment seinen Blaster ziehen, um den Besitzer eines mysteriösen Datenkristalls zu erschießen. Aber welchem Attentäter sah man auch an dass er ein Attentäter war? Cornelius wollte sich dennoch die meiste Zeit in seiner Kabine aufhalten und Kontakte vermeiden.
Als er satt war, setzten die Müdigkeit und das trügerische Gefühl ein, einstweilen in Sicherheit zu sein. Sein Adrenalin-Rausch war vorbei. Cornelius wollte jetzt nur noch schlafen. Wer konnte schon wissen, wann er wieder Gelegenheit dazu fand.
Die Bord-Zeit spielte keine Rolle für seine und die Ruhephase der übrigen Passagiere; sie stimmte sowieso nie überein mit der des Planeten, von dem man abgeflogen war beziehungsweise auf dem man landen würde. Normalerweise nutzte man die Dauer der Reise, um sich dem Rhythmus' des Zielorts anzupassen, aber Biblos II sollte nur eine Zwischenstation für Cornelius sein.
In seinem Quartier schaltete er das Radio ein und überprüfte flüchtig das Zimmer und sein Gepäck. Niemand schien in der Zwischenzeit hier gewesen zu sein.
Der Bord-Sender dudelte gängige Melodien, die gelegentlich von mehr oder minder aktuellen Nachrichten unterbrochen wurden, welche über Funk herein kamen und von einem Moderator im locker-flockigen Ton vorgetragen wurden. Neben Informationen zu den wichtigsten Entwicklungen in der bekannten Galaxis wurden vor allem die Neuigkeiten von den Planeten, die angesteuert wurden, verkündet: allgemeine Hintergrundinformationen aus Politik und Wirtschaft, das aktuelle Wetter, Klatsch und Mode – was den durchschnittlichen Reisenden interessierte.
Cornelius war froh, die Kontaktlinsen für eine Weile ablegen zu können. Seine empfindlichen Augen hatten sich bereits gerötet. Er schlüpfte aus dem Kleid, steckte es mit der übrigen Wäsche in den Reinigungsautomat und begab sich in die Nasszelle. Er stellte das Wasser so heiß, wie er es gerade noch zu ertragen vermochte, und genoss die massierenden Strahlen auf seiner Haut. Für ein paar Minuten nichts denken … Alles von sich schieben … Entspannen …
Was Pakcheon wohl gerade macht?
Es wäre schön, wenn er … Eine röchelnde Pumpe saugte das Wasser ab und führte es dem Recycling-System zu, während ein warmer Luftstrom Cornelius trocknete. Mit noch feuchtem Haar verließ er den winzigen Raum. Aus der Einkaufstüte zog er die Kleidungsstücke, die er später tragen wollte. Die Etiketten schnitt er mit einer Nagelschere ab und warf die kleinen Plastikschildchen in den Müllverwerter. Er sah seine anderen Sachen durch und entsorgte alles, was er nicht benötigte, auf dieselbe Weise. Je weniger Gepäck er mit sich führte, umso besser. Er brauchte ohnehin nicht viel und konnte sich jederzeit Ersatz beschaffen.
Das Radio spielte gerade einen modernen Schlager. Als die letzten schnulzigen Takte verklungen waren, ertönte die Stimme des Nachrichtensprechers. Cornelius gähnte und hörte kaum hin. Die Anspannung und der Schlafmangel forderten endlich ihren Tribut. Er ließ sich ins Bett sinken und wollte das Radio ausschalten. Abrupt verharrte seine Linke.
»… Kattaga . Aus noch ungeklärten Gründen explodierte das Schiff kurz vor Erreichen des Sprungtors. Die Suchmannschaften haben
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